Die Dauerkrise von Dominic Thiem lässt Tennis-Fans nicht kalt.
Auch nicht seinen Ex-Langzeit-Coach Günter Bresnik, der die Basis für den Welterfolg des US-Open-Siegers gelegt hatte. Thiem hatte sich dann im Streit vom Niederösterreicher getrennt, es war ein unschönes Ende samt Gerichtsterminen.
Bresnik äußerte sich nun in einem großen Kommentar in den "Salzburger Nachrichten" (Dienstag-Ausgabe) zur Baisse seines Ex-Schützlings - und schließt sich selbst als Helfer nicht aus.
Unter dem Titel "Könnte ich Dominic wirklich helfen?" stellt Bresnik seine Sicht der Dinge dar und beantwortet die Frage auch mit einem "Ich weiß es nicht". Dazu wisse er auch zu wenig von den Hintergründen. "Ich kann hier nur allgemein darüber sprechen, dass die Betreuung von Dominic die reizvollste Aufgabe ist, die es derzeit weltweit für einen leidenschaftlichen Tennis-Trainer gibt."
Thiems Monotonie müsse durchbrochen werden
Thiem habe als Ex-Major-Sieger seit Jahren so gut wie nichts aus seinen "herausragenden technischen, körperlichen und mentalen Möglichkeiten" gemacht. Alle seine Anlagen seien bei der Beurteilung von außen aber noch da. Bresnik würde bei einem älteren Spieler andere Impulse setzen, auch abseits des Courts. Es gelte die Monotonie zu durchbrechen.
"Bei Dominic kommen zwei Dinge erschwerend hinzu: "Erstens, dass er sein berufliches und sein privates Umfeld extrem stark miteinander verwoben hat." Dies mache die Arbeit in jedem Beruf komplizierter, es fehle an Abwechslung, neuen Impulsen. "Das Leben verschwimmt zu einem Einheitsbrei."
Faktor zwei sei Thiems hohe Tennis-Intelligenz. "Er wusste schon als Jugendlicher sehr genau, was er kann und wie gut jeder Schlag ist." Nun gehe Thiem auf den Platz und wisse, "dass der giftige Drall auf der Vorhand fehlt..., und er derzeit nicht dauerhaft schnell und sicher genug spielen kann, um den Gegner zu zermürben."
Bresnik:"Dominic hat die Freude an seinem Beruf verloren"
Bresnik hat 14 Jahre mit Thiem zusammengearbeitet und betreute den Lichtenwörther bis zum April 2019. Als Beobachter seiner vergangenen Matches, darunter auch gegen seinen eigenen Schützling Lukas Neumayer, meinte Bresnik in dem Kommentar:
"Dominic hat die Freude an seinem Beruf verloren." Ob dieser sie wiederfinden kann, wisse er nicht. "Der Grundanstoß muss von ihm kommen, aber schaffen wird er das Comeback nicht allein, sondern nur mit kompetenter Hilfe."
Entscheide sich Thiem für ein Ja zum ernsthaften neuen Anlauf, dann werde er den richtigen Coach finden. "Und kein Trainer, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübt, kann dann Nein sagen."
Allerdings muss gesagt sein, dass Thiem in der Vergangenheit eine mögliche Rückkehr zu Bresnik immer kategorisch ausgeschlossen hat.