Thomas Zajac hat sich in eine Hütte am Neusiedler See zurückgezogen. Der Olympia-Dritte von 2016 in Rio in der Segelklasse Nacra-17 ging am Wochenende nach seiner Rückkehr aus Palma de Mallorca in eine vierzehntägige freiwillige Heim-Quarantäne.
Das hat der Österreichische Segelverband seinen Aktiven auferlegt, für die Heeressportler kam diese Order auch vom Bundesheer.
Österreichs Segler packten am Donnerstag als erstes Team in Palma zusammen und wurden von anderen Nationen noch belächelt. "Was dann erfolgte, war eine Kettenreaktion", schildert Zajac im Gespräch mit der APA, spätestens Freitag hatten alle zusammengeräumt. Die WM der 470er-Klasse und die Princess Sofia Trophy waren abgesagt worden.
Ein beschwerlicher Heimweg
Die Coronavirus-Infektionszahlen in Spanien stiegen rasant an und viele Länder drohten, ihre Grenzen dichtzumachen.
"Wichtig war, das Material nach Hause zu bringen, weil wir theoretisch Anfang April den Olympia-Container einpacken", sagt Zajac, der sich fürs Heim-Fahren statt -Fliegen entschieden hatte und mit dem Anhänger 38 Stunden durch Spanien, Frankreich und die Schweiz unterwegs war. Italien musste ja gemieden werden.
Die Sicherheitsbedenken seien überall wahrnehmbar gewesen. An den diversen Tankstellen hätte sich das Personal an der Kassa nach jedem Kunden die Hände desinfiziert, die Reisenden hätten alle Abstand voneinander gehalten.
Drei Optionen für die Quarantäne
Zu Hause hatte der Segelverband bereits vorgesorgt und Essen für die Quarantänezeit eingekauft. Auch die Unterkunft im Seglerheim wurde vorbereitet, falls jemand aus Rücksichtnahme vor einem zur Risikogruppe zählenden Familienmitglied nicht zu Hause sein wollte.
Wie alle Sportstätten bleibt auch das Leistungszentrum am Neusiedler See für zumindest eine Woche geschlossen.
Zajac entschied sich zwischen den Möglichkeiten Wohnung in Wien ("Meine Nachbarn sind alt, da würde ich nur ungern auf den Gang gehen"), Seglerheim und die Hütte eines Freundes am See für Letzteres. Dort hat er auch keine Kraftkammer, aber zumindest kann er rausgehen und sich aktivieren, vom Konditionstrainer bekommt er Pläne übermittelt.
Keine Möglichkeit, dem Bundesheer zu helfen
Kein Sportler dürfe sich beschweren oder aufregen, wenn er die Augen aufmache und sehe, dass ältere Menschen sterben und viele andere um ihre Existenz bangen. Das müsse er als Sportler nicht, Freunde indes hätten schon ihre Jobs verloren.
Deshalb werde er das mit den beschränkten Trainingsmöglichkeiten auch hinbekommen. "Als Segler ist man es gewöhnt, flexibel zu sein und zu reagieren. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich jetzt nicht in der Hütte, aber das sind die Umstände."
Die gute Planung und das Krisenmanagement des Segelverbandes streicht Zajac positiv hervor. Nach der Rückkehr aus Spanien nun in diese freiwillige Heim-Quarantäne zu gehen und Kontakte zu meiden, nennt er "mit gutem Beispiel vorangehen".
Gerne hätte er als Bundesheersportler auch bei Hilfstätigkeiten ausgeholfen, allerdings geht das derzeit vonseiten des Heeres nicht, weil er zuvor in Spanien war.
Gedanken an einen Freund
Freilich trete der Sport derzeit in den Hintergrund, spätestens dann, wenn man auf sein weltweites Netzwerk schaue. "Ich habe mit Santi telefoniert, der ist nach Argentinien geflogen und glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es dort schlimmer wird. Er hat ja auch schon einen Lungenflügel weniger."
Gemeint ist Santiago Lange, ein langjähriger Freund von Österreichs Seglern. Er war über viele Jahre im Tornado Kontrahent von Roman Hagara/Hans Peter Steinacher und ist nun im Nacra-17 erfolgreich.
Nach überstandener Krebserkrankung gewann Lange 2016 in Rio Gold. Als Person mit Vorerkrankung zählt er zur Risikogruppe dieser neuen Lungenkrankheit.