Wasserfest wie die Alexandri-Schwestern, ausdauernd wie Marathon-Läuferin Julia Mayer: Diese Qualitäten waren bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris gefragt.
Wer sie an den Tag legte, nicht die Flucht vor den Regenmassen oder jene hin zum Aus-Knopf der Fernbedienung ergriff, wurde am Ende doch belohnt.
Über vier Stunden zog sich die Einleitung des Mega-Events. War es die "beste Eröffnungsfeier aller Zeiten"? >>>
Lange jedenfalls nicht.
Es kommt nicht auf die Länge an
Erst noch schien die nette Idee, alle Nationen auf Schiffen über die Seine statt über die Runden des Stade de France zu schicken, ein wenig abzusaufen. Und daran waren nicht nur die nassen Bedingungen schuld, die sich die Organisatoren bestimmt ganz anders gewünscht hatten.
Viel zu sehr in die Länge zog sich die Präsentation dadurch. Zahlreiche Show- und Musikeinlagen halfen da nicht unbedingt, auch wenn positiv erwähnt sei: Es war für jeden etwas dabei.
Von Pop-Superstar Lady Gaga, die ihre französische Seite nach außen trug. Über Frankreichs Metal-Größen Gojira, die Marie Antoinette mit ihren Riffs noch einmal enthaupteten. Bis hin zu Celine Dion, die für ihre abschließende Darbietung gleich den Eiffelturm in Beschlag nahm.
Frankreich hat (zu?) viel zu bieten
Aber Paris wollte etwas zu viel unterbringen. Höher, schneller, weiter - die olympischen Superlative sollten auch für die Eröffnungsfeier gelten.
Frankreich ist ein Land der Geschichte, Frankreich ist ein Land der Kultur, Frankreich ist ein Land der Offenheit. Allen Facetten sollte ihr Platz geboten werden, ein wenig ging die Balance und Orientierung verloren.
Oder hat wirklich jeder verstanden, dass es sich etwa bei der seltsamen blauen Gestalt um den griechischen Gott Dionysos handeln sollte? Ein Hinweis auf die Absurdität der Gewalt zwischen Menschen? Nein?
Es war eine kleine Vorwarnung an Spiele, die vieles neu, vieles anders machen wollen. Etwa die Sportstätten an die großen Plätze der Stadt zu bringen. Nicht jede Idee muss zwingend zünden.
Aber sehr viele könnten. Das offenbarte die letzte Stunde des Spektakels.
Zizou! Rafa! Geblinke!
Dann, als es wieder um Olympia ging. Die Sportlerinnen und Sportler. Das Feuer. Die Zeremonie.
Nicht nur, weil sich der Regen in genau jenem Moment langsam verzog, als die Nationen am Trocadero eingetrudelt waren. Aus der Kulisse genau vor dem Eiffelturm wurde das Maximum geholt.
Erst ritt ein metallener Ritter über die Seine, um die olympische Flagge mit viel Pathos zu überreichen.
Dann gaben sich unter anderem Zinedine Zidane und der (Sandplatz-)König von Paris, Rafael Nadal, mit der Fackel ein Stelldichein, brachten die Hunderttausenden vor Ort und Millionen vor dem Fernseher wieder in die richtige (Sport-)Stimmung.
Während die Flamme quer durch die Stadt und wieder über die Seine zu ihrem endgültigen Bestimmungsort wanderte, wurde der Eiffelturm mit einer Lasershow bespielt, die die Welt in dieser Dimension vielleicht überhaupt noch nie sehen konnte.
Episch.
Es werden keine fehlerfreien, aber denkwürdige Spiele
Am Ende war der zu lange Weg zu diesem Höhepunkt vergessen. Vielleicht dann doch eine passende Metapher für Olympia, jenen Moment, auf den die Sportlerinnen und Sportler vier Jahre lang hinarbeiten.
Letzten Endes hat die Eröffnungsfeier ihren Zweck erfüllt: Appetit auf das zu machen, was nun zwei Wochen lang auf ganz anderer Bühne geboten wird.
Nicht alles wird aufgehen - wie bei der Eröffnung. Nicht alles wird perfekt organisiert sein - wie beim Einlass. So gut wie alles wird hermetisch abgeriegelt sein - wie bei den drei(!) Personen- und Taschenkontrollen auf dem Weg dorthin.
Aber am Ende bleiben hoffentlich die positiven Aspekte am prägendsten im Kopf.
Und jetzt: Mögen die Spiele beginnen!