Olympia 2024
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Der Surf-Olympiasieger im Ski-Anzug

"Klassenclown" Valentin Bontus schreibt mit Gold im Kitesurfen Sport-Geschichte. Der markante, weiße Anzug entpuppte sich letztlich als Geheimwaffe.

Der Surf-Olympiasieger im Ski-Anzug Foto: © GEPA

"Fat is fast and fast is sexy" - mit diesem Zitat sorgte Valentin Bontus im Vorfeld der Olympischen Spiele für Aufsehen. Nun darf man sagen: "Fat is fast and fast get's Gold."

Der 23-jährige Niederösterreicher hat sich am Freitag vor Marseille zum allerersten Olympiasieger im Kitesurfen gekürt und damit ein Stück Sportgeschichte geschrieben. Der vermeintliche Außenseiter, der binnen drei Jahren im Formula Kite Weltklasse wurde, lieferte eindrucksvoll ab. 

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"Es fühlt sich ein bisschen surreal an, ich weiß nicht, was ich sagen soll", musste der sonst nie um einen Spruch verlegene Bontus anfangs um Worte ringen. 

"Ganz schön schwer, oida"

"Ganz schön schwer, oida", meinte Bontus dann mit der Gold-Medaille um den Hals salopp. "Is' leiwand, was soll ich sagen... is' eine Medaille."

Eine Medaille, die gar nicht das große Ziel des gebürtigen Perchtoldsdorfers war. Alles kann, nichts muss - unter diesem Motto ging Bontus Olympia ganz klassisch freestyle an. 

"Ich mache den Sport jetzt fast 15 Jahre - aus der Liebe dazu und nicht, weil ich eine Medaille gewinnen wollte oder in die Geschichte eingehen wollte, sondern einfach, weils mir taugt", sagt der nunmehrige Olympiasieger

Emotional wurde es dann trotzdem. "Es sind ziemlich viele Tränen gekullert, ich bin überwältigt." Bei der Siegerehrung, bei der auch seine Familie und Freunde anwesend waren, habe er "pure Gänsehaut von Anfang bis zum Ende" gehabt. "Die österreichische Hymne zu hören war 'next level'."

 

Goldrausch! So jubelt Bontus über den Olympiasieg

Geheimwaffe Ski-Anzug

"Next level" war auch die Leistung des 23-Jährigen. Der als Außenseiter in das Finale gestartete Niederösterreicher gewann in diesem alle drei Rennen höchst souverän und triumphierte vor dem Slowenen Toni Vodisek und dem oft als "Wunderkind" titulierten Maximilian Maeder aus Singapur

"Ich habe mir schon gedacht, dass ich es schaffen kann, aber das will man dann immer nicht sagen, weil es Druck macht", gab Bontus im Nachhinein zu. 

Statt Druck erlebte er im Finale letztlich einen Flow-Zustand. "Es war genau dasselbe wie gestern, derselbe Wind, ziemlich ähnliche Windrichtung. Ich habe genau gewusst, was ich machen muss, das habe ich einfach abgezogen. Gott sei Dank hat es funktioniert. Es hat sich super angefühlt am Wasser. Schon die ersten paar Meter, die ich gefahren bin, bin ich stark drinnen gestanden, ich habe gewusst, es fühlt sich gut an, heute kann was gehen."

Der Ski-Anzug war ein Goldgriff
Foto: © GEPA

Der Erfolg ruht auf mehreren Faktoren. Bontus' Erscheinungsbild ist eher mächtig als schmächtig. Im Kiten bringt Körpermasse einen Vorteil. 105 Kilogramm bringt der Niederösterreicher auf die Waage. Daher auch sein Spruch "fat is fast and fast is sexy". 

Auch der auffällige weiße Anzug entpuppte sich am Ende als Goldgriff. Interessantes Detail dabei: "Das ist eigentlich ein Ski-Anzug von unserer Ski-Nationalmannschaft. Da haben wir eine tolle Kooperation mit dem Wintersport", erklärte Doppel-Olympiasieger Roman Hagara, der Leiter der Technologieabteilung im OeSV ist.

"Das war die Idee von meinem Trainer. Wir waren im Windkanal und haben getestet, was wir alles rausholen können", erzählte Bontus über die Geheimwaffe Ski-Anzug. Die Idee, damit auch die Konkurrenz zum Nachdenken zu bringen, ging letztlich auf. 

Als "Klassenclown" zum Erfolg

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

All das, gepaart mit Bontus' Lockerheit, führte letztlich zu Gold. "Ich bin immer lustig und gut drauf, ich habe diesen chilligen Modus vom Freestyle-Kiten. Aber ich weiß genau, wann ich auf ernst und Performance umswitchen muss. Da habe ich den einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen", so der Niederösterreicher. 

Der These, dass er der "Klassenclown" und deshalb erfolgreich ist, wollte Bontus gar nicht widersprechen. "Es hat mir zumindest nicht schlecht zugespielt. Man hat gesehen, ein paar andere waren nervös, angespannt. Ich bin da gesessen und habe mit dem ganzen Team einfach eine Gaude gehabt."

"Es ist eine Gold-Medaille und kein lebensveränderndes Ereignis. Vielleicht schon, vielleicht auch nicht. Ich hoffe nicht, denn mein Leben taugt mir so, wie es gerade ist", sagte Bontus. Eines sei jedenfalls sicher: "Das ist eine Geschichte, die wird mir nicht mehr weggenommen."

"Heute wird noch das ein oder andere Bier gezwitschert"

Für Österreichs Segelverband war es die fünfte Gold-Medaille in der Geschichte. Zwei davon holte Roman Hagara im Tornado, der als Leiter der Technologieabteilung im OeSV mit dabei und den Erfolg von Bontus vorausgesagt hatte.

"Der Roman hat das gestern schon angekündigt. Da konnte ich ihm jetzt nicht in den Rücken fallen", meinte Bontus, der auch als Party-Tiger bekannt ist. 

In der Vergangenheit hätte er mit seinen Surf-Kollegen bei der einen oder anderen Feier "oft ein bissl die Bude abgerissen". Wie intensiv die Gold-Feier wird, traute sich Bontus noch nicht zu prophezeien. 

Nur eines war sicher: "Heute wird noch das ein oder andere Bier gezwitschert."

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