Erst zum dritten Mal in der Geschichte der Vuelta a Espana fährt ein Österreicher im Endklassement in den Top Ten der Gesamtwertung.
Felix Großschartner beendet die 75. Auflage der Spanien-Rundfahrt nach der 18. und letzten Etappe mit 8:15 Minuten Rückstand auf dem neunten Rang. Der Triumph geht wie schon 2019 an den Slowenen Primoz Roglic (im Bild mit Großschartner), der sich 24 Sekunden vor dem Ecuadorianer Richard Carapaz und 1:15 Minuten vor dem Briten Hugh Carthy durchsetzt.
Es ist die zweitbeste Platzierung eines Österreichers bei der Spanien-Rundfahrt in der Nachkriegszeit nach Georg Totschnig, der 1996 Gesamt-Sechster wurde. Max Bulla belegte 1935 den 5. Rang.
Die 18. und letzte Etappe in Madrid gewann Großschartners deutscher Bora-Teamkollege Pascal Ackermann im Massensprint knapp vor dem Iren Sam Bennett.
Genugtuung nach der Tour-Sensation
Für Roglic war sein zweiter Triumph bei einer großen Landesrundfahrt eine besondere Genugtuung. Im September hatte er den greifbar nahen Tour-Sieg noch seinem jungen Landsmann Tadej Pogacar überlassen müssen.
Der 31-Jährige antwortete mit vier Etappensiegen und drei zweiten Tagesrängen bei der Vuelta - auch wenn es auf der letzten Bergetappe am Samstag im Gesamtklassement beinahe noch einmal eng geworden wäre.
Roglic beschloss die Saison mit zwölf Siegen, darunter unter anderem beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, auch die Weltrangliste führt er an.
"Es sind noch immer Rennen, die ich noch nicht gewonnen habe, einige weitere Herausforderungen, die noch auf mich warten", erklärt der Mann aus Trbovlje in Zentralslowenien. Gemeint ist damit vor allem die Tour de France. Seinen Vertrag bei Jumbo-Visma hat Roglic, erst seit 2016 Auslandsprofi, bereits bis 2023 verlängert.
Fast ein Etappensieg
Hinter dem früheren Tour-Sieger Carapaz landet der Brite Hugh Carthy mit 1:15 Minuten Rückstand auf dem dritten Gesamtrang. Großschartner fehlten am Ende 8:15 Minuten auf Roglic. Der Marchtrenker hatte am Samstag in der Gesamtwertung zwar noch zwei Plätze eingebüßt, fuhr aber erst als siebenter Österreicher bei zumindest einer der drei großen Landesrundfahrten in die Top Ten.
Schon beim Giro d'Italia hatten Patrick Konrad als Achter und Hermann Pernsteiner als Zehnter überzeugt. Großschartner schrammte in Spanien zudem nur knapp an einem Etappensieg vorbei. Auf der fünften Etappe musste sich der 26-Jährige nur Roglic geschlagen geben.
Bei der Tour de France war Großschartner noch als Edelhelfer eingesetzt worden, bei der Vuelta fungierte er als Kapitän des deutschen Rennstalls Bora.
Saison von Corona fast unbeeindruckt
Dieser durfte am Schlusstag noch einmal jubeln. Der Deutsche Pascal Ackermann gewann die 18. und letzte Etappe über 139,6 km nach Madrid im Massensprint um Reifenbreite vor dem Iren Sam Bennett.
Auch Großschartner hatte sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und auf der Schlussrunde in der Sprint-Vorbereitung geholfen. Lohn war der zweite Etappensieg des Wahl-Vorarlbergers Ackermann bei dieser Spanien-Rundfahrt.
Mit dem Ende der Vuelta ging auch die wegen des Coronavirus auf drei intensive Monate verkürzte Straßenrad-Saison zu Ende. Trotz der hohen Infektionszahlen wurde der Großteil der Bewerbe durchgezogen. Von den ganz großen Rennen fiel nur der Klassiker Paris-Roubaix der Pandemie zum Opfer.
Roglic schätzt sich glücklich. "Bei dem Zustand, in der die Welt ist, können wir froh sein, dass wir Rennen fahren dürfen", sagt der alte und neue Vuelta-Sieger.