Wir halten nichts von falscher Diplomatie: Es kann nur einen geben! Wer ist der "GOAT" (englisch für "Greatest Of All Time") - also der beste aller Zeiten - der Tennis-Geschichte?
Roger Federer? Rafael Nadal? Rod Laver? Ivan Lendl? Was seit Jahrzehnten von vielen Experten diskutiert wird, hat nun die LAOLA1-Redaktion in einer demokratischen Abstimmung endgültig entschieden.
12 RedakteurInnen haben ihre ganz persönliche Top-Ten-Liste erstellt. Der jeweils Erstplatzierte hat 10 Punkte bekommen, der Zweite neun Punkte, der Dritte acht Punkte, usw.
Das ist das Ergebnis:
Anm.: Und solltet ihr anderer Meinung sein, dann lasst es uns in der Kommentaren-Zeile wissen. Schließlich munkelt man, dass auch Redakteure fehlbar seien. Manchmal.
10. Boris Becker
Deutschland, Jahrgang 1967
20 Punkte
Der Begründer des deutschen Tennis-Booms der 80er und 90er Jahre hat gerade noch den Sprung in die Top Ten geschafft, indem er den großen Altmeister Rod Laver, der einzige Spieler der Geschichte, der alle Grand-Slam-Turniere in ienem Jahr gewinnen konnte, auf Rang elf verdrängte. Nicht unverdient, wie wir anmerken wollen: Sechs Grand-Slam- und 49-ATP-Titel können sich durchaus sehen lassen. Seine große Popularität ist aber sicherlich auch stark seinem charismatischen Auftreten in der Öffentlichkeit geschuldet. Der "Becker-Hecht" wird auf ewige Zeiten fixer Bestandteil der Tennis-Welt bleiben. Das wiederholte Spiel von Aufstieg und Fall in einer Sportler-Karriere bietet Stoff für mehrere Verfilmungen. "Bobbele" hat dem Tennis viel gegeben - und gibt es weiterhin: Als TV-Kommentator, Experte und Coach ist er immer noch ein Fixpunkt auf der Tour.
9. Andre Agassi
USA, Jahrgang 1970
24 Punkte
Andre Agassi lieferte in seiner Karriere eigentlich gleich zwei Tennis-Leben ab. Als mit langen Haaren aufstrebender, frecher Paradiesvogel eroberte der US-Amerikaner bereits Ende der 80er Jahre erstmals die Herzen der Tennis-Fans, die sich damals selbst von rosa Radlerhosen nicht von ihrem Idol abschrecken ließen. Nach einer kurzen Schaffenskrise in den 90er Jahren mit privaten Turbulenzen aufgrund der gescheiterten Ehe zu Hollywood-Star Brooke Shields erarbeitete sich ein mittlerweile glatzköpfiger und geläuterter Agassi einen zweiten Frühling. Zwar holte er "nur" acht Grand-Slam-Titel, dafür schaffte Agassi als damals erst fünfter Spieler überhaupt den Karriere-Grand-Slam. Dies gelang keinem anderen Spieler in den 70er, 80er oder 90er Jahren - ein Zeitraum, indem nicht nur die Belag-Unterschiede, sondern auch die Dichte an der Spitze sehr groß waren.
8. John McEnroe
USA, Jahrgang 1959
40 Punkte
Eine der schillerndsten Tennis-Legenden ist mit Sicherheit John McEnroe. Der extrovertierte US-Amerikaner wird vor allem aufgrund seiner Wutausbrüche in die Tennis-Geschichte eingehen. "You cannot be serious!", ist selbst jungen Fans noch ein Begriff. Aber auch die sportlichen Erfolge können sich dank seines unbändigen Siegeswillens sehen lassen: 257 Wochen war "Big Mac" die Nummer eins der Welt, sieben Grand-Slam-Titel (plus neun im Doppel!) und insgesamt 78 ATP-Titel sorgen für eine außergewöhnliche Vita. Bis zum heutigen Tag blieb McEnroe als TV-Experte und Moderator dem Tennis-Sport verbunden.
7. Björn Borg
Schweden, Jahrgang 1956
56 Punkte
Was wäre, wenn...? Diese Frage stellt sich bei der Bewertung der Karriere von Björg Borg. In seiner kurzen Karriere gewann der Schwede beeindruckende elf Grand-Slam-Titel und stand immerhin 109 Wochen auf Platz eins der Weltrangliste. Nach einer halbherzig gespielten Saison 1982 beendete er allerdings schon 1983 im alter von nur 26 Jahren seine Karriere - über seinen Comeback-Versuch Anfang der 90er werfen wir den Mantel des Schweigens. Zudem trat Borg bis auf eine Ausnahme im Jahr 1974 (3. Runde) nie bei den Australian Open an. Auch bei den US Open konnte er trotz vier Endspielen nie den Titel holen. Dafür war der kühle Skandinavier den bei French Open (6 Titel) und in Wimbledon (5 Titel) eine Macht.
6. Ivan Lendl
USA, Geburtsjahr 1960
58 Punkte
Beeindruckende Zahlen kann Ivan Lendl vorweisen: 270 Wochen lang führte der bis zum Jahr 1992 für die Tschechoslowakei spielende US-Amerikaner die Herren-Weltrangliste an. 19 Mal schaffte er es bis in ein Grand-Slam-Endspiel, womit er bis zur Ära von Federer/Nadal/Djokovic auch Rekordhalter dieser Kategorie war. Allerdings holte er auch "nur" acht Major-Titel. Besonders weh tun im Rückblick die Final-Niederlagen in Wimbledon 1986 (gegen Boris Becker) und 1987 (gegen Pat Cash). Damit blieb ihm der ersehnte Karriere-Grand-Slam verwehrt. Mit insgesamt 94 ATP-Titel hielt sich Lendl diesbezüglich aber schadlos.
5. Jimmy Connors
USA, Jahrgang 1952
64 Punkte
Obwohl der heute 67-jährige US-Amerikaner seine beste Zeit Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre hatte, werden sich gar nicht so wenige noch an den guten alten "Jimbo" erinnern können. Erst im Jahr 1996 beendete er im Alter von rüstigen 43 Jahren seine unvergleichliche Karriere. 1991 schaffte er es sogar noch sensationellerweise ins Halbfinale der US Open, wo er als 40-Jähriger dem damals zu dieser Zeit beinahe unschlagbaren Jim Courier unterlag. In seiner erfolgreichsten Zeit, in der er immerhin acht Grand-Slam-Titel holte, galt Connors allerdings auch als Tennis-Rüpel. Er wiegelte das Publikum gegen seine Gegner auf und beleidigte Schiedsrichter und Kontrahenten. Erst im Alter wurde er ruhiger und machte dadurch bei den Fans Punkte gut. 1974 hätte er gute Chancen gehabt, als zweiter Spieler nach Rod Laver überhaupt den lupenreinen Grand Slam zu holen. Ein Streit mit der ATP bescherte ihm allerdings eine Sperre für die French Open.
4. Pete Sampras
USA, Jahrgang 1971
70 Punkte
Als Pete Sampras im Jahr 2002 mit seinem Triumph bei den US Open, seinem insgesamt 14. Grand-Slam-Titel, seine Karriere standesgemäß beendete, stand für viele Experten fest: Der als "Pistol Pete" gerufene US-Amerikaner wird für lange Zeit der beste Tensis-Spieler aller Zeiten bleiben. Bekanntlich kam es zwar anders, trotzdem sind die von Sampras aufgestellten Bestmarken auch heute noch mehr als beeindruckend. Mit sieben Wimbledon-Titeln hat er nur einen weniger auf dem Konto als Rasen-König Roger Federer. Mit 286 Wochen an der Weltranglisten-Spitze muss er sich aktuell ebenfalls nur dem Schweizer Maestro geschlagen geben. Sein einziger Makel ist der verpasste Karriere-Slam: Ein Erfolg bei den French Open blieb im verwehrt. 1996 scheiterte er nach einem heroischen Viertelfinal-Erfolg über Landsmann Jim Courier im Halbfinale völlig übermüdet am späteren Sieger Yevgeny Kafelnikov.
3. Novak Djokovic
Serbien, Jahrgang 1987
86 Punkte
Ein wenig kämpfte Novak Djokovic im Schatten von Roger Federer und Rafael Nadal immer ein bisschen mit dem Underdog-Image. Dank seinem unvergleichbaren Ehrgeiz und seiner unnachgiebigen Ausdauer müssen mittlerweile aber auch seine größten Kritiker anerkennen: Der 32-jährige Serbe steht den beiden großen Superstars der Szene in nichts nach. Djokovic war der einzige Spieler, der die unglaubliche Dominanz der beiden Superstars nachhaltig brechen und trotz der extremen Konkurrenz-Situation bislang sensationelle 16 Grand-Slam-Titel holen konnte. Zudem führte er schon 275 Wochen lang die Herren-Weltrangliste an. Bei den 1000er-Turnieren ist er mit 34 Sieger-Trophäen sogar Rekordsieger.
2. Rafael Nadal
Spanien, Jahrgang 1986
105 Punkte
Unglaubliche 12 Mal triumphierte Rafael Nadal bereits in Roland Garros. Diese Bestmarke wird wohl auf alle Ewigkeit bestehen bleiben. Seine große Errungenschaft ist für viele Kollegen allerdings zugleich auch sein größter Makel: Schließlich ist es augenscheinlich, dass es für den spanischen Sandplatz-König auf allen anderen Belägen nicht ganz so herausragend lief wie auf der geliebten roten Asche. Freilich sind auch mittlerweile sieben Major-Titel in Melbourne, Wimbledon und Flushing Meadows nicht zu verachten, im Vergleich zu Federer und Djokovic fehlen Nadal dann aber doch die Allrounder-Fähigkeiten. 59 seiner insgesamt 84 ATP-Titel holte er auf Sand.
1. Roger Federer
Schweiz, Jahrgang 1981
119 Punkte
Die Überraschung hält sich wohl in Grenzen: Roger Federer ist für die LAOLA1-Redaktion eindeutig der beste Tennis-Spieler aller Zeiten. Nur zwei von zwölf Redakteuren sehen den Schweizer nicht an der Spitze des GOAT-Rankings. Aber es ist ja auch kein Wunder: 20 Grand-Slam-Titel, 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, 103 ATP-Titel. Roger Federer hat in seiner Sportart Superlative zum Normalzustand gemacht und in zwei Jahrzehnten mehrfach Tennis-Geschichte geschrieben.