Die am Montag mit dem Hauptbewerb startende Generali Open 2024 in Kitzbühel ist aus mehreren Aspekten speziell.
Die 80. Auflage sorgt für Jubiläumsstimmung: Dominic Thiem gibt seine Abschiedsvorstellung in der Gamsstadt, Joel Schwärzler sein ATP-Tour-Debüt, für Doppelspieler Philipp Oswald ist es – an der Seite von Schwärzler – das letzte Karriere-Tennisturnier, Alexander Erler/Lucas Miedler treten als Titelverteidiger an und für Sebastian Ofner ist es der Olympia-Test.
Aber nicht nur für ihn ist es die Generalprobe, sondern auch für den topgesetzten Norweger Casper Ruud und andere Teilnehmer am Paris-Turnier. Dieses beginnt bereits am Samstag nächster Woche, dem Finaltag in "Kitz". Wer in Tirol Finale spielt und auch im Zeichen der fünf Ringe antritt, muss sich auf ein Sonntag-Match in Roland Garros einstellen.
Ofner hätte bei einem frühen Out eine Donnerstag-Abreise geplant, würde den Freitag als Eröffnungstag der Spiele aber auch gerne fern von Frankreich erleben. "Bin ich da nicht dabei, hieße das, dass ich in Kitzbühel schon einmal im Halbfinale bin."
Für Ofner kann es in Kitzbühel nur besser werden
Österreichs Nummer eins möchte auch eine böse Erinnerung aus dem Vorjahr vergessen machen, als er in seinem Auftaktmatch dem Slowaken Alex Molcan nach einer 6:4,5:0-Führung und zwei Matchbällen unterlegen war. "Dadurch, was ich letztes Jahr in Kitzbühel erlebt habe, kann es nur besser werden. So ein Match hat man nur einmal im Leben", meinte der 28-Jährige.
Er spüre, dass vor heimischem Publikum der Druck größer sei, eine gute Leistung zu bringen. Aus Wimbledon hatte sich Ofner zuletzt mit leichten Schulter- und aus Hamburg mit Fersenproblemen verabschiedet.
Ein Durchchecken wurde angekündigt, grundsätzlich gab der Steirer aber für Kitzbühel und Paris bereits Entwarnung. So wie er aus Hamburg reiste Thiem aus Gstaad ohne Erfolgserlebnis an. Beim vorletzten Sandplatz-Turnier seiner Karriere unterlag der 30-Jährige am Montag dem peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas in knapp drei Stunden in drei Sätzen, will davon aber auch profitiert haben.
"Das war eine sehr gute Vorbereitung auf Kitzbühel. Es war wichtig, richtig lange am Platz zu stehen und auch mit der Höhenlage in Hinblick auf Kitzbühel sicher wichtig."
"Alles möglich" für Thiem
Thiem – wie Schwärzler mit einer Wildcard – nimmt seinen sportlichen Abschied aus dem Nobelort, wo er 2019 einen seiner 17 Titel auf der Tour geholt hat, mit wenig Sentimentalität, aber mit Ernsthaftigkeit in Angriff. Seit Mittwoch trainiert der Niederösterreicher vor Ort.
Im Vorjahr erreichte er – wie 2014 – mit dem Finaleinzug seinen größten Erfolg nach der Rückkehr auf die Tour infolge der im Juni 2021 erlittenen Handgelenksblessur, dem indirekten Auslöser seines für das Wien-Turnier im Oktober geplante Karriereende. Im Endspiel gegen Sebastian Baez (ARG) gab es ein 3:6,1:6.
"Ich habe letztes Jahr vor Kitzbühel vielleicht ein bisschen besser gespielt als jetzt, aber nicht viel", erklärte Thiem. "Im Endeffekt bin ich im Finale geendet. Ich kann zurzeit für nichts garantieren. Es hat Jahre gegeben, wenn ich normal gespielt habe, wo es normal gewesen ist, dass ich weit gekommen bin. Das ist jetzt sicher nicht so. Ich glaube, dass von einer Niederlage in der ersten Runde bis zu ein paar Matches alles möglich ist."
Fix ist, dass der Ex-Weltranglistendritte seine Auftaktpartie am Dienstag (19.30 Uhr, live ServusTV) – vor voller Tribüne – haben wird.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Antonitsch über Schwärzler: "Großes Versprechen für die Zukunft"
Möglich, dass nach der für Samstag, 12.00 Uhr angesetzten Auslosung Thiem und Schwärzler im Turnierverlauf aufeinandertreffen, was eine gewisse Parallele zu Thiems Wien-Debüt 2011 in der Wiener Stadthalle gegen Thomas Muster wäre.
Schwärzler will aber klar seinen eigenen Weg gehen, und auf diesem hat ihm Turnierdirektor Alexander Antonitsch wie einst Thiem die Chance für die viel erwartete Premiere gegeben. Der 18-Jährige rangiert seit Ende Mai in der Weltrangliste unter den Top 400, nachdem er in Skopje seinen ersten Challenger gewonnen hat.
2011 hatte auch Thiems Karriere mit einer Kitzbühel-Wildcard einen ordentlichen Schub erhalten. Schwärzler "ist ein großes Versprechen für die Zukunft und bei (Coach, Anm.) Jürgen Melzer in den besten Händen", erläuterte Antonitsch.
Veranstalter Markus Bodner bezeichnete es als schon beinahe zur Kitzbüheler DNA gehörig, "jungen, aufstrebenden Talenten beim Generali Open eine Plattform zu bieten. Das war schon bei Sinner, Tsitsipas, Zverev und vor allem Dominic Thiem so und gilt natürlich auch für die derzeit wohl größte österreichische Nachwuchsaktie."
Laufbahn von Oswald geht zu Ende
Erler/Miedler steuern topgesetzt nicht nur die Titelverteidigung an, sondern ihren schon dritten Kitz-Finalsieg, nachdem sie auch 2021 triumphiert hatten. Heuer haben die beiden ein 250er- und ein 500er-Finale erreicht, zuletzt aber eher ausgelassen. Daraus resultierte auch das knappe Verpassen des Olympia-Tickets. In der vergangenen Woche kassierten sie ein Auftakt-Out beim Salzburg-Challenger.
Für Tokio-Olympia-Teilnehmer Oswald geht 38-jährig seine Laufbahn zu Ende. Elf ATP-Titel im Doppel holte der Vorarlberger, seinen bisher vorletzten 2019 in Kitzbühel.
Die Finalspiele am Samstag (11.00 Doppel, 13.00 Uhr Einzel) sind seit rund einem Monat ausverkauft. Gut möglich, dass die Fans dann 2021-Sieger Ruud zu sehen bekommen. Der Norweger ist Weltranglisten-Neunter und Titelfavorit. Erste Herausforderer sind Titelverteidiger Baez (ATP-19.) sowie die Chilenen Alejandro Tabiilo (20.) und Nicolas Jarry (23.).
Ofner ist als Weltranglisten-50. knapp nicht unter den Top Acht gesetzt. Einen klingenden Namen im Teilnehmerfeld hat Matteo Berrettini (82.). In der Qualifikation am Samstag und Sonntag gibt es die Chance auf Österreicher-Zuwachs.