Mit gleich mehreren Premieren und einem erhofften Kampf von vier Radsport-Stars geht die 111. Tour de France 2024 in eine historische Auflage.
Erstmals startet das größte Radrennen der Welt in Italien, erstmals endet es wegen der Olympischen Spiele in Nizza und nicht in Paris. Wie bei der legendären Sekundenschlacht von 1989 wird die nächste Tour (29. Juni bis 21. Juli) in einem Einzelzeitfahren entschieden, davor warten vier Bergankünfte und eine Schotteretappe.
"Es wird episch", sagte Titelverteidiger Jonas Vingegaard bei der Vorstellung der Strecke am Mittwoch im mondänen Pariser Palais de Congrès. Die Frauen tragen ihre Tour 2024 erste Mitte August aus. Der Start erfolgt in Rotterdam, das Ziel liegt am Ende der berühmten Kehren von Alpe d'Huez.
Gall 2024 wohl als Geheimfavorit - Quartett vorneweg
Die zweimaligen Tour-Sieger Tadej Pogacar und Vingegaard, Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel sowie Bora-hansgrohes Königstransfer Primoz Roglic sollen sich einen atemberaubenden Vierkampf über 21 Etappen und 3.492 Kilometer liefern.
Aus heimischer Sicht sind die Augen auf Felix Gall gerichtet, der die Königsetappe der diesjährigen Tour gewonnen hat und anschließend zu Österreichs Sportler des Jahres 2023 gewählt wurde.
Die Organisatoren haben alles für eine denkwürdige Tour angerichtet, jeder Topstar kann seine Stärken ausspielen. Hinzu kommen bis zu acht mögliche Sprintankünfte, bei denen Mark Cavendish auf seinen 35. Etappensieg hofft. Damit würde er Eddy Merckx distanzieren und alleiniger Rekordhalter werden.
Tour startet erstmals in Italien
Nach dem Start in Florenz folgen vier Tage in Italien, die auch im Zeichen der Erinnerung an die italienische Legende Marco Pantani stehen. Die erste Etappe endet in Rimini, wo Pantani 2004 an einer Überdosis Kokain gestorben ist, das zweite Teilstück startet in dessen Heimatort Cesenatico.
Danach geht es in die französischen Alpen. Dort wird es am legendären Col du Galibier schon früh einen ersten Härtetest geben. In der Folge fährt man in Richtung Paris, wo das neunte Teilstück als Schotteretappe ein Spektakel werden dürfte. 14 Abschnitte auf losem Untergrund müssen bewältigt werden, insgesamt 32 Kilometer.
Nach dem ersten Ruhetag in Orleans macht sich das Feld auf den Weg in die Pyrenäen. Dort endet die 15. Etappe auf dem Plateau de Beille, mit fast 5.000 Höhenmetern ist es der anspruchsvollste Tag in den Bergen.
In der Schlusswoche warten drei Alpen-Etappen auf die Fahrer. Hier ragt die 19. Etappe mit der 2.802 Meter hohen Cime de Bonette und der Bergankunft in Isola 2000 heraus. Auf nur 145 Kilometern sind 4.600 Höhenmeter zu bewältigen.
Ziel aufgrund von Olympia nicht wie gewohnt in Paris
Ein äußerst anspruchsvolles Einzelzeitfahren von Monaco nach Nizza über 35 Kilometer bildet den Abschluss der Tour. Auf der Promenade des Anglais wird am Mittelmeer der Sieger ermittelt, und die Organisatoren dürften auf einen ähnlichen Ausgang wie 1989 hoffen.
Damals lieferten sich der Franzose Laurent Fignon und Greg LeMond in Paris einen denkwürdigen Kampf gegen die Uhr. Am Ende gewann der US-Amerikaner mit einem Vorsprung von acht Sekunden das Gelbe Trikot. Es ist noch immer die knappste Tour-Entscheidung der Geschichte.
Wegen der Sommerspiele von Paris startet die Tour der Frauen nicht wie zuletzt am letzten Tag des Männerrennens. Erst am 12. August erfolgt in Rotterdam der Grand Départ und damit erstmals im Ausland.
Die Strecke führt über acht Etappen und 946,3 Kilometer nach Süden. Am zweiten Tag werden in Rotterdam zwei Etappen ausgetragen. Die Entscheidung über den Gesamtsieg wird auf der letzten Etappe am 18. August fallen, einem anspruchsvollen Tag in den Alpen mit fast 4.000 Höhenmetern von Le Grand-Bornand nach Alpe d'Huez.