Diskus Vize-Europameister Lukas Weißhaidinger steigt bei den Olympischen Spielen in Paris am Montag in das Geschehen ein. Für den Schärdinger sind es bereits seine dritten Spiele, vor drei Jahren holte er in Tokio sogar die Bronzemedaille.
Österreichs Aushängeschild hat eine Technikumstellung hinter sich, die bei der EM in Rom schon ihre Früchte getragen hat. Nun möchte er auch bei den Spielen 2024 anschreiben - gelingt ihm diesmal vielleicht der ganz große Wurf?
Rund einen Monat vor Olympia hat sich Lukas Weißhaidinger nochmal mit LAOLA1 unterhalten und den Diskuswurf genauer erklärt sowie einen Einblick in seine Erwartungen und Ziele für das Turnier gegeben.
"Es funktioniert wirklich sehr, sehr viel"
Mit der neuen Technik erzielt der Österreicher mehr Hüftbewegung und eine größere Abwurfgeschwindigkeit (mehr dazu HIER >>>). Mit dem Novum der Europameisterschaft in Rom, wo Qualifikation und Finale an einem Tag stattfand, zeigte sich: "Es funktioniert eigentlich wirklich sehr, sehr viel. Es funktionieren zwei Wettkämpfe an einem Tag, wie es bei der EM der Fall war."
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Weißhaidinger: "Perfekt wäre Mischung aus Flash und Hulk"
Warum das so ist? Es sei auch "die Erfahrung von den ganzen Jahren, die man jetzt gesammelt hat", so Weißhaidinger. Nicht immer lief alles glatt beim Oberösterreicher, doch genau aus diesen schwierigen Phasen hat er viel Ruhe geschöpft.
Dass Weißhaidinger sich dann in Rom zum Vizeeuropameister kürt, war sicher für viele eine kleine Überraschung. Natürlich war man sich seiner Qualität bewusst, doch nach der Umstellung waren die Ergebnisse im Vorfeld des Topevents zwar gewiss nicht schlecht, gleich eine Silbermedaille bei der EM aber durchaus nicht alltäglich. "Das hat sicherlich die meisten überrascht", meint auch der 32-Jährige selbst.
Bei seinen dritten Spielen rechnet sich Weißhaidinger "sehr gute und ein bisschen größere" Chancen aus, schließlich bringt er drei Jahre nach Tokio um einiges mehr Routine mit. Das kann ein Vorteil gegenüber den jüngeren Athleten wie Weltrekordhalter Mykolas Alekna, der zum ersten Mal bei Olympia ist, sein.
"Will dort einfach voll attackieren"
In Paris ist zwischen der Quali und dem Finale wieder ein Tag Pause. Somit könnten für die Qualifikation auch gut größere Weiten notwendig sein. "Für mich selber zähle ich jetzt nicht, ob ich als Zweiter durchkomme oder als Zwölfter. Ich will einfach durchkommen", stellt er klar. 64, 65 Meter möchte "Lucky Luki" in der Qualifikation werfen.
Mit all seiner Erfahrung weiß er genau, wie sich ein solcher Wurf anfühlen muss. Es sei wichtig, Druck am Finger zu haben. Er sagt: "Ich will dort einfach voll attackieren und den besten Wurf fabrizieren, vielleicht sogar meines Lebens."
Nur kurz nach dem Abwurf weiß Weißhaidinger, ob ein Diskuswurf gut gelungen ist. Wie? "Ich weiß nicht, ob der Abwurf schnell gekippt hat oder nicht. Aber ich weiß, ob der Wurf viel Druck hat, ob ich viel Druck auf dem Diskus habe. Wenn man Druck auf dem Finger hat, dann ist nicht die Frage, ob der weit über 60 Meter geht, sondern, okay, geht der zu Silber oder geht der zu Bronze, Silber oder Gold?", erklärt er.
"Hunderprozentig sicher" ist er sich außerdem, dass Trainer Gregor Högler schon vor dem Abwurf erkennt, ob der Wurf weit geht oder eben nicht.
Wie Würfe mit Frisbees für den Diskuswurf hilfreich sind
"Das Ziel ist rechts raus, weil der Diskus dann flacher weggeht. Wenn er jetzt nach links geht, dann habe ich auch das Problem gehabt, dass er schnell kippt. Es geht nicht ums recht raus, es geht eher darum, dass er sich lang macht", erläutert er den gewünschten Wurfablauf, "Ich weiß genau, was ich machen muss."
Vor den Spielen haben Högler und Weißhaidinger viel mit Frisbees trainiert, wie er berichtet. Grundsätzlich ist das Ziel bei so einem Wurf immer, das Gerät "auf den Punkt" zu treffen, also im Schwerpunkt. Bei schwereren Gegenständen wie dem Diskus ist das einfacher als bei 100-200 Gramm schweren Frisbees. Dementsprechend ist es hilfreich, dies auch bei einem leichten Wurfgerät - wie eben einem Frisbee - zu können, und daher wurde zuletzt auch vermehrt so trainiert.
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In den Jahren zuvor wurde noch nicht auf das Training mit leichten Geräten gesetzt, dafür nun umso mehr, der Flugkurve zu Gute, wie Weißhaidinger verrät. Das Gefühl im Diskus passt, deshalb kommt Video-Studium auch weniger zum Einsatz.
Weißhaidinger gibt auch einen kleinen Einblick in die gemeinsamen Trainingsessions mit Trainingspartnerin und Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson. Der Spaß kommt nicht zu kurz, trotz unterschiedlicher Disziplin und anderem Geschlecht liefern sich die beiden immer wieder kleine Battles, erzählt der Schärdinger.
Auf seine Hand beziehungsweise Finger muss Lukas Weißhaidinger speziell aufpassen. Meistens trägt er im Training ein Tape auf den Fingern, um diese zu schützen, ansonsten passiert es, dass er sich diese aufreißt - und dann ist es schwer, gescheit zu werfen. Bei Wettkämpfen verwendet er kein Tape.
Nach Tokio: Volle Unterstützung von Family & Friends
Aufgrund der COVID-19-Pandemie blieben die Stadien bei den 2021 ausgetragenen Olympischen Spielen 2020 leer. Das ändert sich jetzt wieder, in Paris erwartet Weißhaidinger ein volles Stadion.
Fest steht auch, dass sich der 32-Jährige auf die Unterstützung seiner Liebsten freuen darf. Neben Lebensgefährtin Hanna und den eigenen Eltern fiebern auch weitere Familienmitglieder und Freunde live vor Ort mit dem Oberösterreicher mit. Sollte er die Qualifikation überstehen, kämpft er am Mittwochabend um seine zweite Olympia-Medaille.