news

Bresnik: "Habe nicht damit gerechnet"

Darum spielte Dominic Thiem in Indian Wells so groß auf:

Bresnik: Foto: © gettyGEPA

Mit einem Tag Abstand analysierte Chef-Coach Günter Bresnik am Montagabend in der TV-Sendung „Sport & Talk aus dem Hangar 7“ auf ServusTV den beeindruckenden Triumph seines Schützlings Dominic Thiem beim ATP-1000-Turnier in Indian Wells.

„Natürlich habe ich nach diesem Saisonbeginn nicht mit so einem Turnier gerechnet“, gab der 57-jährige Niederösterreicher zu.

Thiem reiste mit einer mageren 3:4-Bilanz nach Kalifornien und kämpfte in den ersten beiden Monaten mit gesundheitlichen Problemen wegen einer Virus-Erkrankung.

Doch sein frühes Ausscheiden beim ATP-500-Turnier in Rio de Janeiro hatte auch etwas Gutes: „Er war dadurch sehr, sehr früh in Indian Wells und hatte fast zwei Wochen Zeit, um sich auf die Gegebenheiten einzustellen. In dieser Zeit hat er auch die konditionellen Defizite gut aufholen können. Und schlussendlich hat er seine zu Beginn gute Auslosung nützen können. Im Halbfinale und Finale zeigte er dann Tennis der Spitzenklasse“, kommentierte Bresnik die beeindruckenden Siege über Milos Raonic und Roger Federer.

Extrem hohe Bedeutung

Der zwölfte ATP-Titel, zugleich sein erster in der ATP-1000-Kategorie, hat für den ehemaligen Betreuer von Boris Becker eine extrem hohe Bedeutung.

„Punktemäßig war es nicht sein größter Erfolg, weil er bei seinem Paris-Finale 1.200 Punkte einfahren konnte. Die Tatsache nach einem großen Turnier mit einer weißen Weste nach Hause zu fahren, macht es aber wahrscheinlich bedeutungsvoller, als mit einer Niederlage den Turnier-Ort zu verlassen.“

Zudem sei dieser Titel auch ein weiterer Schritt in der Entwicklung von Thiem: „In Anbetracht der Tatsache, dass er die Saison so schlecht begonnen hat, ist es immens wichtig für ihn. Da er in Madrid schon jeweils zwei 1000er-Finali gespielt hatte, war es kein komplettes Neuland, da er bislang aber auch noch keinen 1000er-Titel auf dem Gürtel hatte, ist es ein sehr wichtiger Titel. Und das hat er noch dazu gegen einen der besten Spieler aller Zeiten geschafft.“

Emotionale Momente nach dem Matchball

Dementsprechend emotional war dieser Erfolg auch für Bresnik selbst, der Thiem seit frühesten Kindheits-Jahren begleitet. „Für mich war es auch aus der Distanz sehr bewegend. Ich habe diesen Moment einfach genossen“, beschreibt Bresnik seine Gefühle nach dem verwerteten Matchball gegen Federer.

„Dominic hat in den letzten 15 Jahren extrem viel Einsatz in den Sport fließen lassen und kassierte zuletzt einige unglückliche Niederlagen, wurde schon als Sandplatz-Spezialist abgeschrieben und dann gewinnt er so ein Turnier.“

Nicht vergessen dürfe man auch, dass Thiem seinen Erfolg vor allem der jahrelangen harten Arbeit am Trainingsplatz zu verdanken hat. Mittlerweile scheint die Zeit reif dafür zu sein, die Früchte dieser Anstrengungen ernten zu können.

Verbesserung an Return und Aufschlag

„Für mich war am beeindruckendsten, wie Dominic retourniert hat. Da hat ihm in der Vergangenheit immer etwas zu den absoluten Top-Spielern gefehlt. Da hat er sich in den letzten zwei, drei Jahren stark verbessert“, so Bresnik, der auch auf die verbesserten Aufschlagwerte verweist.

Diese seien weniger augenscheinlich, da Thiem beim Service wie auch ein Novak Djokovic weniger mit Kraft als mit Spielintelligenz agiert.

„Er hat seinen Aufschlag vor allem durch Variation und Schnittänderungen stark verbessert. Das freut mich als Trainer besonders, weil ich weiß, wie lange er an diesen Dingen gearbeitet hat.“

Gelungender Einstand von Nicolas Massu

Als gelungen darf man auch den Einstand von Nicolas Massu als neuen Touring Coach bezeichnen. Erst seit wenigen Wochen ist der Chilene, seines Zeichens zweifacher Olympia-Sieger in Einzel und Doppel, in der Betreuer-Box von Thiem zu finden. In Indian Wells scheint sich der emotionale Südamerikaner als gute Wahl bestätigt zu haben.

Foto: © gettyGEPA

Im vergangenen Jahr vertraute Thiem noch auf den Spanier Blanco als Touring Coach. Da dieser aber einen Job in der Organisation des neuen Davis-Cup-Events annahm, konnte er Thiem nicht mehr auf der ATP-Tour begleiten.

„Ich habe lange überlegt, wer zu Dominic passt. Das war nicht ganz einfach für mich, da ich mit 57 Jahren altersmäßig schon sehr weit weg bin. Ich habe nicht das Temperament und die Fähigkeiten, Dominic zwei, drei Stunden lang aus der Box anzufeuern. Massu ist ein Energiebündel, der das machen kann. So ein Einstand ist natürlich ein Traum.“

Thiem ist schon in Miami

Große Feierlichkeiten konnte Thiem in Indian Wells nach dem größten Sieg seiner Karriere übrigens nicht begehen. „Sie werden sicher ein gutes Abendessen genossen haben. Heute früh ist er aber schon wieder weiter nach Miami geflogen.“ Dort beginnt am Mittwoch der Hauptbewerb des zweiten ATP-1000-Turnier des Jahres.

Wie in Indian Wells hat der als Nummer drei gesetzte Thiem dort ein Freilos in der ersten Runde. Danach trifft er entweder auf den polnischen Shooting-Star Hubert Hurkacz oder den italiener Matteo Berrettini.

„Auch wenn die breite Öffentlichkeit diese beiden Namen nicht kennt, sind das auch zwei schwere Gegner. Man ist als Tennisspieler gut beraten, wenn man das von Spiel zu Spiel sieht“, will Bresnik seinen Schützling in Miami nicht in eine Favoriten-Position drängen.

Kommentare