Die Karriere von Marlene Jahl dürfte statt dem Absturz aus einer mentalen Achterbahn mit einem märchenhaften Showdown zu Ende gehen – und zwar bei den Olympischen Spielen in Paris.
Ursprünglich am 10. März im letzten Taekwondo-Qualifikationsturnier für die Spiele im Kampf um das Paris-Ticket ausgeschieden und zur ersten Nachrückerin avanciert, dann im Mai beim Karriere-Abschluss bei der EM verletzt, dürfte sich für sie nun tatsächlich noch der Olympia-Traum erfüllen.
Warten auf die offizielle Nachnominierung des Weltverbands
Die Russin Polina Chan, finale Sofia-Bezwingerin der nun weiter von Markus Weidinger gecoachte Jahls, erhielt am Samstag von einem dreiköpfigen Prüfgremium des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wie vier ihrer Landsleute keine Startberechtigung für den Saison-Höhepunkt, da jeweils die für Russen und Belarussen gesetzten Auflagen für eine Teilnahme nicht erfüllt wurden. Grund für die Auflagen ist der von Belarus unterstützte Angriffskrieg Russlands in der Ukraine.
"Die Gefühlslage ist überdrüber, ein Puls von 180. Die Freude ist extrem", sagte Jahl am Samstag im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Im Hinterkopf hatte sie dieses Szenario, da Chan schon davor ein militärischer Konnex nachgesagt worden war.
"Aber es hat so lange gedauert, und es ist Juni und die Hoffnung ist kleiner geworden." Gejubelt werde aber noch nicht. "Wir müssen noch auf die offizielle Nachnominierung des Weltverbands warten. Es sind noch ein paar Schritte vor uns. Dieser erste Schritt aber ist ein ziemlich großer und ein sehr wichtiger."
Trocken- und Standübungen nach dem Fußbruch
Der Sieg in Sofia im Duell um Platz drei – die beiden Finalistinnen der Klasse bis 67 kg erhielten eine Paris-Fahrkarte – stellt sich für die WM-Dritte 2022 nun als sehr wichtig heraus.
"Die Motivation für diesen Kampf war schwindend, nachdem man sein großes Ziel verfehlt hat. Aber gerade da habe ich gezeigt, dass ich abrufen kann, was ich draufhabe." Die EM sollte dann kurz entschlossen ihr letztes Karriere-Turnier sein, es endete für die 29-Jährige mit Platz fünf und einem Fußbruch rechts.
Noch befinde sie sich in der Regenerationsphase. Wegen der Olympia-Hoffnung hat sich die Medizinerin allerdings schon vor rund drei Wochen wieder ins Krafttraining gestürzt, aktuell geht es ins Grundlagentraining. "Mit dem Fuß kann ich noch nicht so viel trainieren, jetzt machen wir viel Trockenübungen, Standübungen. Wir hoffen, dass wir in zwei Wochen wieder voll reinstarten können."
Über die Einladung einiger Trainingspartner soll die Form rechtzeitig vor den Spielen – für die letztgültig das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) nominiert – wieder zurückkommen.