ATP-Board-Direktor und Erste-Bank-Open-Turnierdirektor Herwig Straka ist zuversichtlich, dass Ende Oktober das Wiener Stadthallen-Turnier auch heuer wieder mit Zuschauern über die Bühne gehen wird können.
"Die Vorbereitungen laufen natürlich bereits und ich bin grundsätzlich optimistisch", sagt der Steirer im Interview mit der "Kleinen Zeitung". "Aber auch da weiß keiner, wie es wird und man kann es nicht beeinflussen. Wir müssen alle Szenarien durchspielen, aber ich rechne mit einer 50-prozentigen Auslastung."
Im Vorjahr durften aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur 1.500 Fans in die 9.600 Zuschauer fassende Stadthalle. Pessimistischer ist Straka bezüglich der ebenfalls von seiner Veranstaltungs-Agentur "emotion" ausgetragenen Turniere in Stuttgart und Berlin. "Diese finden schon im Juni statt. Dort planen wir auch ohne Fans. Das Problem ist, dass große Veranstaltungen eine lange Anlaufzeit benötigen. Lokale können gleich nach dem Lockdown am nächsten Tag wieder aufsperren. Das funtioniert in unserem Geschäft nicht."
Aufgrund der schwierigen Zeit kann Straka auch die Kritik mancher Spieler an Preisgeldreduktionen und die eingefrorene Weltrangliste nur bedingt nachvollziehen.
Keine Preisgeldreduktion "wäre wirtschaftlicher Selbstmord"
"Es gibt vonseiten mancher Spieler das Interesse, die Vereinigung zu destabilisieren", erklärt der ATP-Board-Direktor. "Aber das ist persönlichen Interessen und Animositäten geschuldet. Das ist sehr schade, ist die ATP doch eine Organisation, in der die Spieler 50 Prozent Mitenscheidungsrecht haben. Das gibt es sonst nirgends. Aber es ist für uns durchaus vorstellbar, die neu gegründete Spielergewerkschaft PTPA als Serviceorganisation für die Spieler mit an Bord zu nehmen - allerdings ohne Entscheidungsgewalt."
Die Preisgeldreduktion verteidigt Straka: "Reduziert man das Preisgeld in Zeiten von Corona nicht, wird es auch keine Turniere mehr geben. Das ist wie bei einer Firma: Entweder du reduzierst die Gehälter und baust ein paar Stellen ab oder die Firma geht pleite. Alles andere wäre wirtschaftlicher Selbstmord. Die meisten Spieler haben dafür auch das nötige Verständnis, nur manche müssen in die Märtyrerrolle schlüpfen. Vasek Pospisil ist eben einer dieser Kritiker."
Pospisil sorgte in Miami für Aufregung
Der Kanadier gründete im Vorjahr gemeinsam mit dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic die PTPA und sorgte in Miami während seiner Erstrunden-Niederlage gegen Qualifikant Mackenzie McDonald für Aufregung, als er sich mit dem Stuhl-Schiedsrichter anlegte und sich laustark bei diesem über den ATP-Geschäftsführer Andrea Gaudenzi beschwerte, mit dem er davor bei einem Meeting zwischen ATP und PTPA in Streit geriet.
Danach bekam Pospisil Unterstützung über Social Media von Djokovic und seinen kanadischen Landsleuten Milos Raonic und Denis Shapovalov. Offizielles Ziel der PTPA ist es, die Spieler mit einer selbstregierenden Struktur, unabhängig von der ATP zu versehen. Wie dies allerdings genau aussehen sollen, darüber wird seit Monaten zwischen den beiden Gruppierungen diskutiert.
Langweilig wird Herwig Straka also auch nach seinem 55. Geburtstag, den er am Dienstag zuhause gemeinsam mit seiner Frau feiert, nicht werden. Das will der Steirer aber auch gar nicht: "Ich würde mir gerne mehr Zeit wünschen, um meine privaten und beruflichen Beziehungen intensiver pflegen zu können. Mehr Ruhe brauche ich aber nicht, ich möchte noch lange in meinem Leben weiterarbeiten. Und wenn man regelmäßig unter Strom steht, achtet man auch mehr auf seine Gesundheit."