Lara Vadlau und Lukas Mähr haben es auf den Punkt gebracht. Beide waren in ihren davor absolvierten Olympia-Kampagnen nicht erfolgsgewöhnt gewesen, doch der Mix zwischen ihnen in der neuen Mixed-Besetzung der 470er-Klasse hat von Anfang an gepasst.
Bei den seit ihrem Zusammenschluss 2021 absolvierten Großereignissen ohne Medaille geblieben, landeten sie nun bei den Sommerspielen in Paris den großen Coup - und das noch dazu in Gold.
Das 470er-Boot war den beiden schon wohlvertraut gewesen, als sie ihre gemeinsame Kampagne starteten. Die mit viel Talent und vielleicht noch mehr Ehrgeiz gesegnete Vadlau war mit der vor den Rio-Spielen eingebürgerten Jolanta Ogar als Favoritin in die Frauen-Konkurrenz der 470er gegangen, ausgerechnet bei der wichtigsten Regatta wurde es aber nur Rang neun.
Die Favoritenrolle hatte sich das Duo in den vier Weltmeisterschaften davor mit zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze verdient, dazu holten Steuerfrau Vadlau und die um zwölf Jahre ältere Ogar zwei EM-Titel.
"Konstellation nie besser"
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Vadlau und Mähr: Die Ruhe des Ozeans statt Heavy Metal
Die Kooperation brachte zwar noch den Gesamtweltcupsieg 2016, hatte aber auf längere Sicht keine Zukunft. Ogar startete mit Agnieszka Skrzypulec und für Polen eine weitere Olympia-Kampagne, was in Tokio prompt in 470er-Silber mündete. Vadlau freilich ging in eine seglerische Auszeit.
Seit sie sieben Jahre alt war, hatte sie Segel gesetzt. "Meine Eltern hatten mich in ein kleines Boot namens Optimist gesteckt", erinnert sich Vadlau auf ihrer Homepage zurück. "An diesem Tag fegte der Wind nur so übers Wasser und meine große Leidenschaft für diesen Sport war geboren!"
Dann war aber einmal Pause. Die Kärntnerin stürzte sich in ihr Medizinstudium, schloss es überaus erfolgreich ab. Und auch wenn sie mit ihrer Doktorarbeit bis 2023 beschäftigt war, die Liebe zum Segeln war wieder da. Die Umstellung der 470er tat das Übrige.
Sie habe noch eine Rechnung mit Olympia offen, sagte die 30-Jährige. "Die Ausgangsposition war zu verlockend, die Konstellation nie besser", erklärte Vadlau damals. Während die mit Eva-Maria Schimak 2012 in London 20. der 470er-Klasse auf ihre dritten Spiele losging, visierte der vier Jahre ältere Mähr seine ersten an.
"Immer das Messer halb im Hals stecken gehabt"
"Luki und ich haben ein Super-Team in den letzten Jahren geformt, wir haben mega-hart gemeinsam gearbeitet", sagte Vadlau über ihren Vorarlberger Vorschoter. "Jetzt macht es einfach Spaß, mit ihm gemeinsam zu segeln. Wir kämpfen, bis der letzte Meter geschafft ist, und ich finde, das macht es aus. Als Team sind wir einfach stark."
Als solches wurde in der Olympia-Regatta der Druck nach der Disqualifikation in der ersten Wettfahrt weggesteckt. Vadlau: "Wir haben dann immer das Messer halb im Hals stecken gehabt. Angenehm war es nicht."
Mit Mähr hatte die Lebensgefährtin der deutschen Teamfußballerin Lea Schüller jemanden ins Boot geholt, der ebenfalls mit Akribie für den Erfolg arbeitet. OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid bezeichnete Mähr als "einen der besten 470er-Vorschoter der Welt".
Der heute 43-jährige Schmid muss es als dreifacher olympischer 470er-Steuermann (8. in Rio 2016) wissen. Mähr, mit Frau und seinen beiden Kindern in Gutenstein in Niederösterreich lebend, kniete sich den Erfolg vor Augen hinein. Anders als Vadlau hatte er in seiner Segelkarriere noch nicht so viel gewonnen.
Perfektes Timing - "Wissen, worum es geht"
Sein engerer Landsmann David Bargehr war über drei Olympia-Kampagnen sein Steuermann, Höhepunkt der beiden war der Gewinn von WM-Bronze 2017. Auf olympischer Ebene hatten die ehemaligen Junioren-Vizeweltmeister kein Glück. Für 2012 und 2016 erhielten Schmid und Florian Reichstädter den ersegelten 470er-Quotenplatz, für 2021 wurde die Qualifikation verpasst.
Mit Vadlau passte das Timing besser. Zwar war bei drei Welt- und Europameisterschaften bei der WM 2023 Rang vier mit der Erringung des Olympia-Quotenplatzes das Maximum, nun waren sie aber am Punkt da.
Schmid weiß, warum. "Lara hat es geschafft, Luki, der auch eine starke Meinung hat, in das Boot zu holen. Das Teamgefüge Lara - Luki funktioniert sehr gut. Sie wissen, worum es geht. Sie haben sich nicht beirren lassen. Luki hat mit der Familie ganz viel hinten angestellt. Lara hatte ein paar Dinge upzudaten. Dem gilt es sehr viel Respekt zu zollen."
"Ich sage nicht, dass sie privat die besten Freunde sind, aber am Boot hakeln sie voll rein. In jeder Sekunde geben sie alles - sie haben Respekt voreinander, es gibt aber auch Reibung. So haben sie sich vorwärts gearbeitet."