Ein Verzicht auf die umstrittene Rad-WM in Ruanda steht für Österreichs Radsportverband aktuell nicht zur Debatte.
"Geplant ist, dass wir in allen Kategorien am Start stehen werden. Die jeweiligen Teilnahmen werden aber nur im Einvernehmen mit all unseren Athletinnen und Athleten erfolgen", erklärte Generalsekretär Florian König.
Die erste Rad-WM in einem afrikanischen Land (21. bis 28. September) bringe eine organisatorische und finanzielle Belastung mit sich.
Sportswashing trifft auf Widerstand
Ruanda wird vorgeworfen, mit Millionen-Investitionen in den Sport nichts anderes als Sportswashing zu betreiben.
Die Titelkämpfe sollen übertünchen, dass in dem Land Oppositionelle unterdrückt werden, die M23-Miliz diverser Kriegsverbrechen beschuldigt wird und vom wirtschaftlichen Aufschwung nur eine kleine Elite profitiert, während der Großteil der Bevölkerung bitterarm bleibt.
Im EU-Parlament regt sich Widerstand, befeuert durch Nachrichten über die zuletzt abgebrochene Tour of Ruanda.
Abgesehen von moralischen Bedenken dünnen ganz andere Hürden das Teilnehmerfeld für die WM schon im Vorfeld aus. So verzichten große Radsport-Nationen wie Dänemark und die Niederlande darauf, ihren Nachwuchs nach Ruanda zu schicken und selbst die Belgier wägen ihr Aufgebot gerade ab - aus Kostengründen.
Bewerbe als "heftiger Kostenpunkt"
Aus Österreich könnten für die Junioren-Kategorie Athletinnen und Athleten unter 18 Jahren im WM-Kader stehen. Der Verband erwartet, dass für Unterkunft und Flug gut 3.000 Euro pro Person anfallen.
Die Vielzahl an Veranstaltungen außerhalb von Europa - die Bahn-Weltmeisterschaften finden 2025 in Chile, 2026 in China statt, die Straßen-WM 2026 in Montreal - ist laut König ein "heftiger Kostenpunkt" im Budget.
In Ruanda werde aus sportlicher Motivlage nicht alle Quotenplätze ausfüllen, meinte König, weil am selektiven Straßenkurs erwartet wird, dass Helfer eine kleine Rolle einnehmen.
Kein "Plan B"
Hinsichtlich der Planung für die Titelkämpfe auf der Straße steht Cycling Austria im Austausch mit dem Sport- und Innenministerium. Weltverbandspräsident David Lappartient will die Titelkämpfe in Ruanda unbedingt stattfinden lassen, trotz der politischen Spannungen im Land.
Die Austragung in Afrika sei, so Lappartient, "mein Traum, mein Ziel, als ich zum UCI-Präsidenten gewählt worden bin, und ich bin stolz darauf zu sagen: Hier sind wir." Der Franzose stellte unmissverständlich klar: "Es gibt keinen Plan B."