Mit einem Zeitfahren über 9,7 km in Jerusalem wird am Freitag der Giro d'Italia gestartet.
Neben dem aus politischen Gründen nicht unumstrittenen Auftakt in Israel liegt auch sportlich ein Schatten auf der 101. Auflage der Italien-Radrundfahrt bei der auch drei Österreicher dabei sind.
Dem britischen Rad-Star Chris Froome droht nach dem Nachweis eines erhöhten Salbutamol-Wertes bei der Vuelta 2017 eine nachträgliche Sperre. Dennoch peilt der 32-jährige Sky-Profi das Double aus Giro und Tour an.
Froome leidet wie so viele Ausdauer-Sportler unter Asthma. Der erlaubte Wert des bronchienerweiternden Medikaments Salbutamol wurde bei ihm um das doppelte Maß überschritten, sein weiteres Antreten ist aber durch die Regeln gedeckt.
Nach den WADA-Bestimmungen war er nicht zu suspendieren, Sanktionen nach Abschluss des seit September 2017 laufenden Verfahrens sind aber möglich.
Chris Froome beteuert seine Unschuld
Darum haben auch Weltverband, Fahrer und Team-Manager versucht, ihn zu einem Nichtantreten zu bewegen. Niemand will die nachträgliche Streichung eines Gewinners von der Siegerliste. Aktuell sind Froomes Anwälte am Wort, der Weltverband (UCI) hofft auf einen Abschluss vor dem Antreten des vierfachen Siegers Froome bei der Tour de France im Juli.
Die Nummer 1 des Teams Sky beteuert seine Unschuld und glaubt an das für sie bestmögliche Szenario: Eine völlige Entlastung.
Seine erste Giro-Teilnahme seit 2009 lässt sich der 32-Jährige mit einem aus Israel kommenden, kolportierten Startgeld von 1,4 Millionen Euro versüßen. Froome lockt aber vor allem die Herausforderung, Siege bei Giro und Tour de France in einem Jahr zu schaffen. Das war zuletzt dem Italiener Marco Pantani 1998 gelungen.
Giro-Zweiter Nairo Quintana konzentriert sich auf Tour
Nairo Quintana war im Vorjahr als Zweiter bzw. Zwölfter deutlich gescheitert, heuer konzentriert sich der zweifache Tour-Zweite aus Kolumbien auf die große Schleife durch Frankreich.
Froome könnte bei einem Erfolg in der dreiwöchigen Rundfahrt (3.560 km) mit Ziel am 27. Mai in Rom zum siebenten Fahrer mit Siegen in allen drei großen Rundfahrten avancieren und wäre erst der dritte, der Vuelta a Espana, Giro und Tour in Folge gewinnt.
Der 32-Jährige - er wird am 20. Mai (15. Etappe) 33 - ist zwar 2018 noch sieglos, trotz der Nebengeräusche glaubt er sich aber auf den ersten Höhepunkt bestens vorbereitet.
Viel profitiert hat der in Kenia geborene Rad-Profi nach eigenen Worten von den Erfahrungen des geschafften Doubles Tour-Vuelta im Vorjahr. Zudem liegen diesmal sechs Wochen zwischen den Rennen, 2017 waren es nur vier gewesen. "So wie der Giro heuer ausgelegt ist, mit dem Start in Israel und einem Extra-Ruhetag, da macht es Sinn, es zu versuchen", sagte Froome gegenüber dem Internet-Portal "cyclingnews".
Zwei Zeitfahren und sieben Bergankünfte
Die Streckenführung kommt dem im Team Sky bestens unterstützten Froome entgegen. Es stehen zwei Zeitfahren - nach dem 9,7-km-Auftakt noch eine 34-km-Prüfung von Trento nach Rovereto zu Beginn der letzten Woche - und nicht weniger als sieben Bergankünfte (u.a. auf Ätna/6. Etappe, Zoncolan/14. und Cervinia/20.) auf dem Programm.
"Es ist ein brutaler Giro", sagt Froome. "Es gibt eine Menge harter Berg-Etappen und auch das Zeitfahren wird kritisch." Er sieht das Rennen beinahe als "Serie von Eintages-Klassikern" und meint: "Es kann jeden Tag alles passieren, zu gewinnen, wird nicht leicht."
Für ihn und Vorjahres-Sieger Tom Dumoulin (Bild/Team Sunweb), einen starken Zeitfahrer, gilt es, die starken Kletterer wie Fabio Aru (ITA/Team UAE) und den u.a. von Georg Preidler unterstützten Tour-des-Alpes-Sieger Thibaut Pinot (FRA/Groupama) zu kontrollieren.
Als Außenseiter gelten die Berg-Spezialisten Domenico Pozzovivo (ITA/Bahrain), Miguel Angel Lopez (COL/Astana) in seiner ersten Dreiwochen-Tour, Carlos Betancur (COL/Movistar) und Johan Esteban Chaves (COL/Mitchelton).
Großschartner, Konrad und Preidler
Drei Österreicher sind im Feld der 176 Fahrer aus 22 Teams vertreten.
Patrick Konrad fungiert beim Team Bora-hansgrohe in seiner vierten Grand-Tour als Co-Kapitän neben Davide Formolo (ITA) und darf auf die Unterstützung seines oberösterreichischen Teamkollegen Felix Großschartner setzen.
Ein Top-Ten-Rang ist das Ziel des 26-jährigen Niederösterreichers. Der Steirer Preidler war im Vorjahr als wichtiger Helfer von Dumoulin im Siegerteam, auch sein neuer Chef Pinot hat Chancen auf einen Podestplatz.