301 Tage mussten vergehen, ehe Dominic Thiem auf der ATP-Tour wieder zu seinem Tennis-Racket greifen durfte.
Nach seiner Ende Juni 2021 auf Mallorca erlittenen Handgelenksverletzung peilte Österreichs Tennis-Star seine Rückkehr für die Südamerika-Tour Anfang Februar an, eine Fingerverletzung zwang ihn jedoch zu einer weiteren Auszeit.
Ende März war es endlich soweit, allerdings nur auf der Challenger-Tour. Dort ließ Thiem bei seinem ersten Auftritt in Marbella noch vieles vermissen, war gegen den Argentinier Pedro Cachin in zwei Sätzen chancenlos.
Drei Wochen später war Thiem beim Sandplatz-Turnier der 250er-Kategorie in Belgrad hauchdünn an seinem erstem Sieg dran. Nachdem er gegen den Australier John Millman im ersten Satz noch viele, teils wilde Fehler einstreute, besserte sich sein Spiel von Game zu Game.
Den zweiten Satz konnte der Lichtenwörther nach einer starken Leistung für sich entscheiden, im Entscheidungssatz war lange unklar, wer als Sieger vom Center Court gehen wird. Gegen Ende ging dem Niederösterreicher die Kraft etwas aus, Millman schlug sofort zu und holte so im vierten Duell mit Thiem seinen ersten Sieg.
Thiem: "Viele Sachen waren positiv"
Doch Thiem ließ in seinem einzigen Match bei den "Serbia Open" viele alte Tugenden aufblitzen. In längeren Ballwechseln überzeugte der US-Open-Sieger von 2020 in vielen Phasen mit einer starken Rückhand und guter Beinarbeit, mit Fortdauer der Begegnung wurde sein Spiel auch variantenreicher.
Zudem hielt sein Handgelenk der Belastungsprobe ohne Probleme stand, in Sachen Fitness präsentierte sich Thiem ebenfalls auf einem Top-Level. Somit wurde der 2:33 Stunden lange Fight mit der Nummer 80 der Welt zur ersten echten Standortbestimmung, die den Niederösterreicher trotz der Niederlage positiv stimmt.
"Es war ein gutes Match, also ich bin froh. Es war über zweieinhalb Stunden ein guter Fight, viele Sachen waren positiv. Wie ich mich bewegt habe, Rückhand sowohl Spin als auch Slice", meint der ehemalige Weltranglisten-Dritte, der aktuell auf Platz 54 zu finden ist.
Aufschlag und Defensivarbeit waren gut, "bei der Vorhand fehlt einiges"
Sein Aufschlag sei "hin und wieder da" gewesen, sagt Thiem. Zu Beginn des ersten Satzes war der 28-Jährige bei eigenem Aufschlag noch unkonstant und konnte nicht den gewünschten Druck erzeugen.
Nur 54 Prozent seiner ersten Aufschläge landeten im Feld, schließlich zu wenig, denn er sah sich zwei Breakbällen gegenüber, die Millman jeweils nutzen konnte. Im zweiten und dritten Satz lag die Aufschlagquote jeweils über 60 Prozent, speziell die gewonnenen Punkte bei erstem Service schraubte er im zweiten Durchgang in die Höhe.
Mit seinem Verhalten in der Defensive ist Thiem ebenfalls glücklich: "Auch wie ich aus der Defensive gespielt habe, war schon viel besser." Aber "bei der Vorhand fehlt natürlich einiges, aber das habe ich davor gewusst", stellt der Lichtenwörther fest.
Thiem spielt die Vorhand "irgendwie so ins Feld"
"Daran arbeite ich jeden Tag, dass die Vorhand von Tag zu Tag ein paar Prozente besser wird", erklärt Thiem. Bereits nach seinem Aus in Marbella sprach er darüber, dass die Vorhand "noch zu wenig Schaden anrichtet." In Belgrad war zumindest eine kleine Steigerung erkennbar, von seinem gewohnt druckvollen Spiel war er jedoch weit enfernt.
Derzeit fokussiere er sich bei der Vorhand noch darauf, "sie irgendwie so ins Feld" zu spielen, damit der Gegner nicht so viel damit anfangen könne. "So wird es natürlich schwer", bestätigt Thiem. "Aber zumindest bin ich jetzt einmal gesund, fit und ich kann jeden Tag trainieren", freut er sich, seiner Liebe zum Tennis wieder nachgehen zu können.
Von seinem Antreten in Serbiens Hauptstadt habe er "auch nicht mehr" als das frühe Aus erwartet, "genauso wenig bei den nächsten Turnieren", sagt Thiem, für den die Ergebnisse zurzeit nebensächlich sind.
"Das erste längerfristige Ziel ist, dass ich bei den French Open top in Form bin", hofft der Lichtenwörther, bei seinem Lieblings-Grand-Slam-Turnier um Siege fighten zu können.
So geht es für Thiem weiter
Bevor ab dem 22. Mai in Roland Garros das größte Sandplatz-Turnier des Jahres ansteht, geht es für Thiem nun nach Portugal.
Für das 250er-Turnier in Estoril hat der Niederösterreicher eine Wildcard erhalten, danach könnte er von seinem Protected Ranking Gebrauch machen und für die Masters-Turniere in Madrid und Rom nennen.
Ob Thiem dort antreten wird, ist aktuell noch nicht überliefert. Im Vorfeld des Turniers in Belgrad kündigte er zumindest an, "jede Woche zu spielen."
Fix ist allerdings sein Start beim ATP-Turnier in Genf, welches in der Woche vor den French Open stattfindet.