Rohan Dennis gewinnt bei der Rad-WM in Innsbruck Gold im Einzelzeitfahren.
Der Australier weist nach 52,5 Kilometern von Rattenberg nach Innsbruck Titelverteidiger Tom Dumoulin um 1:21,09 Minuten in die Schranken. Die Bronzemedaille sichert sich der Belgier Victor Campenaerts mit 2:04,58 Minuten Rückstand.
Die Österreicher haben mit den Medaillenrängen nichts zu tun. Als bester ÖRV-Athlet klassiert sich Matthias Brändle (+4:51,20) auf Platz 26, Georg Preidler (+6:12,60) landet auf Rang 36.
Kein Streckenprofil für Brändle
Brändle lag die Strecke mit dem Anstieg nach Gnadenwald (Höhendifferenz rund 350 Meter) nicht optimal, dennoch schlug sich der Vorarlberger achtbar. "Ich wäre gerne näher an den Medaillen dran, aber der Anstieg war unglaublich schwer", erklärte der Vorarlberger, der auf den Sieger 4:51 Minuten einbüßte.
In der letzten Phase habe er den Kräfteverschleiß gespürt. "Da konnte ich nicht mehr so pushen. Aber für diesen Kurs und diese Saison war es ein guter Abschluss", meinte der WM-16. von 2015.
Er war heuer im Trek-Team nicht so richtig in Fahrt gekommen. Der 28-jährige zeigte sich jedenfalls begeistert von der großen Zahl an Fans. "Ich hatte etwas Bedenken, aber das Publikum war ein Wahnsinn, speziell im Anstieg." Preidler sprach von einer phänomenalen Fan-Kulisse.
Sitzprobleme bei Preidler
Der Staatsmeister war als besserer Bergfahrer viel höher eingeschätzt worden, vermochte sein Potenzial aber nicht auszuspielen. Preidler sprach zunächst von einem schlechten Tag ("Schon am Anfang haben mir durchschnittlich 30 Watt gefehlt"), machte aber auch gesundheitliche Probleme geltend.
Dabei soll der 28-Jährige am Sonntag auch noch im Straßenrennen über fast 260 Kilometer und mehr als sechs Stunden dem ÖRV-Sextett angehören.
"Ich habe Sitzprobleme", sagte Preidler. "Es tut weh, aber Radfahrer sind hart im Nehmen. Ich werde schauen, wie es mir in den nächsten zwei Tagen geht."
Seine Leistung müsse er mit den Betreuern seines Teams Groupama analysieren, auch im Vergleich mit Teamkollegen. "Im letzten Drittel konnte ich den Schwung nicht mitnehmen, da lässt man viel Zeit liegen."
Zweiter australischer WM-Sieger
Dennis flog hingegen förmlich über den Kurs und lag nach dem Anstieg in Gnadenwald als vermeintlich schwächerer Bergfahrer schon mehr als eine Minute vor Dumoulin.
Der 28-jährige Ex-Stunden-Weltrekordler - er hatte Matthias Brändle abgelöst - kürte sich als zweiter Profi aus Down Under nach dem dreifachen Champion Michael Roberts (2005-2005) zum Weltmeister.
"Das ist ein tolles Gefühl, damit wird ein Traum wahr", erklärte Dennis, der Dritte des Team-Zeitfahrens mit BMC. Er habe die dortigen Wattwerte Dumoulins (Zweiter mit Sunweb) gekannt. "Das machte mich zuversichtlich, dass ich ihn schlagen könnte, aber ich wollte es auch ins Ziel bringen." Einem Titel sei er seit der Juniorenzeit nachgejagt, nun habe er es geschafft.
Dennis hat heuer beide Zeitfahren der Vuelta und das längere des Giro d'Italia gewonnen. Für Dumoulin kam die WM wohl zu spät in der Saison. Er hat zwei große Rundfahrten in den Beinen, war sowohl im Giro als auch in der Tour de France Gesamt-Zweiter. Über den neuerlichen zweiten Platz und die Silbermedaille mit immensem Rückstand war er in Tirol sichtlich nicht glücklich.