Geliebter Minimalismus: Singlebikes für puren Fahrspaß

Radsportler lieben ihr Bike. Sie hegen und pflegen es, kümmern sich intensiv um die sensible Gangschaltung, ölen die Kette, ziehen Schrauben nach und polieren den Rahmen. Es gibt Rennräder mit 24 oder 27 Gängen, die so fein justiert werden können, dass der Schaltvorgang schon fast ein chirurgisch genaues Händchen erfordert.

Im Gegensatz dazu stehen Räder mit nur einem Gang, die Singlebikes. Sie wirken neben den filigranen, schlanken High-Tech-Rennrädern sehr schlicht. Weniger ist mehr! Warum Singlebikes so beliebt sind und was dran ist am puren Fahrspaß, ist jetzt Thema.

Ausdauertraining ohne Schnickschnack

Kunterbunter Fahrspaß: Singlespeeds lassen sich stark individualisieren.
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Für Sportler mit dem Ziel, ihre Ausdauer zu verbessern ist das Singlespees eine gute Alternative. Sie brauchen das Bike und sonst nicht viel mehr Zubehör. Man unterscheidet zwischen einem Singlespeed und einem Fixie. Beide Fahrräder verfügen lediglich über einen einzelnen Gang. Das Bike mit Freilauf ist das Singlespeed, das Bike ohne Freilauf wird als Fixie bezeichnet. Beim zuletzt genannten drehen sich die Pedale mit, beim Singlespeed nicht. Auch sonst fehlt es dem Bike an den üblichen Ausstattungsmerkmalen. Schutzbleche und Gepäckträger sind nicht vorhanden.

Der Ursprung der Singlespeed Räder

Wie so oft kommt der Trend aus Amerika. Die Fahrradkuriere in New York brauchten schnelle und wendige Bikes, mit denen sie durch den starken Straßenverkehr in der Großstadt manövrieren konnten. Sie setzten aus Mangel an Alternativen ein Schnellfahrrad ein, das normalerweise Indoor als Trainingsgerät auf der Bahn diente. Davon ausgehend entwickelten Hersteller ein Bike, das mit Starrgang und ohne Bremse oder Schaltung zu benutzen ist. Fahrradkuriere wollten genau das, denn Schalten hielt sie nur unnötig auf. Die Fahrradkuriere rasen damals wie heute durch die amerikanischen Großstädte und beweisen eine enorme Körperbeherrschung: Sie bremsen beispielsweise vor roten Ampeln ab und warten auf Grün, ohne den Fuß abzusetzen. Stattdessen winkeln sie das Vorderrad leicht an und balancierten das Singlespeed-Bike durch leichtes Vor- und Zurückpendeln mit den Pedalen aus. Springt die Ampel auf Grün, treten sie kraftvoll in die Pedale und hetzen weiter.

In Österreich ist ein Rad ohne Bremsen selbstverständlich verboten. Es sind Räder mit zwei unabhängig voneinander arbeitenden Bremsen vorgeschrieben. Dieser Forderung müssen Fahrradbesitzer generell nachkommen und dafür sorgen, dass ihr Singlespeed-Bike verkehrssicher im Sinn der österreichischen Vorschriften ist. Das Bundeskanzleramt schreibt auf seiner Internetseite explizit:

Wer mit einem Fahrrad ohne Bremsen (z.B. einem "Fixie") fährt, macht sich daher strafbar.“

Der Spirit von Singlespeeds

Der Weg vom Singlespeed zum Einrad ist nicht weit. Wer auf Minimalismus steht, für den könnten diese Räder ebenfalls interessant sein.

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Hersteller sind außerdem dazu verpflichtet, entsprechend ausgestattete Fahrräder auf den Markt zu bringen.

Singlespeeds bieten direktes Fahrerlebnis und sind eine sportliche Herausforderung. Beim Fahrradexperten Bikester ist zu lesen:

„Sie haben den Charakter puristischer Rennautos. Schnell, leichtfüßig und mit direktem Feedback lassen sie dich Radfahren neu entdecken. Die unmittelbare Direktheit des Antriebs hat etwas wundervoll Ehrliches und verleitet zu dynamischer Fahrweise der sehr leichten und beinahe geräuschlosen Singlespeed-Bikes.“

Diese Umschreibung skizziert das besondere Fahrgefühl auf den schicken Bikes recht gut. Dynamik, Direktheit und Geräuschlosigkeit sind Eigenschaften, die sich gut miteinander vertragen und ein Training mit besonderem Spirit ermöglichen. Das Fahrgefühl ist so einzigartig, dass so mancher agile Sportler es nicht mehr hergeben möchte und es auch gerne privat nutzt.

Vorteile von Singlespeeds

Singlespeeds sind nicht nur wendig und vermitteln ein direktes Fahrgefühl. Sie sind zudem robuste Räder, die auch eine etwas unsanfte Behandlung nicht übelnehmen. Der Grund liegt auf der Hand: Wo nicht viel Technik verbaut ist, kann nicht viel kaputt gehen. Dafür ist das, was vorhanden ist, von hoher Qualität. Langlebigkeit und Belastbarkeit stehen im Vordergrund. Im Vergleich zu komplizierten Gangschaltungen können sich die Singlespeeds in ihrem ursprünglichen „Lebensraum“, dem Stadtverkehr, durchaus behaupten. Sie verfügen über keinen Zahnkranz, haben nur ein Ritzel am Hinterrad. Vorne befindet sich das Kettenblatt. Es ist wichtig, dass das Singlespeed-Bike auf den Fahrer abgestimmt ist. Die Größe des Ritzels und des Kettenblatts müssen perfekt eingestellt sein, damit der Fahrer mit seinem individuellen Krafteinsatz komfortabel fahren kann. Beschleunigung und das durchschnittliche Fahrtempo müssen passen, damit die Fahrt auf dem Singlespeed auch wirklich dauerhaft Freude macht. Auf Langstrecken sind Singlespeeds hingegen keine gute Wahl. Hier sind Bikes mit Gangschaltung klar zu bevorzugen.

Die Vorteile der Singlespeeds auf einen Blick:

  • Wenig anfällig für Reparaturen. Wenn doch einmal etwas zu reparieren ist, lässt es sich leicht und kostengünstig erledigen.
  • Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise niedrig.
  • Der Rahmen ist robust, die Räder sind alltagstauglich.
  • Fixies sind für kleine Tricks geeignet (Rückwärtsfahren, Trackstands). Dieses Video zeigt einige Tricks mit den angesagten Bikes.

Singlespeeds in vielen Farben verfügbar

Wer sich technisch auf das Wesentliche reduziert, hat auf der anderen Seite mehr finanziellen Spielraum, um das Bike so richtig schick zu machen. Klotzen statt Kleckern – so ließe es sich auf den Punkt bringen. So mancher, der sich ein Singlespeed zulegt, verändert ganz gezielt die Einzelheiten. Der Rahmen ist blau, die Kette leuchtend gelb und die Lenkergriffe grün, um ein Beispiel zu nennen. Das Zubehör gibt es in vielen verschiedenen Farben und Oberflächen von matt über glänzend bis glitzernd. Wer keine Lust auf Mix + Match hat, legt sich einfach ein fertig designtes Bike zu. Die Auswahl der Modelle unterschiedlicher Hersteller ist riesig.

Preiswert und stylisch – Singlespeeds sind auch für junge Biker erschwinglich

Coolness muss nicht teuer sein. Aufgrund der reduzierten Technik und relativen Einfachheit sind die Verkaufspreise von Singlespeeds moderat. Für den kleinen Geldbeutel ist somit auch eine attraktive Auswahl unterschiedlicher Modelle auf dem Markt. Das macht sie insbesondere für junge Biker interessant. Die Option, das Rad durch den Austausch einzelner Bauteile zu individualisieren, unterstützt den Trend nach Einzigartigkeit im Sport und im Privatbereich.

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