Die Olympischen Sommerspiele 2024 sind Geschichte. Wo einerseits gejubelt wird, herrscht andererseits Ärgernis.
Bei einigen Athleten lief es nicht wie erhofft. Auch die Idee, Paris' zentrale Wasserader zum Schauplatz von Wettkämpfen zu machen, war schön - aber höchst problematisch.
Apropos Seine: In diesem verlor der italienische Hochsprung-Titelverteidiger Gianmarco Tamberi seinen Ehering - es war nicht sein einziges Problem in Paris.
Auch für einige ÖOC-Athleten lief es nicht wie gewünscht. Die Schützen Alexander Schmirl und Sylvia Steiner schieden überraschend in der Qualifikation aus, Victoria Hudson ließ ihre EM-Form im Speerwerfen missen und auch im Radsport hatten Anna Kiesenhofer und Christina Schweinberger das Nachsehen.
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Die "Flops" von Paris 2024:
Österreich:
+ Österreichs Schützen müssen bei Olympia weiter auf die erste Medaille seit 20 Jahren warten. Dabei hatte man mit Alexander Schmirl und Sylvia Steiner zwei durchaus heiße Eisen bzw. Routiniers im Rennen. Beide kamen in ihren Bewerben aber über die Qualifikation nicht hinaus. Positiv aufgezeigt hat freilich die 28-jährige Nadine Ungerank mit Rang fünf im 50 m KK-Dreistellungsmatch mit dem Gewehr der Frauen.
+ Fast genau zwei Monate nach ihrem EM-Titel waren die Medaillenhoffnungen bei Speerwerferin Victoria Hudson ebenso groß wie die Enttäuschung nach drei Würfen. Mit 59,69 m fehlten der Niederösterreicherin fast eineinhalb Meter aufs Finale bzw. ihre eigenen Topleistungen. "Es ist wahnsinnig bitter, jetzt muss ich noch einmal vier Jahre warten", sagte die 28-Jährige.
+ In Tokio 2021 war Sepp Straka Zehnter geworden, hatte das Stechen um Bronze nur um einen Schlag verpasst. Diesmal nahm Österreichs Paradegolfer und Ryder-Cup-Sieger die Medaillenränge fest ins Visier, doch im Le Golf National lief es nur am ersten Tag gut. Von Rang sechs fiel Straka schließlich noch auf Platz 35 zurück, der 31-Jährige "habe die Chancen einfach nicht genutzt", resümierte er.
+ Eine Sensation wie durch Anna Kiesenhofer 2021 in Tokio hatte sich niemand erwartet. Dass Kiesenhofer und ihre Kollegin Christina Schweinberger sowohl im Straßenrennen als auch im Einzelzeitfahren ohne Chance waren, kam dann aber doch enttäuschend.
+ In den meisten Teambewerben hat Österreich Aufholbedarf: Das Triathlon-Mixed-Team wurde nach Überrundung aus dem Rennen genommen. Die weit höher gehandelten Springreiter enttäuschten mit Platz 13. Die 4-x100-m-Lagenstaffel im Schwimmen kam über Platz zwölf nicht hinaus. Weit unter ihrem Leistungsniveau blieben Julian Hörl/Alexander Horst als einzige rot-weiß-rote Beach-Volleyball-Vertreter, sie blieben ohne Satzgewinn. Vom Judo-Mixed-Team war gegen Deutschland in Runde eins nicht viel mehr als das 1:4 zu erwarten gewesen, zumal fünf der sechs Aktiven in anderen Gewichtsklassen als ihren üblichen antreten mussten. Das Rad-Duo Maximilian Schmidbauer/Raphael Kokas wurde im Madison mehrmals überrundet.
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International:
+ Die Idee, Paris' zentrale Wasserader zum Schauplatz von Wettkämpfen zu machen, war schön - aber höchst problematisch. Zahlreiche und kostenintensive Versuche, das Wasser der Seine zu säubern, durften zwar als einigermaßen erfolgreich bezeichnet werden, dennoch gab es Klagen der Athletinnen und Athleten der Triathlon- und Freiwasserbewerbe. Belgiens Triathlon-Mixed-Staffel zog nach Erkrankung einer Athletin, die im Zusammenhang mit dem Wasser stehen könnte, zurück, Trainings mussten abgesagt werden.
+ Für Hochsprung-Titelverteidiger Gianmarco Tamberi ist in Paris von Beginn an so ziemlich alles schiefgegangen. Der Italiener verlor bei der Eröffnungsfeier seinen Ehering, der in die Seine fiel. Danach musste er seine Anreise zu den Wettkämpfen wegen eines Nierensteins verschieben. Am Wettkampftag erlitt der Olympiasieger von Tokio eine Nierenkolik. Tamberi trat dennoch an und schied früh aus.
+ Kanadas Drohnen-Eklat überschattete den Start des olympischen Frauen-Fußball-Turniers. Das Ausspionieren von Gegner Neuseeland aus der Luft kostete die Titelverteidigerinnen strafweise sechs Punkte. Teamchefin Bev Priestman und zwei weitere Betreuer wurden suspendiert und von der FIFA für ein Jahr gesperrt.
+ Das Sportliche beim Frauen-Boxen in Paris ist in der Geschlechter-Debatte weitgehend untergegangen. Alles fokussierte sich auf den Streit, ob die Algerierin Imane Khelif und Lin Yu-ting aus Taiwan überhaupt starten dürfen. Der bei Olympia ausgeschlossenen Box-Weltverband IBA sagte Nein und lieferte eine obskure Pressekonferenz während der Spiele. Das IOC sagte Ja und forderte erneut einen neuen Weltverband. Auch auf Social Media wurde der Disput ausgetragen, zahlreiche Hass-Postings waren die Folge. Die beiden Boxerinnen, aber auch ihre Kontrahentinnen wurden durch die Diskussionen beeinflusst. Am Ende setzten Khelif und Lin einen vorläufigen Schlusspunkt mit dem jeweiligen Gewinn der Goldmedaille.
+ Jamaikas einst so dominantes Sprintteam der Frauen ist in Paris komplett auseinandergefallen. Von 2008 bis 2021 haben die Jamaikanerinnen im Einzel über 100 m zehn von zwölf möglichen Medaillen abgeräumt. Im 100-m-Finale von Paris wurde Tia Clayton als einzige Vertreterin ihres Landes Siebente - die Topstars Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson, die in Tokio noch die Plätze eins bis drei belegt hatten, fehlten aus verschiedenen Gründen. Erstmals seit 1988 stand damit keine Jamaikanerin auf dem Podest. Im 200-m-Finale war keine Athletin aus dem Karibikstaat vertreten, das gab es seit 1976 nicht. Die Sprintstaffel wurde Fünfte.