news

Melzer: "Man schätzt solche Siege viel mehr"

Jürgen Melzer nach seinem Sensations-Sieg über Liebe zum Tennis und die Vor- und Nachteile des Alters.

Melzer:

Nach seinem Sensations-Sieg in der ersten Runde der Erste Bank Open über den Weltranglisten-14. Roberto Bautista Agut war Jürgen Melzer am späten Dienstagabend der Mann der Stunde.

„Genau wegen solcher Situationen habe ich mir das Comeback angetan“, strahlte der mittlerweile 35-jährige Niederösterreicher, der erst im Sommer sein Comeback nach zehnmonatiger Verletzungspause machte.

Danach sprach der zweifache Wien-Sieger (2009, 2010) Melzer über…

…die Gefühle nach dem Sensations-Sieg

Das war einfach nur ein geiler Sieg! Ich habe mir das Comeback genau wegen solcher Situationen angetan. Ich war krasser Außenseiter, hatte wenig zu verlieren und habe ich mich aber gut gefühlt. Das ist immer eine gute Mischung.

…seinen perfekt aufgegangenen Match-Plan

Wenn man flach und schnell spielt, kann er super kontern und den Ball extrem schnell zurückspielen. Man muss oft das Tempo wechseln und ihm öfter mal einen langsamen Ball auf die Rückhand spielen. Da hat man schnell gemerkt, dass er dann nicht mehr gewusst hat, wie er damit umgehen soll. Seine Fehlerquote war dadurch relativ hoch.

…die höhere Wertigkeit solcher Erfolge aufgrund des Alters

Man schätzt solche Siege viel mehr, als man es früher getan hat. Ich habe durch mein Ranking nicht mehr die Möglichkeit so oft solche Matches vor so vielen Leuten und noch dazu zuhause zu spielen. Solche Momente genießt man dann natürlich umso mehr. Das Schöne ist, dass ich mich zuletzt immer recht gut auf die Heim-Turniere vorbereiten habe können. Schon in Kitzbühel hat alles perfekt gepasst (Anm.: Sieg über Dominic Thiem).

…die Liebe zum Tennis

Je älter man wird, umso mehr Spaß macht es. Natürlich macht es viel mehr Spaß auf solchen großen Plätzen zu spielen. Um das zu erreichen, muss ich aber auch durch die Mühlen der Challenger gehen. Dieser Sieg hilft mir dementsprechend viel. Das ist schon ein Finale bei einem kleinen Challenger wert.

…die körperlichen Unterschiede zu früher

Ich regeneriere viel langsamer und muss diesbezüglich viel mehr machen, damit ich in der Früh wieder gerade aufstehen kann. Man hat einfach eine  gewisse Abnützung über die Jahre. Das Training zu machen ist das Eine. Am nächsten Morgen wieder so fit zu sein, um es erneut zu machen ist das Andere. Man muss schlauer arbeiten als es früher notwendig war.  

Bis jetzt habe ich ganz sicher draufgezahlt in diesem Jahr. Ich mache mir darüber aber ehrlich gesagt keine großen Gedanken. Das hat für mich nicht die Prorität.

Das Tennis steht für Melzer derzeit im Vordergrund

…Dominic Thiem

Er spielt heuer nicht umsonst beim World Tour Finale. Und das hat er sich auch absolut verdient. Er hat unmenschliche Leistungen im ersten Halbjahr gebracht und gehört dort auf alle Fälle hin. Wobei er in den letzten Monaten etwas zu hart angegriffen worden ist.

…möglichen Druck beim Heimturnier

Wenn ihr über Druck sprechen wollt, müsst ihr mit dem Dominic reden. Ich habe eine Wild Card bekommen, war lange Zeit verletzt und gehe durch mein Ranking in jedes Spiel als Außenseiter rein. Druck spüre ich nicht wirklich.

…seine Turnierplanung

Ich habe noch fünf Mal die Möglichkeit, mein Protected Ranking in Anspruch zu nehmen. Nach Wien spiele ich mit Wild Card in Eckenthal ein Challenger-Turnier, danach fahre ich nach Bratislava. Jänner und Februar gebe ich dann wieder Vollgas.

…seine finanzielle Bilanz in diesem Jahr

Bis jetzt habe ich ganz sicher draufgezahlt in diesem Jahr. Alleine die Therapiekosten über zehn Monate haben schon eine ordentliche Summe ausgemacht. Ich mache mir darüber aber ehrlich gesagt keine großen Gedanken. Das hat für mich nicht die Prorität.

…seine Doppel-Zukunft mit Julian Knowle

Wir haben gesagt, dass wir uns nach der Saison einmal zusammensetzen. Wir müssten uns auch einmal über die Challenger hocharbeiten. Ich glaube aber, dass wir das recht schnell schaffen können und ich bin auch recht zuversichtlich, dass wir auch in der kommenden Saison wieder zusammenspielen.

Aufgezeichnet von Christian Frühwald

Kommentare