Eine Medaille ist zwar außer Reichweite, für Alois Knabl geht es in Paris aber primär sowieso um eine Versöhnung mit Olympia.
Denn bei seinem Debüt vor drei Jahren in Tokio stürzte der Triathlet und konnte das Rennen nicht beenden. "Ich habe noch eine Rechnung offen", sagte der 32-jährige Tiroler vor seinem zweiten Olympia-Start am Dienstag (08.00 Uhr). Wie sein engerer Landsmann Tjebbe Kaindl hofft Knabl auf ein gutes Ergebnis, wann auch immer das Rennen stattfindet.
Denn die Wasser-Qualität der Seine hatte nicht nur die Schlagzeilen rund um die Bewerbe im Freiwasser-Schwimmen und Triathlon beherrscht, wegen zu schlechter Wasser-Qualität konnte am Sonntag und Montag im Fluss nicht trainiert werden.
Um 4.00 Uhr soll am Dienstag entschieden werden, ob gestartet werden kann. Zu dieser Zeit wird das Athleten-Duo schon wach und in der Rennvorbereitung sein. Es gibt Zuversicht, dass das zuletzt bessere Wetter die Wasser-Qualität entscheidend verbessert hat. Ersatztermin - auch für das Mittwoch-Rennen der Frauen - ist der Freitag.
"Gehe das Risiko gerne ein"
Generell macht sich Knabl keine großen Gedanken, ob das Schwimmen in der Seine gesundheitsbelastend sein könnte. "Ich habe nach dem Schwimmen in der Seine noch nie irgendetwas gehabt", erklärte er.
"Das ist Olympia - wenn danach etwas sein sollte, dann ist es einfach so. Das Risiko gehe ich gerne ein." Kaindl musste zugeben, dass das Wasser "nicht super-sauber aussieht. Aber wir haben einige Wettkämpfe, bei denen das Wasser nicht unbedingt gut ist." Während Knabl bereits Wettkampf-Erfahrung im berühmten Gewässer hat, ist es für seinen Teamkollegen Neuland.
In der Vergangenheit wurde die Seine wegen hoher Werte an Fäkal-Bakterien wie E. coli auch schon als die "Toilette von Paris" bezeichnet. Zuletzt stieg allerdings die Bürgermeisterin Anne Hidalgo ins Wasser, um zu zeigen, dass der Fluss olympiareif sei. Es sollen rund 1,4 Milliarden Euro investiert worden sein, damit die Verschmutzungswerte den Normen entsprechen.
Rad-und Laufstrecke "nicht so anspruchsvoll"
Die Rad- und Laufstrecke sei nicht spektakulär, hob Knabl hervor. "Sie ist sehr schön, weil du radelst auf der Champs Elysses, du siehst teilweise den Eiffelturm. Aber es ist alles ganz flach, es ist nicht technisch. Es sind ein paar Kurven drinnen, aber man kann alles mit Highspeed fahren."
Kraft und Gruppendynamik seien die Hauptaspekte. "Es ist schwierig, dass man seine Technik ausspielt. Eine trotzdem coole und schöne Strecke, aber vielleicht nicht so anspruchsvoll, wie Tjebbe und ich sich das gewünscht hätten." Sein Rad sei indes mit Verspätung eingelangt, so Knabl.
Bei einem idealen Rennverlauf ist für "Luis" Knabl im 55-köpfigen Feld ein Top-20-Rang möglich. "Ich will mich nicht auf eine Platzierung festlegen. Ich habe mich gut vorbereitet, die Form ist gut", betonte er im APA-Gespräch. Kaindl geht ohne Druck ins Rennen.
"Ich bin in einer Rolle, in der ich nur überraschen kann", sagte der 25-jährige Tiroler. Das Wichtigste sei für ihn, Erfahrung für die nächsten Sommerspiele in Los Angeles zu sammeln. "2028 bin ich dann im besten Alter, was Triathlon betrifft. Es ist ein Bonus, das jetzt schon einmal alles miterleben zu können."
Favoriten aus Großbritannien und Neuseeland
In Paris sind die Favoriten über 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen andere. Etwa der Brite Alex Yee und Hayden Wilde aus Neuseeland, beide Medaillengewinner in Tokio, oder Lokalmatador Leo Bergere. D
er norwegische Titelverteidiger Kristian Blummenfelt konzentrierte sich in den vergangenen Jahren mehr auf die Ironman-Distanz, geht aber ebenfalls an den Start. Nächstes Jahr will der "Norsker" laut seinem Trainer aufs Rennrad und auf die Straße wechseln, das Fernziel soll die Tour de France 2026 sein.
Knabl, in Japan nach einem Sturz mit Rad-Defekt ausgeschieden, hofft als starker Schwimmer auf einen guten Start. "Vielleicht muss ich da auch schon in Führung gehen. Und dann einfach hoffen, dass die Spitzengruppe im Radfahren gut zusammenarbeitet und man einen Vorsprung auf die Laufstrecke mitnimmt", sagte er über seine Strategie.
"Optimal wäre eine Gruppe zwischen 10 bis 20 Leuten mit einem guten Polster. Wenn 55 Leute gleichzeitig auf die Laufstrecke gehen, wird es ziemlich hart. Da sind ein paar Athleten, die die 10 km unter 29 Minuten laufen."