Die Rad-WM in Tirol rückt näher. Kein Wunder, dass auch die heimischen Hoffnungsträger gedanklich immer öfter beim Saison-Höhepunkt sind.
"Auf diesem schweren Kurs können mehrere Österreicher vorne mitmischen", betont Patrick Konrad am Dienstag anlässlich eines WM-Delegationsbesuches bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Der Präsident aus Tirol zeigt sich sehr radsportinteressiert, er schaue vor allem beim Giro d'Italia und der Tour de France immer wieder zu, verrät das Staatsoberhaupt.
Außerdem erkundigte sich"VdB" bei Konrad und Stefan Denifl über die WM-Strecken in seiner engeren Heimat Tirol, ihren Werdegang und technische Details der Rennräder, schließlich sei er in seiner Jugend selbst viel gefahren.
Van der Bellens "Rad-Karriere" endet nach Diebstahl
"Aber dann ist mir leider in Berlin an der Universität das Rad gestohlen worden", erzählte Van der Bellen in der Wiener Hofburg.
Die heimischen WM-Teilnehmer sind schon gespannt auf ihre WM-Auftritte mit dem höchst anspruchsvollen Straßenrennen am 30. September als abschließenden Höhepunkt.
"Diese schwere WM ist passend für Tirol, für mich ist es natürlich noch zusätzlich etwas Besonderes", sagte der Tiroler Denifl. Den WM-Kurs samt der besonders steilen "Höttinger Höll" kenne er bestens. "Es ist praktisch eine Heimstrecke. Der brutal schwere Anstieg zum Schluss macht das Ganze schon extrem lässig, wenn man die Profis am Limit sieht, wie sie da gerade noch hinaufkommen."
Patrick Konrad: Gelungene WM-Streckenführung
Konrad sieht das zu erwartende Gemetzel kritischer, insgesamt sei die Streckenführung aber gelungen.
"Die Frage ist, ob man das wirklich haben will. Es können sich dort wirklich Dramen abspielen. Aber ich glaube, das wollen sie. Die Strecke mit dem Olympia-Climb ist an sich lässig. Die Challenge wird sein, wie man in die Höll hineinkommt", erläuterte der Niederösterreicher, der in ähnlicher Verfassung wie beim Giro durchaus für einen Spitzenplatz infrage kommen dürfte.
Mit dem bisherigen Saisonverlauf, darunter siebente Plätze bei Paris-Nizza und beim Giro d'Italia, darf der 26-Jährige hoch zufrieden sein. Auf das absolvierte "Monsterprogramm" folge eine längere Rennpause mit einem Neuaufbau für die WM.
"Der Formaufbau, dass man sagen kann, man fährt bei der Heim-WM in die Top Ten, der ist schon sehr schwierig, das muss gut geplant sein", meinte Konrad. Der Sohn des auch im WM-OK eingebundenen Wien-Marathon-Chefs Wolfgang Konrad steht auch noch im erweiterten Tour-de-France-Kader seiner Bora-Mannschaft. Er werde aber nur zum Einsatz kommen, wenn Kollegen kurzfristig verletzt oder krank ausfallen.
Gezielte WM-Vorbereitung
Sein Fokus gilt deshalb längst der gezielten Vorbereitung auf die Titelkämpfe in Tirol. "Ich habe mit der WM noch ein großes Ziel, da passt die Tour und auch die Vuelta nicht rein. Der sinnvolle Schritt im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte wäre zu pausieren."
Deshalb sei auch sein Antreten bei der Staatsmeisterschaft am 1. Juli am Wiener Kahlenberg noch ungewiss. Unabhängig davon plant er im Juli ein Höhentrainingslager in Osttirol, ehe er mit der Polen-Rundfahrt und der Deutschland-Tour wieder ins Renngeschehen einsteigt.
Österreich-Rundfahrtsieger Denifl hat nach einer langen Verletzungspause wegen erneuter Knieprobleme im Frühling bisher keine Spitzenergebnisse geschafft. Mit etlichen Renntagen in Norwegen und zuletzt wie Konrad der Tour de Suisse in den Beinen sei er aber auf einem guten Weg.
Stefan Denifl versucht wieder die Ö-Tour zu gewinnen
"Heuer war es noch nicht so gut für mich, aber mit zwei, drei Wochen Bergtraining werde ich probieren, die Ö-Tour wieder zu gewinnen", sagte der 30-Jährige in Diensten des irischen Zweitliga-Rennstalls Aqua Blue.
WM-OK-Chef Georg Spazier zeigte sich erfreut über die guten Leistungen von Konrad und Co., das nütze auch der WM.
Außerdem berichtete er von gut verlaufenden Vorbereitungen. "Mit 500.000 Zuschauern ist es das größte Einzelsportereignis, das man bei uns ausrichten kann. Für Tirol ist es sicher ein sporthistorisches Ereignis. Aber es ist natürlich auch eine große Herausforderung für das OK", so Spazier.
Besonders die Verkehrslogistik für die Rennen mit vier Startorten und dem Ziel jeweils in Innsbruck sowie die Zuschauermassen bereite viel Arbeit. Und die Sicherheit sei ein weiteres großes Thema, 25 Prozent des operativen Budgets fließen in die Sicherheitsvorkehrungen.