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Glänzende Perspektive für hochgelobten Tour-Debütanten Gall

Der Osttiroler könnte sogar zum Podestkandidaten aufsteigen, bringt aber eine mögliche Hypothek mit sich.

Glänzende Perspektive für hochgelobten Tour-Debütanten Gall Foto: © GEPA

Siege oder ähnliche Heldentaten von Österreichern bei der Tour de France sind eine Seltenheit. Wenig verwunderlich also, dass die Aufregung um Felix Gall dieser Tage enorm ist und wohl noch eine Weile anhalten wird.

Möglicherweise wächst sie in den nächsten Jahren ja noch an. Denn der Osttiroler hat bei seinem Debüt bei der Frankreich-Rundfahrt mehrfach gezeigt, dass er im Konzert der ganz Großen mitspielen kann.

Deshalb sagen dem 25-Jährigen nicht wenige ehemalige Radhelden, Wegbegleiter und sonstige Experten in großer Euphorie eine glorreiche Zukunft voraus. Ob er tatsächlich bald den Kampf mit den Topstars um die Podiumsplätze der Gesamtwertung aufnehmen wird können, bleibt abzuwarten.

Schwachstellen und eine Hypothek

Schließlich hat der begnadete Kletterer auch noch Schwachstellen. Die diesmal zu seinem Vorteil ausgesparten Zeitfahren im flachen Gelände gehören dazu. Sein nicht durchgehend gut genug besetztes AG2R-Team könnte sich im Vergleich mit den um ihre Asse hochkarätig aufgestellten Toprennställen ebenso als Hypothek erweisen.

Das hat Gall in den vergangenen drei Wochen aber nicht von mehreren rot-weiß-roten Tour-Superlativen abgehalten. Der Ex-Juniorenweltmeister beglückte die plötzlich wieder einmal zur Radsport-Nation mutierte Republik unter anderem mit dem Sieg auf der Königsetappe.

Auch zwei weitere Podestplätze in den Bergen, sein achter Rang im Endklassement und Position zwei in der Bergwertung sind in der über 100-jährigen Historie noch keinem Österreicher bei einer Tour gelungen.

Schon längst ein Teil der erweiterten Weltspitze

Zur erweiterten Weltspitze gehörte Gall auch schon bisher, richtig durchgestartet ist er aber erst seit diesem Frühjahr. Dass er sich auf der größtmöglichen Bühne so weit nach oben katapultieren würde, hat niemand erwartet. Auch Gall selbst nicht, dementsprechend kommentiert selbst er das Geleistete mit einer gewissen Ungläubigkeit.

Die Gefahr, dass ihm der Erfolg zu Kopf steigen könnte, ist jedoch gering. Der bodenständige Golf-Liebhaber analysiert das Geschehen mit einigem Abstand reflektiert und bescheiden.

Mit dieser Wesensart sollte er unterstützt von seiner Familie und seinem französischen Trainer auch die nächsten großen Aufgaben erfolgreich meistern können. Die breitere Brust der hervorragenden Tour-Premiere werden ihm die vielen Entbehrungen und Schmerzen, die im harten Training vor der nächsten Auflage warten, etwas erleichtern.

Rasant angestiegene Leistungskurve dank friktionsfreier Saisonvorbereitung

Seine unlängst erfolgte Vertragsverlängerung bis Ende 2025 sichert Galls finanzielles Auskommen auf längere Sicht. Vergoldet würde sein famose Tour aber erst durch einen vorzeitigen Teamwechsel, schließlich ist sein Marktwert in letzter Zeit ähnlich rasant angestiegen wie seine Leistungskurve.

Diese schreibt Gall hauptsächlich seiner endlich ohne Krankheiten ideal verlaufenen Saisonvorbereitung zu.

"Die Entwicklung im heurigen Jahr war von niemandem vorhersehbar, ich habe auch auf den langen Berge keine Probleme mehr. Ich habe immer durchtrainieren können, habe ein gutes Trainingsvolumen, das die letzten Jahre deutlich übersteigt, so hat man die Substanz und Ausdauer für konstante Leistungen", erläuterte Gall.

Vingegaard und Pogacar müssen sich der Glaubwürdigkeitsfrage stellen

Glaubwürdigkeitsfragen haben sich während der Tour die noch besser als Gall fahrenden Dominatoren Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar stellen müssen. Zweifel wischte das Duo stellvertretend für die viel zitierte "neue Generation" vom Tisch. Es gehe alles mit rechten Dingen zu, ihre Leistungsdaten seien transparent und nachvollziehbar.

Die durch etliche Skandale der jüngeren Vergangenheit leidgeprüften Fans wollen es ihnen gerne glauben, von Betrügern enttäuscht wurden sie in der Vergangenheit allerdings schon viel zu oft.

Auch hierzulande ist die Liste prominenter Sünder angefangen bei Bernhard Kohl über Stefan Denifl, Georg Preidler und Christian Pfannberger bekanntlich ziemlich lang.

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