Der Anti-Dopingkämpfer und frühere Profi Christophe Bassons sieht die Einnahme von Medikamenten im Radsport weiterhin als großes Problem.
Der Franzose betont zwar, dass die Anti-Dopingarbeit viel effektiver geworden sei, fordert in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" aber mehr Transparenz, um die Sportart glaubwürdiger zu machen.
"Noch immer leben alle in einer großen Lüge. Heutzutage ist die medizinische Unterstützung wesentlich umfangreicher, sodass man fast auf dem gleichen Niveau wie Gedopte fahren kann. Aber diese medizinische Unterstützung macht mir fast noch mehr Angst als Doping", sagt der 48-Jährige.
Wenn man die Wahl habe "zwischen einer kleinen therapeutischen Dosis Epo oder 20 bis 30 Tabletten pro Tag, um eine Tour de France zu fahren, dann können Sie mal kurz nachdenken, was davon gefährlicher ist. Der Radsport würde enorm an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn die Fahrer sagen würden, was genau sie jeden Tag zu welcher Zeit ihrem Körper zuführen".
Bassons: Keiner lächelt mehr auf dem Rad
Bassons kritisiert zudem die gewachsene mentale Herausforderung. Er sehe heutige Profis kaum lächeln auf dem Rad: "Der psychologische Druck ist monströs."
Der Franzose war in der Hochzeit des Epo-Dopings von 1996 bis 2001 Profi und weigerte sich, verbotene Mittel zu nehmen. Der heutige Lehrer fuhr 1998 für das Team Festina, als dies einen der größten Doping-Skandale der Geschichte auslöste.
Wegen seiner Haltung wurde Bassons im Peloton ausgegrenzt, sogar sein eigenes Team verfolgte ihn einst bei einem Fluchtversuch bei der Tour de France.
Laut Bassons wurden ihm bei einer Vertragsverhandlung einst zwei Verträge vorgelegt. Ein Exemplar, wenn er sauber bleibt und ein anderes, wenn er dopen würde. Bei Letzterem betrug sein Gehalt das Zehnfache.