Die Coronavirus-Problematik bringt mit Indian Wells die erste ganz große Absage einer Sport-Veranstaltung in den USA und auch im Tennis mit sich.
Wegen eines in der Region bestätigten Covid-19-Falls im Riverside County und des vom zuständigen Gesundheitsamt daraufhin ausgerufenen Gesundheitsnotstands ist diese drastische Maßnahme ergriffen worden. Dominic Thiem kann seinen ATP-1000-Titel daher nicht verteidigen.
Zumindest vorerst, denn Turnier-Direktor Tommy Haas stellt eine Verschiebung auf einen späteren Termin im Jahr in Aussicht. "Wir prüfen die Möglichkeiten", sagt der Ex-Weltranglisten-Zweite. "Wir sind sehr enttäuscht, dass das Turnier nicht stattfinden wird, aber die Gesundheit und die Sicherheit der lokalen Allgemeinheit, der Fans, Spieler, Freiwilligen, Händler und jedem Involvierten hat höchste Wichtigkeit."
Dichter Turnierkalender der ATP macht Verschiebung fast unmöglich
Realistisch gesehen, scheint eine Verlegung des knapp zweiwöchigen Events auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr freilich unmöglich.
Der Turnier-Kalender ist bis Ende November voll gefüllt, den freien Dezember haben die Aktiven vor Beginn der Saison 2021 bitter zur Erholung nötig und zudem würde ein davor heuer erneuter Trip zum Millionen-Event nach Kalifornien mit Verträgen mit anderen Turnieren kollidieren.
Vielmehr als die Suche nach einem Ersatz-Termin stand bei der ATP am Montag ohnehin die Frage im Fokus, ob mit dem Turnier ebenso für Damen und Herren ab Ende März in Miami wenigstens der nächste Top-Event im Programm bleibt. "Bis Donnerstag muss eine Entscheidung fallen", erklärte Herwig Straka gegenüber der APA - Austria Presse Agentur in der Funktion als Mitglied des ATP-Board of Directors.
"Für die ATP hat es so etwas noch nicht gegeben", sagte der Steirer. Heute Nachmittag, wenn auch in den Staaten der Tag angebrochen ist, sollte weiter diskutiert werden. Gleichzeitig wurden in Kasachstan und Südafrika wie geplant Challenger gespielt. Klar war jedenfalls eines: "Eine Verschiebung unter den jetzigen Gesichtspunkten ist nicht möglich. Wir sehen keine Chance für eine Verschiebung."
Herwig Straka warnt davor, in Panik zu verfallen
Ein Vorschlag von Straka und Kollegen wäre gewesen, den Event ohne Zuschauer durchzuführen. Die Spieler seien alle schon vor Ort. Die Idee wurde aber nicht aufgegriffen. Der Funktionär räumte diesbezüglich allerdings auch ein, dass das im Endeffekt langfristig über andere Turniere hinaus keine Lösung sei. Straka vertritt darüber hinaus auch die Meinung, dass man nun nicht in Panik verfallen solle.
Als sein Manager hat er in der Nacht auf Montag auch mit Dominic Thiem über die Situation telefoniert. Der begab sich bereits nach dem Turnier in Rio de Janeiro vor gut zwei Wochen in die Staaten, absolvierte einen Konditionsblock und absolvierte einige Sparring-Sessions. Einer der Partner da war Tommy Haas. "Ein Training mit dem Boss als Belohnung für mein neues Karrierehoch", hatte da Thiem gepostet.
Der Weltranglisten-Dritte wollte am Montag mit der Intensiv-Vorbereitung beginnen. Die Auslosung wäre am Dienstag erfolgt, wegen eines Erstrunden-Freiloses hätte der 26-Jährige seine Titelverteidigung erst am Wochenende aufgenommen. Da wird Thiem nun womöglich schon in Florida sein.
Straka: "Jetzt muss er einmal abwarten, wie es mit Miami weitergeht. Er wird jetzt einmal in Indian Wells bleiben."
Thiem nimmt die Absage von Indian Wells professionell auf
Thiem - er hätte mit Grigor Dimitrow (BUL) auch im Doppel gespielt - habe professionell auf die Quasi-Absage des Turniers reagiert, bei dem er im Vorjahr mit einem Final-Sieg über den Schweizer Roger Federer seinen bisher bedeutendsten Titel geholt hatte. "Man muss das ohnehin so zu Kenntnis nehmen, kann es nicht beeinflussen", sagte Straka. "Dominic hat das eigentlich sehr professionell aufgenommen."
Bezüglich der ATP-Punkte von Indian Wells 2019 könnte außer der sofortigen Streichung eine Variante sein, dass diese bis zur Austragung 2021 stehenbleiben. Thiem würde dann die 1.000 Zähler für seinen Vorjahreserfolg bis März 2021 mitführen. Sollten die Punkte im nächsten Ranking hinausfallen, bliebe Thiem weiter 15 Zähler vor Federer Dritter. Der Rückstand auf Novak Djokovic und Rafael Nadal wäre aber vergrößert.