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Emotionaler Thiem-Abschied in Kitz: "Wer weiß, was passiert"

Dominic Thiem schlägt zum letzten Mal in Kitzbühel auf. Turnierdirektor Alex Antonitsch über Emotionen, Erwartungen und den ersten Auftritt von Joel Schwärzler:

Emotionaler Thiem-Abschied in Kitz: Foto: © GEPA

Kitzbühel macht sich bereit für die große Abschiedsparty.

Dominic Thiem schlägt vor seinem Rücktritt mit Jahresende noch einmal bei jenem Turnier auf, das er 2019 gewonnen hat und bei dem er im Vorjahr im Finale stand.

Ab Samstag steigt die 80. Auflage der Generali Open, der Dienstag ist der "Thiems-Tag".

Der Niederösterreicher ist schon seit einigen Tagen in der Gamsstadt, bereitet sich akribisch auf seinen letzten Auftritt in Kitzbühel vor. Dieser soll natürlich so lange wie möglich hinausgezögert werden. 

Turnierdirektor Alexander Antonitsch spricht im LAOLA1-Interview über den emotionalen Abschied von Thiem, den ersten Auftritt von Joel Schwärzler in einem ATP-Hauptbewerb und die Zukunft des Turniers ohne Publikumsmagnet.

LAOLA1: Habt ihr etwas Spezielles geplant, um Dominic Thiem einen besonderen Abschied in Kitzbühel zu bereiten?

Alexander Antonitsch: Es hat viele Gespräche gegeben, was wir machen wollen. Wir wissen ja nicht, wann der Abschied tatsächlich sein wird. Fakt ist, er spielt am Dienstag um 19:30 Uhr und dann hoffen wir, dass er am Mittwoch oder am Donnerstag auch spielt. Ich habe ihn jetzt in Gstaad gesehen, die Matchpraxis fehlt natürlich, aber er bereitet sich wirklich intensiv auf Kitzbühel vor. Wer weiß, was passieren wird, aber es wird definitiv emotional. Dass Dominic jetzt abtritt, tut weh, er ist im besten Tennis-Alter.

"Ich hoffe, Thomas Muster ist mir nicht böse, aber für mich ist Dominic der größte Tennisspieler, den wir je gehabt haben, auch wenn er nicht Nummer eins der Welt war."

Alex Antonitsch

LAOLA1: Im vergangenen Jahr hat es Thiem doch überraschend bis ins Finale geschafft. Traust du ihm das heuer auch zu?

Antonitsch: Fakt ist: Mit dem Publikum im Rücken ist vieles möglich. Es wäre schon eine riesengroße Sensation, wenn er es wieder ins Finale schafft, aber die ein oder andere Runde traue ich ihm definitiv zu. Für mich als Turnier-Direktor waren sein Sieg 2019 und der überraschende Finaleinzug im vergangenen Jahr mit dem unglaublichen Match sicher die emotionalsten Momente.

LAOLA1: Der Abschied wird für dich persönlich auch emotional, du hast Dominic Thiem ja quasi eine ganze Karriere lang begleitet.

Antonitsch: Es gibt keinen Spieler, dessen Karriere ich so genau verfolgt habe. Ich kenne Dominic, seit er vier, fünf Jahre alt ist. Ich habe es verfolgt, als er beim Günther (Bresnik; Anm.) zu trainieren angefangen hat, wie die Rückhand umgestellt worden ist. Ich habe die Jugendturniere verfolgt und dann ist es schon losgegangen, 2010 hat er beim Challenger in Kitzbühel die erste Runde gewonnen. Ab 2011 war ich Turnier-Direktor und von da an sind Dominics Aufstieg und der Aufstieg des Turniers teilweise parallel verlaufen. Nur ist er dann weiter gegangen und wurde Grand-Slam-Sieger. Ich hoffe, Thomas Muster ist mir nicht böse, aber für mich ist Dominic der größte Tennisspieler, den wir je gehabt haben, auch wenn er nicht Nummer eins der Welt war.

Die schönsten Momente in der Karriere von Dominic Thiem


LAOLA1: Dominic Thiem geht, Joel Schwärzler kommt – zumindest schlägt er erstmals auf der ATP-Tour in einem Hauptbewerb auf. Steht Kitzbühel symbolisch für den Generationenwechsel im österreichischen Tennis?

Antonitsch: Ja und nein. Wir freuen uns riesig, dass Joel Schwärzler bei uns seinen ersten Aufschlag auf der ATP-Tour macht, er ist ein Riesentalent. Er ist nicht umsonst die Nummer eins der Jugend-Weltrangliste. Aber man muss ihm Zeit geben. Es ist nicht so, dass wir erwarten, dass er da jetzt durchmarschiert. Joel ist ein Riesenversprechen für die Zukunft und wir haben es auch in der Vergangenheit schon so gehandhabt, dass wir junge, interessante Spieler nach Kitzbühel holen. Es waren ja auch Alcaraz, Zverev, Rune oder Tsitsipas schon in einem jungen Alter hier.

LAOLA1: Thiem erreichte 2011 das Junioren-Finale der French Open und erhielt wenig später seine erste Wildcard für das Generali Open. Auch Schwärzler bekam seine erste Wildcard jetzt als 18-Jähriger. Siehst du sonst noch Parallelen zwischen den beiden?

Antonitsch: Nein, weil ich das auch gar nicht will. Joel ist nicht der nächste Dominic. Thiem war auch nicht der nächste Muster. Joel wird seinen eigenen Weg machen, er ist auch ein ganz anderer Spielertyp.

"Es hat ja auch zwei Jahre gegeben, in denen zum Beispiel Thiem nicht gespielt hat. Die Österreicher sind natürlich enorm wichtig für die Stimmung vor Ort, aber was das Zuschauerinteresse betrifft, haben wir uns wirklich toll entwickelt."

Antonitsch über die Zukunft des Turniers

LAOLA1: Neben Dominic Thiem verabschiedet sich in Kitzbühel noch ein weiterer Österreicher: Philipp Oswald beendet seine Profi-Karriere.

Antonitsch: Genau, Philipp Oswald vergessen viele. Er wird im Doppel antreten und hat sich dafür einen ganz besonderen Partner ausgesucht: Joel Schwärzler. Philipp verfolgt die Karriere von Joel schon sehr, sehr lange, sie haben gemeinsam in Vorarlberg bei Joachim Kretz trainiert. 

LAOLA1: Mit dem Rücktritt von Thiem und Oswald fehlen in Zukunft auch zwei österreichische Zugpferde in Kitzbühel. Hast du Bedenken, was die Zukunft des Turniers betrifft?

Antonitsch: Das Turnier hat sich selbstständig entwickelt. Es hat ja auch zwei Jahre gegeben, in denen zum Beispiel Thiem nicht gespielt hat. Die Österreicher sind natürlich enorm wichtig für die Stimmung vor Ort und die mediale Berichterstattung, aber was das Zuschauerinteresse betrifft, haben wir uns wirklich toll entwickelt. Das Finale war vor einem Monat schon ausverkauft, so früh wie noch nie. Auch am Freitag sind wir voll, für den Auftritt von Dominic Thiem am Dienstag gibt es nur noch Restkarten. Wir bieten unseren Fans auch wahnsinnig viel: Wir haben das Family-Weekend bei der Quali, alles bei freiem Eintritt, damit Tennis für Familien leistbar bleibt. Wir haben ein Konzert, ein U14-Event, ein Turnier für Hobby-Spieler, bei dem es 10.000 zu gewinnen gibt, den Kids-Tag und wir behalten den Ladies Day bei, obwohl wir am Dienstag so gut wie ausverkauft sind. Wir wollen den Tennis-Fans das Gefühl geben, mittendrin statt nur dabei zu sein. Das war immer das Motto von Kitzbühel.     

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