Wie im Vorjahr krönt sich Pieter Weening vom Team Roompot zum Glockner-König. Der Niederländer gewinnt die 5. Etappe der Österreich-Radrundfahrt am Mittwoch 49 Sekunden vor dem Russen Alexander Foliforov (Gasprom) und 1:11 Minuten vor dem Italiener Simone Sterbini (Bardiani).
Auf der ungewöhnlichen Streckenführung (nur 92,9 km von Matrei auf das Fuscher Törl) ist Riccardo Zoidl (Felbermayr Wels, +1:36) bester Österreicher, vier Sekunden vor dem belgischen Gesamtführenden Ben Hermans.
Kein Umsturz im Gesamtklassement
Hermann Pernsteiner (Bahrain) bleibt nach Etappenrang acht in der Gesamtwertung 18 Sekunden hinter dem Mann der Israel Cycling Academy.
Dritter (+48 Sek.) ist unverändert der Italiener Dario Cataldo (Astana). Dem auf Platz sieben verbesserten Zoidl fehlen 1:14 Minuten auf das rote Führungstrikot.
Damit ist längst noch keine Vorentscheidung gefallen, denn vor dem letzten Teilstück nach Wels folgen noch zwei sehr anspruchsvolle Etappen. Am Donnerstag steht in der Steiermark ein hügeliges Teilstück mit 3.600 Höhenmetern und der Zielankunft in Wenigzell auf dem Programm. Tags darauf der von vielen gefürchtete Abschnitt mit fünf Auffahrten auf den Sonntagberg in Niederösterreich.
Hermans hat noch Arbeit vor sich
Am Großglockner belauern sich Hermans und Pernsteiner gegenseitig, auch die Attacke des im Gesamtklassement nicht allzu gefährlichen Zoidl lockt das Spitzenduo nicht aus der Reserve.
"Es war nicht leicht mit dem Regen und es war sehr kalt. Aber ich habe mich heute selbst überrascht und habe am Großglockner nicht allzu sehr gelitten", sagt Hermans. Er habe seine Spitzenposition eigentlich problemlos verteidigt.
"Ich konnte leicht bei Pernsteiner bleiben und wusste auch nach den Attacken von Weening und Zoidl, dass das Führungstrikot sicher ist", meint der seit dem Sieg am Kitzbüheler Horn führende Belgier.
Der Gesamtzweite von 2015 rechnet aber noch mit vielen Angriffen in den verbleibenden Tagen. "Die nächste Etappe ist schwer zu kontrollieren und lang. Ich muss mit meinem Team aufpassen. Die schwierigste Tag wird aber wohl der Freitag", so der 32-Jährige.
Pernsteiner mit taktischem Fehler
Pernsteiner spricht von einem schwierigen Tag und gesteht, dass er sich im Schlussanstieg taktisch nicht klug verhalten habe.
"Ich habe extrem unter der Kälte gelitten, aber am Glockner habe ich mich dann gut gefühlt. Leider habe ich aber den Fehler gemacht, dass ich zu viel geführt habe", erklärt der 27-Jährige aus dem diesmal nicht so dominanten Bahrain-Rennstall.
Aufgrund des geringen Rückstands sei aber "noch alles drinnen", so Pernsteiner, für den es am Donnerstag in sein Trainingsrevier um Wenigzell geht.
Zoidl bleibt angriffslustig
Der vier Sekunden vor Hermans und Pernsteiner am Fuscher Törl angekommene Zoidl vertraut auf seine ansteigende Leistungskurve.
"Ich habe sieben Kilometer vor dem Ziel die Initiative ergriffen und bin froh, dass ich es durchgezogen habe. Es geht von Tag zu Tag besser, die Form steigt", sagt der Rundfahrtsieger von 2013, der fünf Plätze gutmachte.
Und der Felbermayr-Profi verspricht weitere Angriffe auf die Spitze. "Ich bin sehr motiviert, und in den nächsten Tagen kann noch viel passieren."
Weening dominiert Schlussanstieg
Der in der Gesamtwertung keine Rolle spielende Weening hat sich aus dem Hauptfeld heraus bereits zu Beginn des 14-km-Schlussanstieges aus dem Staub gemacht. Der ehemaligen Tour-und Giro-Etappensieger holte die letzten von ursprünglich 13 früheren Ausreißern nach und nach ein und gewann schließlich klar.
"Es schaut so aus, als ob mir dieser Berg liegen würde. Ich habe in den ersten Tagen Energie gespart und heute hat es perfekt funktioniert", freut sich Weening nach seinem neuerlichen Erfolg am Großglockner.