French-Open-Sieger Dominic Thiem? Zumindest für seinen Coach Günter Bresnik ist dies kein reiner Wunschgedanke.
„Die Möglichkeit, dass er bei diesen großen Turnieren extrem gut abschneidet, ist nicht ausgeschlossen“, ist der 55-jährige Niederösterreicher im Gespräch mit LAOLA1 überzeugt.
„Dominic ist so gut, dass er bei jedem Turnier auf der erweiterten Liste der Favoriten ist. Und das ist nicht ranking-bedingt, sondern weil er so viel kann.“
Thiem fiebert Sandplatz-Saison entgegen
Schon seit einigen Wochen fiebert der Weltranglisten-Neunte dem Start der Sandplatz-Saison und damit der Rückkehr auf seinen absoluten Lieblingsbelag entgegen. Am 16. April fällt für den 23-Jährigen beim ATP-1000-Event in Monte Carlo der Startschuss.
Im vergangenen Jahr erreichte Thiem in Paris das Halbfinale und fuhr damit einen der größten Erfolge seiner bislang noch jungen Karriere ein.
Thiem: „Roland Garros ist mein wichtigstes Turnier“
Dementsprechend hoch sind nun allerdings auch die eigenen Erwartungen: „Roland Garros ist mein wichtigstes Turnier in diesem Jahr“, stellte Thiem vergangene Woche in einem ORF-Interview klar.
„Ich habe letztes Jahr dort sehr gut gespielt. Ich will mich punktuell genau darauf vorbereiten und hoffe, dass ich gut spielen kann. Wie weit es gehen kann, hängt natürlich auch vom Glück und der Auslosung ab.“
"Man muss das Unmögliche versuchen, um das Höchstmögliche zu erreichen. Dieser Ansatz ist mir lieber, als sich die Ziele immer so zu stecken, um sie sicher zu erreichen, weil es das schönste Glücksgefühl ist, ein gestecktes Ziel zu erreichen."
Die Gefahr, dass er sich selbst zu viel unter Druck setzt, sieht Bresnik nicht: „Wenn sich jemand auf etwas freut, dann ist es nicht gefährlich. Man muss das Unmögliche versuchen, um das Höchstmögliche zu erreichen. Dieser Ansatz ist mir lieber, als sich die Ziele immer so zu stecken, um sie sicher zu erreichen, weil es das schönste Glücksgefühl ist, ein gestecktes Ziel zu erreichen. Das ist im Spitzensport nicht der richtige Zugang.“
Zudem dürfe sich ein Mensch seine Träume nicht verbieten lassen. „Auch wenn es unwahrscheinlich ist. Verlieren ist schließlich immer leichter als gewinnen.“
Gute Punkteausbeute im ersten Saisonviertel
Mit dem ersten Saisonviertel ist Bresnik zumindest mit der Punkte-Ausbeute „sehr zufrieden“. Verbesserungsbedarf sieht er beim Tennis an sich. Da fehle Thiem noch die Konstanz.
„Er serviert schnell und retourniert auch gut. Das ist aber alles nur Stückwerk. Spielt er das in einem Guss, dann steht er wirklich solide in den Top 10“, sagt der Coach. „Mein Wunsch ist, dass er seine Möglichkeiten jeden Tag abrufen kann, ohne unter ein gewisses Niveau zu sinken. Macht er das, stellt sich der Rest von selber ein.“
Dies sei Thiem in den letzten drei Monaten nicht wirklich geglückt, wie Bresnik unumwunden zugibt. „Was das Tennis betrifft, bin ich nicht restlos begeistert. Mit den Punkten bin ich hingegen sehr zufrieden. Über 1.000 Punkte in drei Monaten sind schon beeindruckend. Vor allem, weil er eben oft gar nicht gut gespielt und trotzdem Leute zwischen 20 und 50 geschlagen hat. Das sind die Dinge, die mich begeistern. Das ist ein Zeichen dafür, wie er sich als Spieler entwickelt hat.“
„Wenn er zum Beispiel gegen Wawrinka spielt, hält er die Parte nicht deshalb offen, weil er gut und der andere schlecht spielt, sondern weil beide auf Augenhöhe agieren. Wenn er das abruft, was er kann, ist er richtig unangenehm für die Leute.“
Voller Terminkalender
Gewöhnen müsse sich Thiem allerdings noch um das ganze Drumherum. Schließlich stehen bei einem Top-Star auch jede Woche zahlreiche Termine abseits des Platzes auf dem Programm. Von PR-Terminen über Interviews bis hin zu Autogramm-Stunden.
„Mittlerweile wird er stark beansprucht. Das hatte er früher natürlich nicht. Da fehlt dann schnell einmal das eine oder andere Prozent“, sieht Bresnik seinen Schützling diesbezüglich noch in einer Lernphase. „Er muss sich einfach immer noch an viele neue Dinge gewöhnen.“
Batterien in der Heimat aufgeladen
Umso wichtiger war es deshalb, nach der Auftaktniederlage gegen Borna Coric in Miami die Zeit in der Heimat zu nützen, um die Batterien wieder aufzuladen. Deshalb sei auch der Davis Cup an diesem Wochenende in Minsk kein Thema gewesen.
„Dominic war sehr lange von zuhause weg. Es ist für ihn wichtig, einmal ein paar Tage zuhause sein zu können. Das spürst du auch im Kopf. Ich will es nicht als Heimweh bezeichnen, aber wenn du acht Wochen am Stück unterwegs bist, dann ist es auch irgendwann einmal genug.“
Thiem stimmt zu: „Dadurch habe ich jetzt ein bisschen mehr Zeit zur Erholung. Deshalb war die Niederlage nicht so schmerzhaft. Ich fühle mich echt wieder gut am Platz und habe auch keine Wehwehchen.“
Dementsprechend groß ist die Vorfreude auf Monte Carlo. Auch bei den heimischen Tennis-Fans.