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Thiem: "Ich habe zu früh zu viel gewollt"

Österreichs Tennis-Ass zahlt nach Verletzung Lehrgeld. Muss er noch unters Messer?

Thiem: Foto: © GEPA

Für viele Tennis-Fans war das vorzeitige Saisonende von Dominic Thiem ein Schock, der Niederösterreicher selbst hat es gut verdaut. 

"Jetzt geht es mir eigentlich besser als vorher, weil jetzt komplette Klarheit herrscht", erklärt Thiem am Samstag einem kleinen Journalisten-Kreis, dem auch LAOLA1 angehört hat. "Ich habe jetzt einen genauen Fahrplan wie die nächsten Wochen und Monate ausschauen. Davor war es ein Hoffen und Bangen die ganze Zeit."

Die US Open und der Rest der Saison waren stets im Hinterkopf, Thiem wollte das Comeback nach seiner Sehnenscheiden-Verletzung unbedingt schaffen. Letztlich musste er aber resignieren. 

"Es ist einfach zu früh gekommen, ich habe dann auch ein bisserl den Preis dafür bezahlt, dass ich mit solchen Verletzungen noch null Erfahrung habe. Ich habe ein bisserl zu früh zu viel gewollt", gibt er zu. "Das Training hat nie wirklich funktioniert, vor allem die Vorhand, deshalb war es immer ein ungutes Gefühl und das ist jetzt wenigstens weg."

Das Problem ist die Vorhand

Nun herrscht für Thiem und sein Team Klarheit, wie es in nächster Zeit weiter gehen kann. Der 27-Jährige muss nach neuerlichen Schmerzen in der Hand im Training zumindest sechs Wochen wieder eine Schiene tragen. 

"Das ist die Zeit, die die Sehnenscheide zum Heilen braucht. Nach vier Wochen ist die erste Untersuchung, ob der Heilungsprozess auch gut verläuft. Wenn alles passt, kommt die Schiene runter und dann kann ich langsam das Handgelenk stärken und wieder mobilisieren. Wenn alles gut lauft, sollte ich Anfang, Mitte November voll zum Trainieren anfangen können."

Mit dem Laufen und Fitnesstraining kann er bereits jetzt beginnen, das Handgelenk schmerzt im "normalen" Zustand kaum mehr. "Die Schmerzen waren relativ schnell viel besser, sowohl nach dem Schnalzer, den es auf Mallorca gemacht hat, als auch jetzt nach dem letzten Schnalzer. Das Problem ist immer die Vorhand, diese Schnappbewegung bevor ich den Ball treffe. Deshalb wird es dauern, bis das schmerzfrei ist", erklärt Thiem. 

Abgesehen vom Handgelenk sei er körperlich topfit. "Ich habe drei Wochen richtig geackert im Fitnessstudio, auf dem Platz und auch abseits vom Platz", erzählt Thiem von den vergangenen Wochen.

Operation ist nicht auszuschließen

Dennoch sind nun erst einmal ein, zwei Wochen Pause angesagt. Thiem hofft, dass die Heilung weiter so gut verläuft. Eine Operation ist nämlich noch nicht ganz vom Tisch. 

"Bei manchen anderen hat man sofort operieren müssen. Von dem her ist es bei mir eh noch okay, weil ich es noch in der Schiene heilen kann", sagt Thiem und verweist auf einige seiner Tennis-Kolleginnen und Kollegen, die in der Vergangenheit mit der gleichen Verletzung zu kämpfen hatten. Unter anderem Rafael Nadal, Kei Nishikori und Belinda Bencic. 

"Die Ärzte haben gesagt, wenn das gescheit verheilt, stellt es kein Problem dar", so Thiem. "Wenn es nicht läuft wie geplant, ist die Chance schon da, dass es operiert werden muss, aber es wäre auch kein Malheur. Es würde einfach die Zeit, bis ich wieder am Platz stehen kann, verlängern. Wenn es wirklich zur OP kommen sollte, dann wird es noch ein, zwei Monate länger dauern. Aber es wäre ein Eingriff, den viele Spieler schon gemacht haben und ist auch keine schlimme Sache hinsichtlich der Zukunft."

Thiem geht freilich von einem optimalen Heilungsverlauf aus, dann könnte er im November wieder voll ins Training einsteigen. Das große Ziel wären dann die Australien Open Anfang 2022. "Wenn es passt, dann ist Australien auf jeden Fall ein Thema", stellt Thiem abermals klar. 

Verpasste Höhepunkte: "Es tut alles weh"

2021 hätte für den Niederösterreicher noch einige Höhepunkte gebracht: Die Titelverteidigung bei den US Open, das Heimturnier in der Wiener Stadthalle und den Davis Cup in Innsbruck.

Eine gewisse Portion Wehmut schwingt da bei Thiem mit: "Es tut alles weh, plus Indian Wells. Aber am meisten tut mir doch der Davis Cup weh, es ist vielleicht das einzige Mal so ein geiler Heim-Davis-Cup. Natürlich ist Wien bitter, aber das werde ich sicher noch einige Male spielen. Aber wie oft so ein Heim-Davis-Cup gegen Serbien und Deutschland sein wird - vielleicht nie wieder."

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