Olympia 2024
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Nur eine fühlte sich bei der Berg- und Talfahrt (fast) oben

Keine Medaille, aber ein Top-Resultat ließ Laura Stigger jubeln. Mitterwallner verzweifelte hingegen. Auch Frankreich war zwischen Jubel und Schock gefangen.

Nur eine fühlte sich bei der Berg- und Talfahrt (fast) oben Foto: © getty

Eineinhalb Stunden Öffis, eine halbe Stunde zu Fuß. So weit ist es aus Paris auf den Colline d'Elancourt vor den westlichen Toren der Stadt.

Für eine Tirolerin hat sich der Weg halbwegs bezahlt gemacht, für die andere nicht. Laura Stigger ist mit ihrem sechsten Platz beim olympischen Mountainbike-Rennen von Paris 2024 sehr zufrieden, Mona Mitterwallner mit Rang 18 keineswegs.

Etwas über zehn Minuten lang war eine Runde über den Hügel in der Vorstadt Elancourt, die trotz des Events richtig verschlafen wirkte. Jedenfalls bis zur Ankunft auf dem Gelände.

Frankreich durfte auf Gold hoffen, diese Hoffnung wurde auch erfüllt. Dementsprechend viele Fans - rund 13.000 - fanden den längeren Weg auf den höchsten Berg des Pariser Umlands. Und sorgten für eine Stimmung, wie sie beim Mountainbike selten vorkommt.

Dass erstmals seit der Eröffnung der Spiele ein echter Sommertag anstand, half auch. Den Mountainbikerinnen blieb die verregnete Sturzorgie der Straßen-Kolleginnen vom Vortag erspart.

Am Anfang an der Spitze

In der Anfangsphase führte Stigger das Rennen zwischenzeitlich sogar an und im Anschluss in der Verfolgergruppe um die Medaillen mit. Im letzten Viertel des Rennens kam ein leichter Einbruch, der die Zufriedenheit der 23-Jährigen mit dem Erreichten nicht schmälerte.

"Ich habe wirklich alles aus mir rausgeholt. Das war mein Ziel - ich bin fix und fertig über die Ziellinie gefahren. Mehr kann ich nicht machen", strahlte Stigger auch ohne Edelmetall.

"Sicher träumt man von Medaillen, aber den sechsten Platz muss man bei so einem großen Event auch erst erreichen. Ich bin schon lange nicht mehr um die Medaillen so mitgefahren."

Die Franzosen geben zurück

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Im Tunnel der ersten beiden Runden habe sie ihre Führung gar nicht richtig wahrgenommen. "Ich bin einfach mein Tempo gefahren. Wenn es zu schnell wurde, habe ich rausgenommen."

Schnell wurde die Frage um Gold aber zur Solo-Fahrt für Pauline Ferrand-Prevot - sehr zur Freude der abertausenden Franzosen entlang der Strecke, die die Weltmeisterin sehr bald in Führung voranpeitschen konnten.

Eine Kulisse, wie sie für Mountainbikerinnen nicht selbstverständlich ist. "Es war eine Wahnsinnsstimmung, hat sich richtig gut angefühlt, mit den Franzosen da vorne mitzufahren. Die Leute hier sind so fanatisch für das Radfahren, das ist schon ein Zurückgeben dafür, dass man so hart in die Pedale drückt", so Stigger.

Zumindest die aktuelle Dominatorin des Sports wird bald aus dem Weg sein. Ferrand-Prevot kehrt dem Mountainbike am Ende der Saison zugunsten der Straße den Rücken, möchte nun die Tour de France gewinnen.

Ein böser Zwischenfall

Lecomte stürzte direkt hinter Stigger
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Aus den zwei Französinnen an der Spitze wurde bald nur mehr eine, denn Laura Lecomte sorgte auf Rang drei liegend für den negativen Moment des Rennens. Nach einem Sturz frontal über den Lenker knallte sie mit dem Kopf heftig auf den Boden, blieb regungslos liegen. Eine Kopf- und Kieferverletzung sollen die Folge sein.

"Ich hoffe, sie ist okay. Jeder geht ans Maximum und die Downhills mit so einem hohen Puls noch kontrolliert zu fahren, ist eine Herausforderung. Aber das ist, was mir taugt und deswegen mache ich den Sport auch", war Stigger um ihre Konkurrentin besorgt, aber ob der Risiken gefasst.

"Bei den Downhills darf man sich keinen Millimeter erlauben, entweder stürze ich oder habe einen Patschen. Aber weil ich meine Stärken da abrufen konnte, bin ich mit dem sechsten Platz auch zufrieden", bekräftigte sie.

Der Motor springt nicht an

Für die andere Österreicherin galt das nicht. "Ich bin gewöhnt, dass ich immer in die Top fünf fahre. Ich bin erfolgsverwöhnt, aber was mich schockiert: dass ich sonst immer auf meinen Körper vertrauen kann. Aber er gibt es mir momentan einfach nicht", meinte Mitterwallner geknickt.

Seit einer Salmonellenvergiftung und einem Rennen mit Infekt stecke in ihrem Körper "so eine tiefe Müdigkeit".

Das Training laufe gut, "aber im Rennen kann ich es nicht aus mir rausholen. In der ersten Runde habe ich oft Probleme, aber in der zweiten Runde startet normalerweise der Motor und ich fahre einfach mit doppelter Geschwindigkeit im Anstieg an den anderen vorbei. Das war heute nicht der Fall. Mit den momentanen Waffen, die ich habe, ist es einfach zu wenig. Genau im Olympia-Jahr so eine Saison zu haben, tut einfach weh."

Sie will sich schnell auf die Zukunft konzentrieren - und damit auch auf Los Angeles 2028. "Aber was dann ist, weiß kein Mensch. Wir haben das Jetzt."

Im Hier und Jetzt steht dank Stigger das bislang beste Ergebnis einer Österreicherin im olympischen Mountainbiken. Aber eben noch keine Medaille für das ÖOC-Team.

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