Drei Jahre lang dauerte der Weg auf den Olymp.
Tokio 2021 erlebte Lara Vadlau als vermeintliche Sportpensionistin, nun steht sie zusammen mit Lukas Mähr ganz oben auf dem Podest. Mit Gold um den Hals.
Nach der Enttäuschung von Rio de Janeiro, als es mit Jolanta Ogar als Topfavoritinnen nur einen neunten Platz gab, entfachte die Zuschauerrolle bei den letzten Spielen das olympische Feuer in der angehenden Ärztin erneut.
"Als ich das im TV sah, habe ich gespürt, dass da noch etwas in mir ist. Das sich beweisen wollte", bemerkte die damalige Medizinstudentin.
Die Eltern waren glücklich
Zuerst erfuhren die Eltern vom Plan, wieder in den Sport zurückzukehren. "Da habe ich gedacht, die reagieren anders darauf. Weil sie meine neue Karriere sehr gepusht haben. Vor allem meine Mama. Aber es waren beide happy. 'Du hast den Abschluss. Mach, was dich glücklich macht', meinten sie", erinnert sich die frische Olympiasiegerin zurück.
Die Chance auf mehr mit Mähr tat sich auf, weil die 470er-Klasse zum Mixed-Bewerb umgemodelt wurde. Eine Chance, die sich Vadlau nicht entgehen lassen wollte.
Zumal das Thema "Olympia" beim Vorarlberger bis dato ein weißer Fleck auf der Landkarte war, auch er sich dahingehend noch einen Beweis schuldig war.
Da ist das Ding! So feiern Vadlau/Mähr die Gold-Medaille
Eine Zusammenarbeit nicht nur am Boot
Die neue Partnerschaft wurde schnell zur Symbiose, auch wenn die ganz großen Erfolge vor Olympia noch ausblieben. Vadlau und Mähr ergänzten sich vor allem vor der "Doppelbelastung" der Steuerfrau mit dem Medizinstudium gut.
"Es wäre ohne Luki nicht möglich gewesen. Er hat so viel auf sich genommen, vor allem bei der Boots-Arbeit. Ich habe meine Doktorarbeit schreiben dürfen, er hat sich hauptsächlich um das Boot gekümmert", bedankte sich die nun fertig Ausgebildete bei ihrem "Co-Piloten".
Die Zeit weg vom Sport habe sie "geerdet" und die Freude am Sport wiedergebracht. "Ich habe gelernt, das alles mehr zu schätzen. Jeder Sportler kann sich glücklich schätzen, dass wir das machen dürfen, was wir lieben", so Vadlau.
"Und da geht man dann ganz anders in den Tag rein. Immer, wenn wir auf's Wasser kommen, denken wir uns: 'Geil! Jetzt sind wir endlich wieder draußen'."
Das größtmögliche Opfer
Auch Mähr opferte viel. Der zweifache Vater musste auf dem Weg zu Gold viel Zeit ohne die Frau und seine beiden kleinen Kinder verbringen.
"Das ist das Schönste, was man zurückgeben kann. Ich habe nicht gesehen, wie die Kinder Fahrrad fahren gelernt haben und all das. Da ist schon Wahnsinn, wenn man zeigen kann, dass wir nicht umsonst so viel Zeit reingesteckt haben", hatte die Medaille für den Vorschoter noch so viel mehr Bedeutung.
Das zeigten auch die Tränen, die er vergoss, als er auf die erste Umarmung mit den Liebsten angesprochen wurde.
"Man versucht einfach zusammenzuhalten. Meine Frau schuftet alleine hart. Wer Kinder hat, weiß, was das bedeutet."
Nicht vom Weg abbringen lassen
Dass sich der Weg zu den Olympischen Spielen 2024 zäh gestaltete, machte noch mehr Durchhaltevermögen notwendig.
"Es war ein wahnsinnig schwieriger Prozess, den wir durchgegangen sind. Wir wissen, wir können viel. Aber es kratzt natürlich am Selbstbewusstsein, von außen zu hören, nicht mehr in den Top drei zu sein. Auch wir kämpfen mit Unsicherheit. Aber wir haben als Team zusammen gestanden", so Mähr.
"Wir haben gesagt, wir haben einen Plan und stehen dazu. Auch wenn es sich dieses Jahr zeitweise sehr schwierig angefühlt hat mit den Ergebnissen. Aber das große Ziel war ein anderes", blieb der Vorarlberger unbeirrt.
Keine Rede von Gold
Aber ganz ohne Druck sei das Duo auch nicht nach Marseille gereist. Dass Olympia alles untergeordnet wurde, äußerte sich schließlich auch in der Schonung des besten Materials. Was negativen Einfluss auf die vorhergehenden Ergebnisse hatte.
"Und irgendwann fällt es einem schwer, weil doch der Moment kommt, an dem du dir denkst, dass ein wenig Selbstvertrauen aufzubauen schon einmal ganz lässig wäre", fühlte sich auch Vadlau manchmal verunsichert.
"Es war für uns wirklich ein Prozess. Wir hatten mit den drei Jahren eigentlich eine verkürzte Vorbereitungszeit und haben jede Regatta als eine Chance gesehen, an uns zu arbeiten."
Schlussendlich hätte das Duo aber "das Ego weggelassen". Das hat sich nun ausgezahlt, auch wenn der ganz große Wurf im Vorfeld nicht in den Mund genommen wurde.
"Die Rede von Gold darf nicht sein. Im Sport ist alles so unfassbar knapp. Man braucht das gewisse Glück - das haben wir uns aufgehoben bis zum Schluss", strahlte Vadlau mit ihrer Medaille um die Wette.
Etwas mehr als Glück war es dann schon, was den Olympiasieg ermöglichte.