Vom 4. bis 11. September werden in Tulln die „NÖ Open powered by EVN“ über die Bühne gehen.
Erstmals seit vielen Jahren tritt dabei wieder der ÖTV als Mitveranstalter eines Challenger-Turniers auf.
Im LAOLA1-Interview erklärt ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer, warum dies so wichtig ist und er diesen Plan schon in seinem Antritts-Konzept beim Verband integriert hatte.
Außerdem gibt der 40-jährige Niederösterreicher Einblicke in die weiteren möglichen Zukunftsplanungen des ÖTV und er erklärt, warum Novak Djokovic schon bald Roger Federer und Rafael Nadal überflügeln und welcher Jungstar am ehesten die "Big Three" ablösen könnte.
LAOLA1: In Tulln wird im September ein Challenger-Turnier gemeinsam mit dem Bundesliga Final Four veranstaltet. Mit welchen Erwartungen geht der ÖTV an dieses Event heran?
Jürgen Melzer: Für uns als österreichischer Tennis-Verband ist es natürlich schön, Mitveranstalter von so einem Event zu sein. Das war in meinem Antrittskonzept drin, deshalb bin ich auch froh, dass wir das schon in meinem ersten Jahr als Sportdirektor umsetzen konnten. Ich glaube, dass es für unsere jungen Spieler extrem wichtig ist, bei einem Challenger in Österreich mitspielen zu können. Mit dem in Salzburg (Anm.: Anif) und in Tulln, wo wir als Verband mit dabei sind, haben wir jetzt zwei Challenger. Für uns als Verband ist es schön, über Wild Cards zu verfügen und diese so zu vergeben, wie wir es für richtig halten. Tennis in Österreich braucht Turniere. Jedes einzelne internationale Turnier, das wir veranstalten können, hilft unseren Spielern einfach weiter. Da müssen wir schauen, dass wir dranbleiben und dass das nicht das einzige bleibt.
LAOLA1: Was wäre denn in Österreich für eine Turnierlandschaft drin? Wie könnte eine gute Pyramide bis hin zu den ATP-Turnieren in Wien und Kitzbühel ausschauen?
Melzer: Das ist eine schwierige Frage. Das hängt immer davon ab, wie viele gesunde Veranstaltungen man machen kann. Ich glaube, dass das einmal wachsen muss. Es hängt natürlich auch vom Budget des ÖTV ab. Je mehr Geld wir aufstellen können, umso besser können wir diese Turniere unterstützen. Es ist nicht einfach, dass du bei Future-Turnieren pari aussteigst. Im Endeffekt sind wir eine Non-Profit-Organisation. Wenn wir es schaffen, selbst solche Turniere zu machen, ist das natürlich toll. Bei Challenger-Turnieren brauchst du schon ein ordentliches Budget. Da müssen auch die Rahmenbedingungen passen, sonst kannst du auch ein schönes Minus machen. Im Normalfall benötigst du das Doppelte vom Preisgeld. Bei einem 100.000-Euro-Turnier wären das also 200.000 bis 250.000 Euro.
LAOLA1: Wie lief die Grundsteinlegung des Tulln-Challengers eigentlich ab?
Melzer: Die Veranstalter, die so etwas in Österreich machen können, kennt man natürlich und mit denen führt man Gespräche. Alle potenziellen Veranstalter für ein Turnier, das größer als ein Future ist, kann man eh an einer Hand abzählen. Soviele haben da nicht die nötige Erfahrung. Es ist nicht einfach, die Summen aufzustellen, damit du am Ende gesund aussteigst.
LAOAL1: Dein langjähriger Manager Ronnie Leitgeb fungiert in Tulln mit seiner Firma „Champ Events“ als Veranstalter. Es war wahrscheinlich naheliegend, dass du in diesem Fall auf seine Expertise vertraust, oder?
Melzer: Wir haben ein absolutes Vertrauensverhältnis und es ist bei solchen Geschäftspartnerschaften natürlich extrem wichtig, dass du dir blind vertrauen kannst. Das ist bei uns der Fall. Zudem versteht sich Ronnie auch mit Magnus (Anm.: ÖTV-Präsident Brunner) sehr gut. Die haben die Idee gemeinsam besprochen und umgesetzt wird es nun von allen Beteiligten. Ich glaube, dass es ein richtig geiles Event wird.
LAOLA1: Wechseln wir auf die internationale Bühne: Was sagst du zum Triumph von Novak Djokovic bei den French Open?
Er ist momentan einfach der Beste und beinahe schon unschlagbar. Auf diesem Niveau ist das schon Extraklasse.
Melzer: Man muss den Hut ziehen. Er ist drauf und dran, alle Rekorde zu brechen. Es fehlt ihm nur mehr ein Grand Slam, um mit Rafa und Roger gleichzuziehen. Das Niveau in Halbfinale und Finale war extrem hoch. Er hat überhaupt nichts zugelassen. Die erste Chance, die er von beiden Gegnern bekommen hat, hat er eiskalt genützt. Gegen Tsitsipas war er 0:2-Sätze zurück, nachdem er den dritten Satz gewonnen hat, war aber wohl für die meisten Leute, die sich in diesem Sport auskennen, klar, dass er das wahrscheinlich am Ende auch gewinnen wird. Er ist momentan einfach der Beste und beinahe schon unschlagbar. Auf diesem Niveau ist das schon Extraklasse.
LAOLA1: Djokovic hat sowohl gegen Musetti als auch gegen Tsitsipas jeweils einen 0:2-Satz-Rückstand wettgemacht. Wie hat sich Djokovic in den letzten Jahren mental weiterentwickelt? Vor allem wenn man an deinen Sieg über ihn vor elf Jahren zurückdenkt, als du ihn nach einem 0:2-Satz-Rückstand geschlagen hast.
Melzer: Da hat er sich extrem weiterentwickelt. Wobei Musetti sicherlich angeschlagen war. Die Partie muss man ein bisschen wegnehmen. Djokovic weiß aber einfach, dass es in jedem Match einen Weg zurück gibt und er findet diesen dann auch sehr, sehr oft. Er passt sich an, stellt seine Taktik um und geht am Ende des Tages als Sieger vom Platz. Das zeichnet ihn aus. Er hat zwar seine eigenen Methoden, ist am Platz sehr emotional und auch Richtung seiner Box. Aber das hilft ihm offensichtlich und dementsprechend macht er einfach sehr viel richtig.
LAOLA1: Wobei es doch in Paris um ein Haar die Ablöse gegeben hat. Tsitsipas hat nur mehr ein Satz gefehlt, um der jungen Generation nach Dominic Thiem den zweiten Grand-Slam-Titel in der Ära der "Big Three" zu sichern.
Melzer: Aber eben nur um ein Haar. Man redet schon seit vielen Jahren, dass die Ablöse nun bevorsteht und am Ende sind es dann doch wieder nur die drei, die den Titel holen. Sie sind einfach immer noch besser als die anderen. Tsitsipas klopft jetzt schon sehr stark an. Bei dem habe ich auch das Gefühl, dass er sich das zutraut und in den wichtigen Matches als Sieger vom Platz gehen kann. Trotzdem sehe ich im Moment keinen anderen, der die Weltrangliste anführen könnte, als Novak Djokovic.