Olympia 2024
news

Trampolinturnen: Von der Zirkusmanege zu Olympia

Benny Wizani ist Österreichs erster olympischer Trampolinturner. Doch was steckt hinter dieser Sportart? LAOLA1 hat sich dem Trampolinturnen genauer angenommen:

Trampolinturnen: Von der Zirkusmanege zu Olympia Foto: © getty

Mit Benny Wizani hat Österreich bei den Olympischen Sommerspielen 2024  in Paris zum allerersten Mal einen Trampolin-Turner am Start. Ohne Kreuzband zu Olympia! "Dabei sein ist alles? Blödsinn" >>>

Seit den Spielen 2000 in Sydney gehört das Trampolinturnen zum festen Programm dieser, die Sportart gibt es allerdings schon viele Jahre länger.

Viele von uns sind als Kind wahrscheinlich irrsinnig gerne auf dem Trampolin gehüpft, haben ein paar Saltos oder andere Kunststücke gemacht. Doch der Leistungssport ist gewiss viel mehr als das. 

Anlässlich des anstehenden Olympia-Bewerbs des WM-Sechsten von 2023 beschäftigt sich LAOLA1 genauer mit dem Leistungssport Trampolinturnen, dessen Geschichte, Risiken und Regelwerk.

Ursprung liegt in der Manege

Die Geschichte des Trampolinturnens schreibt ihre erste Seite in der Zirkusmanege. Alles begann mit einem Sicherheitsfangnetz für Hochartisten, in welches sich diese fallen ließen und zur Abrundung der Show noch ein paar Salti präsentierten. Hierher kam der Gedanke, solche Kunststücke zu einer eigenen Darbietung umzuwandeln.

Gesagt, getan. George Nissen, ein US-amerikanischer Turner, nahm sich dieser Idee nach einem Zirkusbesuch an. Er erfand die heutige Bezeichnung Trampolin, erbaute in den 1920er Jahren das damals beste Gerät und gründete später gemeinsam mit Larry Griswold die erste Firma, die sich der professionellen Produktion und dem Verkauf von Trampolinen widmete. Der älteste Trampolinwettkampf "Nissen-Cup" ist nach ihm benannt.

In den 1950ern fand der Trampolinsport schließlich auch seinen Weg nach Europa, seit 1959 gilt es als eigenständige Sportart. 1964 fand die erste Weltmeisterschaft statt, wie bereits erwähnt ist das Trampolinturnen seit 2000 auch Teil des olympischen Programms.

Heute sind auf guten Geräten Sprunghöhen von bis zu neun Metern im Bereich des Möglichen, weshalb weiche Großmatten um das Trampolin herum befindlich sind.

Das Wertungssystem erklärt

Im Wettkampf besteht eine Übung aus zehn verschiedenen Sprüngen, aus welchen sich in weiterer Folge eine Schwierigkeit ergibt. Österreichs Aushängeschild Benny Wizani erklärt gegenüber LAOLA1: "Jeder Sprung hat seinen eigenen Schwierigkeitsgrad. Dadurch entsteht eine Schwierigkeitsgesamtnote." Bestimmt wird die Schwierigkeit eines Sprunges anhand der Anzahl der Rotationen um die Körper-Längsachse (Schrauben) sowie die Körper-Querachse (Salto). Für jede halbe Schraube gibt es 0,1 Punkte, für jeden viertel Salto ebenso. 

Ebenfalls ins Wertungssystem eingerechnet wird eine Haltungsnote, wie der 23-Jährige hinzufügt. Diese wird von fünf Kampfrichtern vergeben, die jeweils niedrigste und höchste werden gestrichen, wie zum Beispiel auch beim Skispringen. Die Summe der drei übrigen Noten resultiert dann in die Haltungsnote.

Es kann auch zu Abzügen kommen: "Das sogenannte Horizontal Displacement. Auf dem Trampolintour sind verschiedene Kästchen aufgezeichnet und je nachdem, in welchem Kästchen du landest und wie dein Wandervorhalten ist, bekommst du zwischen 0 und 3 Zehntel Abzug."

Der letzte Wert, der in die Wertung mit einberechnet wird, ist die Time of Flight. Wizani erläutert: " Da wird gemessen, wie lange du während deiner Übung insgesamt in der Luft warst. Das befindet sich im Top-Bereich so zwischen 17 und 18 Sekunden bei 10 Sprüngen."

Der Schlüssel zum perfekten Sprung?

Wie gelingt nun also ein perfekter Sprung? Trainer Wilfried Wöber macht es kurz: "Es ist im Endeffekt sehr simpel. Hoch, schwer und zentral springen."

Laut Wizani spiele ein gewisser Automatismus zwar auch eine Rolle, "man weiß aber, worauf man achten muss, damit es gut funktioniert. Das sind eigentlich für jeden Sprung dieselben Faktoren. Stabil bleiben, hochspringen, wie er sagt, und den richtigen Abdruck erwischen. Und das sind die Faktoren, auf die es dann im Endeffekt ankommt, die eine ruhige, eine sichere und dann im Endeffekt hoffentlich auch eine hochbewertete Übung ergeben."

Das ist dem Tullner bereits mehrmals gelungen. Bei den olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires holte er Bronze im Einzel - folgt nun die Fortsetzung in der Stadt der Liebe? 

"Einfach darauf achten, mein Ding durchzuziehen"

Interessant zu hören ist auch, worauf man als Trampolinturner am meisten achten muss. Wir haben selbstverständlich nachgehakt: "Als Sportler muss ich, glaube ich, auf dem Niveau, auf dem ich mich mittlerweile befinde, einfach darauf achten, mein Ding durchzuziehen."

"Ich glaube, auf dem Level, wo sich aktuell die Weltspitze befindet, ist es größtenteils wirklich Tagesverfassung, die dann ausmacht, ob du Erster oder Achter wirst in einem Finale, weil das Niveau in den letzten Jahren so gestiegen ist, dass unter den ersten Zehn oder den ersten Acht der Finalisten wirklich jeder das Potenzial hat, seine Medaille zu holen", erzählt Wizani weiter. 

Wie weit es für den Niederösterreicher in Paris geht, kannst du im LAOLA1-LIVE-Ticker verfolgen. Am Freitag steigt um 18:00 die Qualifikation.


Wizani: Was viele über Trampolinturnen nicht wissen

Kommentare