Jonas Vingegaard hat sich wie im Vorjahr zum Champion der Tour de France gekrönt.
Der 26-Jährige rollte auf der Schlussetappe am Sonntag in Paris mit seinen Teamkollegen ins Ziel und behielt wie erwartet das Gelbe Trikot.
Im Gesamtklassement hat der Däne einen Vorsprung von siebeneinhalb Minuten auf den Slowenen Tadej Pogacar und knapp elf Minuten auf den Briten Adam Yates.
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Felix Gall beendete seine erste Frankreich-Rundfahrt auf dem starken achten Rang.
Am Ende verbuchte der Osttiroler, der am Mittwoch die Königsetappe für sich entschieden hatte, einen Rückstand von über 16 Minuten auf den nun zweifachen Tour-Sieger Vingegaard.
Das rot gepunktete Trikot für den besten Bergfahrer gewann der Italiener Giulio Ciccone vor Gall. Das Grüne Trikot des Punktbesten holte Jasper Philipsen.
Die 115,5 Kilometer lange Schlussetappe, auf der das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr angegriffen wird, gewann der Belgier Jordi Meeus im Zielsprint vor seinem Landsmann Philipsen und dem Niederländer Dylan Groenewegen.
"Natürlich bin ich sehr glücklich, zum zweiten Mal die Tour de France gewonnen zu haben. Es war mein großes Ziel in diesem Jahr. Wir haben großes Vertrauen gehabt, wussten um unsere Stärken und wie wir sie einsetzen konnten", sagte Vingegaard. Dennoch war der Zweikampf mit Pogacar lange ein Sekunden-Duell: "Dieses Jahr war es ein unglaublicher Kampf zwischen mir und Tadej. Es war richtig hart, ihn zu knacken."
Gall vierter Österreicher mit Top 10-Resultat
Der 25-jährige Gall nahm seine erste Frankreich-Rundfahrt nach starken Leistungen im Frühjahr selbstbewusst in Angriff. Dass am Ende ein Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung und der Triumph bei der Königsetappe zu Buche stehen, hätten aber wohl nicht einmal die größten Optimisten geglaubt.
Der Osttiroler ist nach Adolf Christian (3./1957), Peter Luttenberger (5./1996) und Georg Totschnig (7./2004) der erst vierte Österreicher unter den besten Zehn der Tour. Etappensiege waren vor ihm erst Max Bulla (3/1931), Georg Totschnig (2005) und Patrick Konrad (2021) gelungen.
Bereits in der ersten Woche sorgte Gall mit einem dritten Rang in den Pyrenäen erstmals für Furore, trug in der Folge auch für einen Tag das Trikot des punktbesten Kletterers.
In der Endabrechnung der Bergwertung belegte der Osttiroler schließlich Rang zwei, das schaffte vor ihm noch kein heimischer Radprofi regulär. Bernhard Kohl war 2008 als Trikotgewinner und Gesamtdritter wegen Dopings nachträglich disqualifiziert worden.
Mit Fortdauer der Tour schlüpfte Gall zudem in die Rolle des Kapitäns der französischen AG2R-Mannschaft und zahlte dieses Vertrauen vollends zurück. Mit dem Sieg bei der Königsetappe am Mittwoch fuhr der 25-Jährige auf den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere.
Dem nicht genug, schrammte der Tour-Debütant am Samstag in den Vogesen nur hauchdünn an seinem zweiten Etappensieg vorbei, als er sich nur Pogacar geschlagen geben musste.
Vingegaard holt in Alpen großen Vorsprung
Neben Gall erreichten auch alle anderen fünf Österreicher das Ziel auf dem Champs Élysees in Paris. Überzeugen konnte auch Felix Großschartner als einer der wichtigsten Berghelfer von Pogacar, er belegte Gesamtrang 23.
Patrick Konrad spielte bei der zwischenzeitlichen Übernahme des Gelben Trikots seines Kapitäns Jai Hindley in der ersten Woche eine wichtige Rolle und beendete die Tour auf Platz 82. Gregor Mühlberger wurde 44., Marco Haller 78. und Michael Gogl 133.
Triumphator Vingegaard, der lange Zeit nur ein zweitklassiger Amateur gewesen war und nebenbei in einer Fischfabrik gearbeitet hatte, streifte sich schon seit der sechsten Etappe das Gelbe Trikot über. Nachdem der Vorsprung auf Pogacar zwischenzeitlich auf acht Sekunden geschrumpft war, distanzierte der Titelverteidiger den Slowenen in den Alpen deutlich.
Der überlegene Zeitfahrerfolg am Dienstag und der Einbruch Pogacars bei der Königsetappe nach Courchevel einen Tag später ließen den Vorsprung des Dänen auf siebeneinhalb Minuten anwachsen. Die letzte verzweifelte Attacke Pogacars hatte der Däne am Samstag in den Vogesen mit Leichtigkeit abgewehrt.
Topduo wehrt sich gegen Skeptiker
Drei Jahre dauert das Duell nun schon zwischen Pogacar und Vingegaard. Heuer war es packend, zugleich aber von Freundschaft und Wertschätzung geprägt. Die beiden verstehen sich gut, sie respektieren sich und sie anerkennen die außergewöhnlichen Leistungen des Kontrahenten.
Die Rivalität zwischen den Dominatoren wird die nächsten Jahre prägen und dem Radsport große Duelle liefern. Das Momentum liegt aktuell beim 26-jährigen Vingegaard, im vergangenen Jahr hatte er Pogacar (24) um 2:43 Minuten distanziert.
Dennoch wecken die außergewöhnlichen Leistungen beider Athleten auch angesichts der Geschichte des Radsports Zweifel.
Sowohl Vingegaard als auch Pogacar zeigten Verständnis für die Skepsis, bekräftigten aber, sauber zu sein. "Ich nehme nichts zu mir, was ich nicht auch meiner Tochter geben würde", sagte etwa Vingegaard.
Am Mittwoch wird dem Dänen in Kopenhagen wieder ein großer Empfang bereitet. Vom Flughafen geht es im Cabrio zum Rathausplatz, wo tausende Menschen warten werden. Einen Tag später geht es weiter nach Glingøre. Dort war man sich übrigens so siegessicher, dass man mit den Planungen für den Empfang schon im Jänner begonnen hat.