Dominic Thiem muss beim ATP-500-Turnier von Tokio erneut einen herben Rückschlag hinnehmen.
Österreichs Tennis-Nummer-1 unterliegt dem US-Amerikaner Steve Johnson 6:4, 6:7(5), 4:6 und kassiert die zweite Auftakt-Niederlage in Folge. Schon vergangene Woche beim ATP-250-Turnier im chinesischen Chengdu war gegen Guido Pella (ARG) in seinem ersten Spiel nach einem Freilos in der 2. Runde Endstation.
Der an Nummer zwei gesetzte Österreicher (Alle Infos im Ticker) ist am Donnerstag im Doppel noch im Bewerb. Sein nächster Einzeleinsatz ist kommende Woche beim ATP-Masters-1000-Turnier in Shanghai, wo er im Vorjahr wegen einer Erkrankung nicht angetreten war.
Für Johnson, Nummer 46 der Welt, ist es einer der größten Triumphe seiner Karriere: Noch nie hat er einen im Ranking besser platzierten Spieler geschlagen, seine Bilanz gegen Top-10-Spieler lautet 2:20.
"Ich muss herausfinden, was ich verbessern muss"
Die Asien-Tournee verläuft für Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem bisher gar nicht nach Wunsch. Der Weltranglisten-Siebente verlor nach Chengdu in der Vorwoche auch beim mit 1,706 Mio. Dollar ATP-500-Turnier in Tokio gleich sein erstes Match.
Damit bleibt Thiem in Tokio weiter sieglos, er hatte auch bei seinem bisher einzigen Antreten in der japanischen Metropole 2014 gleich zum Auftakt verloren.
"Ich hatte einen ganz guten Start. Dann hatte ich vielleicht ein, zwei Chancen im zweiten Satz, das Match zuzumachen. Dann habe ich das Tiebreak verloren. Ich denke, er hat dann im dritten Satz besser zu spielen begonnen. So passiert das eben", lautete Thiems Resümee.
Warum es nicht nach Wunsch läuft, scheint ihm derzeit selbst nicht klar. "Ich spiele nicht schlecht. Ich muss vielleicht nur ein Match gewinnen, um wieder mehr Selbstvertrauen zu kriegen. Aber ich weiß nicht, weil ich hatte ganz gute Resultate in den vergangenen Wochen. Laver Cup, Davis Cup, die US Open waren auch nicht so schlecht. Ich muss herausfinden, was ich verbessern muss, dann wird es hoffentlich nächste Woche besser."
Schlechte Rückhand für Niederlage verantwortlich
Müdigkeit nach der langen Saison wollte er nicht unbedingt gelten lassen. "Die Saison ist immer lang, aber ich fühle mich okay, besser als letztes Jahr. Jeder ist ein bisserl müde, aber ich fühle mich okay."
In Chengdu hatte der zweifache French-Open-Halbfinalist seine bittere Niederlage noch mit einem heftigen Jetlag begründet. "Müde kann man einfach nicht gewinnen. Muss ich abhaken und einfach besser machen in Tokio", hatte er auf Facebook geschrieben. Der Jetlag spielte aber in Tokio wohl keine Rolle mehr. Eher eine an diesem Tag wirklich schlechte Rückhand. Seinen 41 Winnern standen ebenso viele unerzwungene Fehler gegenüber, von der Backhand waren es gleich 27.
"Komplett konzeptlos" und "nicht sehr lustvoll"
Trotz eines alles andere als guten Tages hätte Thiem aber durchaus die Möglichkeit gehabt, sich mit einem Arbeitssieg einmal ins Achtelfinale zu spielen. Im ersten Satz servierte Thiem nach einem Break zum 3:2 nach 37 Minuten noch programmgemäß zum 6:4 aus. Ein Break zum 0:2 egalisierte der Schützling von Günter Bresnik, der den Asientrip aber nicht mitgemacht hat, danach noch und es ging im zweiten Durchgang ohne weiteres Break ins Tiebreak. Thiem hatte zuvor bei 5:6 den ersten Satzball noch abgewehrt, den insgesamt dritten nützte Johnson dann aber im Tiebreak zum 7:5.
Im dritten Satz musste Thiem seinen Aufschlag zum 2:3 abgeben. Diesmal gelang dem achtfachen Turniersieger aber der Ausgleich nicht mehr. Zwar fand er bei 3:4 noch zwei Breakbälle vor, aber der sehr auf "hopp oder drop" spielende Thiem nutzte beide nicht. In dieser Phase machte er entweder mit der Rückhand den Punkt oder den Fehler.
Thiem bleibt noch in Tokio, denn er ist am Donnerstag (nicht vor 12.00 Uhr MESZ) an der Seite des Argentiniers Diego Schwartzman im Doppel noch im Einsatz.
Coach Bresnik hat das Match zu Hause natürlich verfolgt und war wenig erbaut vom Gesehenen: "Im Großen und Ganzen war das eine schwache Vorstellung. Er hat so viele unerzwungene Fehler gemacht und im Verhältnis dazu wenig Winner", meinte Bresnik gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Auch eine Taktik oder ein Konzept war für den Langzeit-Trainer des Niederösterreichers nicht auszumachen. "Im Endeffekt hat es komplett konzeptlos gewirkt, man weiß nicht, was er vorhat. Er hat auch nicht sehr lustvoll gewirkt", sagte Bresnik und ergänzte, "Dominic wirkt nicht frisch, weder körperlich noch geistig."
Bresnik: "Der soll Tennis spielen und aus"
Thiems nächster Einzeleinsatz ist kommende Woche beim ATP-Masters-1000-Turnier in Shanghai, wo er im Vorjahr wegen einer Erkrankung nicht angetreten war. Will er noch in Asien entscheidende Punkte im Kampf um das Masters machen, dann muss er dort einige Runden überstehen.
Davon will Bresnik nichts hören: "Ich diskutiere so was nicht. Der soll Tennis spielen und aus. Wenn er gut spielt, wird er wahrscheinlich das erreichen, was er will. Die zwei Matches waren einfach schwach, da musst du unzufrieden sein, das passt einfach nicht."
Thiem kehrt nach Shanghai nach Österreich zurück, hat dann eine Woche Pause und spielt dann beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle sein erstes Indoor-Turnier dieses Herbstes. Der diesjährige Rio-Sieger wird sich ordentlich steigern müssen, will er sich seiner Bestform nähern.