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Melzer verrät Schwärzler-Fahrplan: Was besser werden muss

Das Saisonziel ist schon fast erreicht. Doch der Weg nach oben ist für Österreichs Tennis-Hoffnung noch lang.

Melzer verrät Schwärzler-Fahrplan: Was besser werden muss Foto: © GEPA

Mit dem erhofften Junioren-Grand-Slam-Titel hat es für Joel Schwärzler bei den French Open - seinem letzten Antritt bei den Juniors - zwar "nur" im Doppel und nicht wie angepeilt im Einzel geklappt, dass der 18-jährige Vorarlberger Österreichs derzeit heißestes Eisen im Nachwuchs-Tennis ist, steht aber trotzdem weiterhin außer Frage.

Der junge Mann aus dem Ländle ist nicht nur ausgesprochen talentiert, mit Jürgen Melzer verfügt der Youngster zudem über einen erfahrenen Mann an seiner Seite.

Der mittlerweile 43-jährige Niederösterreicher war sowohl im Einzel, als auch im Doppel Top 10 und stand 2010 im Halbfinale der French Open.

Als ÖTV-Sportdirektor ist er seit bereits vier Jahren für die sportliche Weiterentwicklung des Tennis-Sports in Österreich zuständig. Ein Unterfangen, das ihm – so wird es ihm selbst von teils eher kritischen Geistern bestätigt – bislang gut gelingt.

Melzer setzt auf umfangreiches Team

Ist es nun nicht schwierig, diese Aufgaben zusätzlich als Coach von Schwärzler unter einen Hut zu bekommen?

"Nein, das glaube ich nicht, dass es ein Problem wird, weil wir unser Programm so ausgelegt haben, dass Spieler eigentlich, wenn notwendig, bis 24 Jahre betreut werden können. So ist das ÖTV-Konzept halt ausgelegt", erklärt Melzer im Gespräch mit LAOLA1.

"Dass ich es nicht alleine machen kann, ist ja eh klar. Dass mache ich jetzt schon nicht. Wir sind ein relativ großes Team um ihn herum, die ihn da betreuen", so Melzer, der unter anderem auf die Dienste von Bruder Gerald Melzer, Philip Gille, Lukas Jastraunig oder Philip Lang vertrauen kann.

Auch ÖTV-Konditionscoach Philipp Wessely ist stark involviert. "Also ich glaube nicht, dass das problematisch wird, wenn ich mal nicht da bin. Dann kommt halt ein anderer mit. Wir sprechen eigentlich alle dieselbe Sprache und versuchen ihn da so gut wie möglich abzudecken. Das sehe ich auch als unsere Aufgabe."

Challenger-Turniersieg gelang mit Gerald Melzer vor Ort

Die bisherigen Erfolge in dieser Saison geben Melzer recht. So feierte Schwärzler seinen ersten Challenger-Turniersieg in Skopje unter der Betreuung von Gerald Melzer, der vor Ort wichtige Inputs liefern konnte: "Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich schon die erste Runde verloren", meinte der Vorarlberger damals.

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"Da habe ich richtig schlecht gespielt und er hat mir wirklich von außen geholfen, dranzubleiben und schlussendlich das Match noch zu gewinnen. Und auch im Viertelfinale war ich hinten und hat mein Gegner besser gespielt. Ohne Gerald hätte ich das Match vielleicht sogar in zwei Sätzen verloren, sogar wahrscheinlich. Er hat die ganze Zeit sehr positiv eingewirkt, obwohl ich mich aufgeregt habe, das war richtig geil von ihm und hat richtig gut geklappt. Ich bin ihm auch extrem dankbar."

Saisonziel schon fast erreicht

Durch den Challenger-Titel stürmte Schwärzler überraschend schnell bereits in die Top 400. Laut Jürgen Melzer wurden als Saisonziel die Top 350 ausgegeben, ein Ziel, das somit bereits vor Ende der ersten Jahreshälfte zum Greifen nah ist.

In den kommenden Monaten sind neben sieben Challenger-Turnieren auch ein Start beim Generali Open in Kitzbühel geplant, wo er dank einer Wild Card erstmals im Hauptbewerb eines ATP-Turniers antreten darf.

Größter Vorteil des Rankings-Sprungs: Schwärzler muss sich nicht auf Future-Ebene mühsam in der Weltrangliste nach oben arbeiten, sondern kann sich künftig voll auf die Challenger-Events konzentrieren. Wichtig sei es aber auch, die Erwartungen nicht allzu hoch werden zu lassen.

"Man muss das alles schon in Relation sehen", so Melzer. "Er ist gut und hat jetzt einmal seinen ersten Challenger gewonnen. Es wird sich jetzt in den nächsten Wochen einfach zeigen, wie weit er schon ist und wie viel er wirklich gewinnen kann auf Challenger-Ebene. Man darf jetzt nicht davon ausgehen, dass er jeden Challenger gewinnt. Wenn er zu Jahresende bei 250, 270 abschließt, bin ich schon happy."

Spielerische und körperliche Weiterentwicklung nötig

Oberste Priorität habe zudem natürlich die spielerische Weiterentwicklung. Melzer weiß aus Erfahrung, dass junge Spieler am liebsten wöchentlich ein Turnier spielen würden.

"Es gibt viele Dinge, die besser werden müssen und diese Trainingswochen brauchen wir. Da braucht es auch von ihm die richtige Einstellung, dass er gewillt ist, auch zu arbeiten. Da ist das Team gefragt."

Bereits jetzt sei besonders die Vorhand Schwärzlers beeindruckend. Eine derartige Schnelligkeit hebe ihn von anderen Spielern "definitiv ab. Generell hat er ein sehr schnelles Spiel. Wenn die Bedingungen für ihn so sind, dass der Ball vielleicht ein bisschen schneller ist, dass der Spin gut angenommen wird und er es kontrollieren kann, ist das schon richtig schnell."

"Er muss lernen, die Power, die er hat, richtig einzusetzen. Und das vielleicht auch einmal 80 Prozent von seinem Schwung reichen, weil das wahrscheinlich genauso schnell ist wie 100 von wem anderen. Dieser jugendliche Drang, in die Ecken 'reinzufackeln', da müssen wir dran arbeiten, dass es solider wird. Und er nicht so von der Tagesverfassung abhängig ist, sondern die Grundbasis einfach besser wird", so Melzer.

"Rüstung für den Körper"

Zudem soll auch am Körper des 1,89 Meter großen Linkshänders gearbeitet werden. Sowohl bei den Oberschenkeln als auch im Kreuz müsse er zulegen, um seinen Körper stabiler zu gestalten.

"Wenn du so beschleunigen kannst, dann musst du deinem Körper so eine Rüstung aufbauen, dass das auch verletzungsfrei geht. Da kommt schon ein Schwung auf die Gelenke, die das aushalten müssen", so Melzer. "Das weiß er aber auch und da sind wir dran."

Nächste Woche wird Schwärzler das Challenger-Turnier in Mailand bestreiten. Danach steht ein Start bei den österreichischen Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf auf dem Programm, ehe es nach Salzburg zum nächsten Challenger-Event geht.

Es folgen das ATP-Debüt in Kitzbühel sowie zwei weitere Challenger im Ausland, ehe es in der ersten September-Woche wieder nach Österreich zum Challenger-Turnier in Tulln an der Donau geht.

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