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So soll es für Neumayer mit Titeln und Top 100 klappen

Sein langjähriger Coach Gerald Kamitz und der Tulln-Finalist selbst zeigen sich im LAOLA1-Gespräch zuversichtlich für die Zukunft.

So soll es für Neumayer mit Titeln und Top 100 klappen Foto: © Manfred Binder/NÖ Open

Auch im dritten Final-Anlauf hat es nicht zum ersten Challenger-Titel für Lukas Neumayer gereicht.

Der seit Freitag 22-jährige Salzburger musste sich am Sonntag im Endspiel dem Briten Jan Choinski 4:6, 1:6 geschlagen geben (Spielbericht>>>).

Wobei das Ergebnis deutlicher ausfiel, als der Spielverlauf wirklich war. Vor allem im ersten Satz hätte es durchaus auf die Seite Neumayers fallen können.

"Offenes Match im ersten Satz"

"Ich finde im ersten Satz war es ein offenes Match", sagte der Youngster im Gespräch mit LAOLA1.

Nach einem 2:4-Rückstand glich er mit einem Rebreak auf 4:4 aus und hatte im folgenden Game bei 0:30 beinahe Chancen auf ein neuerliches Break. Doch Choiniski servierte stark und holte sich selbst in Folge das entscheiden Break zum 6:4.

In Folge vergab Neumayer auch im zweiten Game des zweiten Satzes einen Vorsprung, wodurch der ÖTV-Daviscupper schnell mit 0:2 bzw. schlussendlich sogar 0:4 und 0:5 in Rückstand geriet.

Coach Kamitz: "Lukas hatte seine Chancen"

"Ich habe teilweise viel zu passiv gespielt und bin oft im Laufen gewesen und nicht mehr rausgekommen. Im zweiten Satz war ich zweiten Game schon vorne und habe es mit ein paar leichten Vorhandfehlern verspielt", ärgerte sich Neumayer. 

"Dann war er mit Break vorne und hat mit Selbstbewusstsein richtig gut gespielt. Das Match habe ich sicherlich im ersten Satz verloren, als ich bei ein paar wichtigen Punkten, die falschen Entscheidungen getroffen habe."

Sein langjähriger Coach Gerald Kamitz sah dies nach der Partie im Gespräch mit LAOLA1 ähnlich: "Choinski hat im zweiten Satz vorne weg gespielt, da spielt es sich freier. Lukas hatte davor im ersten Satz seine Chancen, da hat er leider nicht immer konsequent fertigspielt. Wenn er das macht, schaut es schon wieder ganz anders aus."

Kick-Aufschlag bereitete Neumayer einige Probleme

Vor allem der Kick-Aufschlag des fast zwei Meter großen Briten kam im zweiten Satz sehr stark zur Geltung. Neumayer fand bis zum Ende kein Gegenmittel gegen den extrem hoch aufspringenden Ball.

"Er hat das mit dem Kick-Aufschlag extrem gut gemacht. Dadurch hatte ich immer einen extrem schlechten Winkel beim Reinspielen. Am Anfang habe ich sie noch besser zurückbringen können, danach ist er der Aufschlag aber immer besser geworden. Ich hätte ihn vielleicht ein bisschen weiter vorne retournieren müssen."

Nichtsdestotrotz kann Neumayer nach der Tulln-Woche eine zufriedene Bilanz ziehen. Neben 50 ATP-Punkten, die ihn vom 320. auf den 262. Weltranglistenplatz nach vorne bringen, gibt es auch 9.705 Euro Preisgeld abzuholen.

"Es war eine richtig gute Woche, leider nicht die perfekte Woche", so Neumayer. "Wenn mir das wer vor dem Turnier gesagt hätte, dass ich Finale spiele, hätte ich es sicher genommen. Es ist ein wichtiger Schritt, dass ich wieder in die Grand-Slam-Qualis reinrutsche. Das ist jetzt das Ziel. Dafür muss ich in den nächsten Wochen noch ein paar Punkte sammeln."

"Der Aufschlag muss noch besser werden und er muss auch öfters einen Schritt in den Platz hineinmachen. Dann ist hoffentlich der Turniersieg auch einmal drin"

Kamitz über Neumayers Verbesserungspotenzial

Vorher geht es freilich noch am Montag erstmals zum österreichischen Daviscup-Team nach Bald Waltersdorf, wo es am Wochenende gegen die Türkei geht. "Das freut mich extrem, dass ich da erstmals dabei bin", fiebert Neumayer seiner Premiere entgegen.

Danach steigt in Bad Waltersdorf erneut ein Challenger-Turnier auf heimischem Boden. Erneut eine gute Gelegenheit, um weiter wichtige Punkte zu sammeln. Danach überlegt Neumayer, noch das eine oder andere Future-Turniere zu bestreiten, ehe es in der Halle unter anderem zu den Erste Bank Open geht, wo er sich in der Qualifikation versuchen wird.

"Final-Einzug gibt ihm hoffentlich Selbstvertrauen"

Kamitz hofft, dass sich die Tulln-Woche positiv auswirken wird: "Der Final-Einzug gibt ihm hoffentlich für die kommenden Wochen Selbstvertrauen", so der Salzburger, der schon seit der Kindheit mit Neumayer zusammenarbeitet, sich vor drei Jahren aber langsam zurückzog, da er aufgrund seiner Vaterschaft mehr Zeit für die Familie haben wollte.

"Da habe ich mich für eine Sache entscheiden müssen. Der Tennissport ist zwar sehr schön, aber doch nicht alles im Leben und da ist bei mir die Familie vorgegangen. Deshalb haben wir uns Alternativen gesucht."

Die Alternative hieß Günter Bresnik, der seitdem als Chef-Coach die Zügel in der Hand hält und dessen Handschrift durchaus zu erkennen ist. Das Training findet vornehmlich in der Südstadt unter der Aufsicht des ehemaligen Thiem-Betreuers statt.

"Eigentlich macht im Moment fast alles der Günter (Bresnik). Manchmal fahre ich auf Turniere mit und ich trainiere mit ihm, wenn er zuhause ist. Aber sonst trainiere ich relativ wenig mit ihm", erklärt Kamitz die Job-Aufteilung. "Mitfahren tut mit ihm meistens jemand von der Südstadt."

Leichtathlet Distelberger bringt wichtige Inputs

Seit Jahresbeginn setzt Neumayer zudem auch auf die Zusammenarbeit mit Leichtathlet Dominik Distelberger. "Dominik ist sicher ein wichtiger Bestandteil in seinem Team. Er hilft ihm in der Athletik und der Spritzigkeit weiter", erklärt Kamitz, der aber auch im Tennis noch genug Luft nach oben sieht.

"Der Aufschlag muss noch besser werden und er muss auch öfters einen Schritt in den Platz hineinmachen. Dann ist hoffentlich der Turniersieg auch einmal drin. Auch an der Vorhand muss gearbeitet. Wenn er es schafft, dass er früh genug ausholt, dann ist sie schon solide. Im Match funktioniert es aber leider nicht immer."

"Wenn er es schafft, dass er im Serve stabiler wird und auch ein paar km/h dazugewinnt und auch diesen Schritt ins Feld machen kann, um den Winner zu spielen oder sogar ans Netz zu kommen, dann traue ich ihm einiges zu. Wenn er immer hinten bleibt, wird es glaube ich schwer, weil die Matches auf Dauer sonst zu anstrengend werden. Ein ganzes Jahr da hinten durchhalten ist fast unmöglich. Außerdem hat er nicht so schnelle Schläge, dass er auch von der Grundlinie den Winner schlagen kann. Er muss also den Weg nach vorne suchen", so Kamitz weiter.

Top 100 als langfristiges Ziel

Neumayer sieht es ähnlich: "Der Aufschlag muss noch besser werden. Ich habe viel mit Kick gespielt und nicht so oft durchgezogen beim ersten Aufschlag. Das Tempo muss noch höher werden. Wenn das gelingt, kann ich es nächstes Jahr vielleicht schon in die Top 100 schaffen. Die angepeilten 150 für heuer werden sich wohl nicht mehr ausgehen, aber die ersten 200 sind vielleicht noch drin. In den nächsten zwei, drei Jahren will ich die Top 100 knacken."

Zuzutrauen wäre ihm dieser Weg auf jeden Fall, wenn man das Auftreten des Youngsters in Tulln in dieser Woche verfolgt hat. "Er gehört sicherlich zu den aggressiveren Spielern auf der Challenger-Tour", sagte Kamitz.

"Er kann mit beiden Schlägen einen guten Spin spielen und hat auch eine gute Länge. Aber er muss eben schauen, dass er die Punkte abkürzen kann. Von hinten sind die meisten Spieler schon zu athletisch und schnell, um sie abschießen zu können. Wenn du dann nicht nach vorne gehst, wirst du irgendwann von hinten zu ungeduldig, nimmst mehr Risiko und machst schlussendlich mal den Fehler."

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