In der Vorwoche sorgte Nicolas Jarry beim ATP-500-Turnier in Hamburg mit seinem Viertelfinalsieg über Dominic Thiem für Furore, beim Generali Open Kitzbühel beweist der 22-jährige Chilene, dass dies keine Eintagsfliege war.
Nach einem 7:5, 6:3 über den Italiener Matteo Berrettini, zuletzt Sieger von Gstaad, steht Jarry bereits im Halbfinale.
Im Kampf um sein zweites ATP-Tour-Endspiel nach Sao Paulo Anfang März trifft Jarry am Freitag auf den Usbeken Denis Istomin.
Letzterer hatte im ersten Viertelfinale des Tages den letzten Deutschen im Einzel ausgeschaltet. Istomin besiegte den als Nummer sechs gesetzten Maximilian Merterer sicher nach nur 65 Minuten mit 6:3,6:3.
Jarry fühlt sich in Höhenlage wohl
Für Jarry fühlt sich Kitzbühel beinahe wie Zuhause an, denn die Höhenlage (762 m) macht ihm gar nichts aus. Seine Heimatstadt Santiago de Chile liegt auch auf über 500 m. Jarry ist jedenfalls glücklich über seine Entwicklung. "Ich spiele sehr gut und konzentriert, bin auch sehr ruhig auf dem Platz und in den richtigen Momenten aggressiv. Ich kann auch mit dem Druck in den Schlüsselmomenten gut umgehen."
Zu Beginn des Jahres noch 113. im Ranking steigerte sich Jarry dank einem Halbfinale in Rio und angesprochenem ersten Finale in Sao Paulo kontinuierlich. Als Nummer 53 nach Kitzbühel gekommen, ist ihm schon jetzt Platz 43 sicher. Sollte er in Kitz den Titel holten, stößt Jarry in die Top 40 vor. Eine derartige Leistungsexplosion hatte sich der 22-Jährige in seiner ersten vollen Saison auf der ATP-Tour nicht erwartet.
"Weiß, dass ich jeden schlagen kann"
"Mein erstes Ziel war es, dass ich so viele Punkte mache wie letztes Jahr bei Challengern. In den ersten drei Monaten habe ich das geschafft. Das nächste Ziel waren die Top 50, die habe ich jetzt auch geschafft." Hätte es noch irgendeiner Bestätigung seines Potenzials bedurft - vergangene Woche hat er sie mit dem Sieg über Dominic Thiem bekommen. Der erste Erfolg über einen Top-Ten-Spieler. "Das habe ich nicht erwartet. Dominic ist auf Sand der zweitbeste nach dem King (Rafael Nadal, Anm.). Ich weiß jetzt, dass ich jeden schlagen kann."
Mit den drei Tennis-Stars in Chile, allen voran Ex-Nummer 1 Marcelo Rios, sowie Nicolas Massu und Fernando Gonzalez, hatte Jarry als Kind nichts am Hut. "Als ich aufgewachsen bin, habe ich fast keinen Sport verfolgt. Aber ich habe fast jeden Sport ausgeübt, den man in Chile ausüben kann." Seit er älter geworden ist, hat er jedoch Kontakt mit allen drei Ex-Spielern. "Ich kann sie um Rat fragen und das war auch schon sehr hilfreich."
Großvater war Nummer 14 der Welt
Den Ausschlag für das Tennis hat in seiner Jugend Jarrys Großvater gegeben. So manchem mag der Name Jaime Fillol noch in Erinnerung sein. Die ehemalige Nummer 14 der Welt, siebenfacher ATP-Turniersieger und u.a. im US-Open-Viertelfinale (1975) war die Inspiration für Jarry. "Er hat mich zu den Turnieren mitgenommen. Er hat einen Samen gesät, der gewachsen ist. Jetzt bin ich froh, dass ich diesen Sport gewählt habe."
Und nun fühlt sich Jarry auch reif und besser vorbereitet als noch im März in Sao Paulo auf seinen ersten Titel. "Ich weiß jetzt, dass das keine Eintagsfliege war. Ich stehe da wo ich bin, weil ich etwas kann. Eines Tages wird es kommen, hoffentlich diese Woche."