Endlich! 16 Jahre, nachdem Georg Totschnig 2005 eine Etappe bei der Tour de France gewinnen konnte, darf wieder ein Radsportler aus Österreich über einen Etappensieg bei der bedeutendsten Rad-Rundfahrt der Welt jubeln.
Patrick Konrad vom deutschen Bora-Team gewinnt die 16. Etappe von Pas de la Casa nach Saint-Gaudens solo und darf über den größten Erfolg seiner Karriere jubeln. Bisher war er bei den großen Rundfahrten zwar schon mehrmals im Vorderfeld zu finden, einen Etappensieg konnte er bis Dienstag aber noch nicht verbuchen.
Am letzten Anstieg der Etappe schließt Konrad aus der Verfolgertruppe zum Spitzen-Trio auf und distanziert dieses in weiterer Folge. Ein kurze Rampe rund zehn Kilometer vor dem Ziel ist kein Problem mehr, und so jubelt der 29-Jährige im Ziel als dritter Österreicher bei der Tour de France. Nur bereits genannter Totschnig und Max Bulla (drei Siege 1931) holten bisher Etappensiege.
Konrad belohnt sich für mutigen Ritt
Der aktuelle österreichische Staatsmeister präsentiert sich überaus aktiv und suchte nach Rang zwei am vergangenen Samstag in Quillan in den Pyrenäen seine Chance.
Nach dem mit einer Seehöhe von 2.080 m höchstgelegenen Start der Tour-Geschichte setzt er nach rund zweieinhalb Stunden aus einer Verfolgergruppe einem Spitzen-Trio nach, aus dem neben dem österreichischen Staatsmeister der Belgier Jan Bakelants und Fabien Doubey übrigbleiben. Aus diesem Trio holt sich Konrad gut 50 km vor dem Ziel auf dem Col de la Core zehn Punkte für den Gewinn der Bergwertung.
Da eine zehnköpfige Verfolgergruppe aber nur rund eine halbe Minute zurückliegt, sucht der angehende rot-weiß-rote Olympia-Teilnehmer sein Heil in der Flucht und hält bei recht kühlen, windigen und auch feuchten Bedingungen die Konkurrenz bis zum Schluss auf Distanz, vergrößert sogar den Vorsprung auf die hinter ihm sich mühenden David Gaudu (FRA/Groupama) und dem letztlich Zweiten Sonny Colbrelli (ITA/Bahrain) auf über eine Minute auf. Konrad nimmt auch noch zwei Bergwertungssiege mit.
Bulla hatte seine drei Etappensiege bei der Tour eben 1931 geholt, einen davon auf den Tag genau vor 90 Jahren, danach schlug nur Georg Totschnig 2005 im Einzel zu. Fünf Jahre davor hatte Peter Luttenberger mit seiner Equipe in einem Teamzeitfahren triumphiert.
Erster Sieg außerhalb Österreichs
Konrad hatte davor zahlreiche Topränge wie Rang zwei vom Samstag oder auch beim Giro d'Italia 2020, aber noch keinen Sieg im Ausland - nur die ÖRV-Meistertitel 2019 und 2021 - zu Buche stehen. 2019 war er Tour-de-Suisse-Dritter. Bei der Heim-WM 2018 hatte Konrad die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Im Gegensatz zu seinen Bora-Kollegen Lukas Pöstlberger (Giro-Etappensieg), Felix Großschartner und Gregor Mühlberger musste er lange auf den ersten Sieg warten - der war umso wertvoller.
Am Mittwoch warten auf die Fahrer erneut in den Pyrenäen drei knackige Anstiege innerhalb von gerade einmal 60 Kilometern. Auf den 178,4 km von Muret nach Saint-Lary-Soulan am Col du Portet sind vor dem extrem schwierigen Schlussanstieg noch zwei Berge der ersten Kategorie zu überwinden: der Col de Peyresourde und der Col de Val Louron-Azet. Der slowenische Titelverteidiger und Gelb-Träger Tadej Pogacar nannte die 17. Etappe die schwierigste verbleibende Etappe der laufenden Tour.
Er verteidigt das Gelbe Trikot am Dienstag ohne große Probleme und kommt mit den restlichen Favoriten deutlich hinter Konrad ins Ziel.
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— Tour de France - DE (@letour_de) July 13, 2021
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