An seiner Zielsetzung hat Dominic Thiem trotz der Schwierigkeiten in der aktuellen Saison nichts geändert.
"Meine Ziele sind es, einmal einen 1000er- und einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen und die Nummer 1 der Welt zu werden", sagte der aktuelle Weltranglisten-Siebente am Dienstag im Rahmen eines Sky-Talks mit einer österreichischen Journalistenrunde in Madrid.
"Ob ich im Ranking die Nummer 2, 3 oder 4 bin, ist im Endeffekt wurscht", hat Thiem vor einem kleinen Rückfall im Ranking keine Angst. In der spanischen Hauptstadt, wo er am Mittwochabend (ab 20 Uhr im LIVE-Ticker) auf den Argentinier Federico Delbonis trifft, hat er immerhin sein Vorjahres-Finale zu verteidigen.
Warum es für ihn immer schwieriger wird, sein Tennis-Level zu steigern, wie er seine künftigen Chancen auf einen großen Titel einschätzt und wie es nach seiner Knöchelverletzung um seinen körperlichen Zustand steht, erzählt Thiem im Interview:
Frage: Du spielst in Madrid zum Auftakt gegen Federico Delbonis. Was weißt du über ihn?
Thiem: Er spielt extrem heavy, hat eine große Ausholbewegung, holt aber auch viel raus aus dem Ball. Ich habe vor drei Jahren in Gstaad gegen ihn gespielt und auch erst kürzlich in Monte Carlo mit ihm trainiert. Sand ist sicher sein Lieblingsbelag. Er hat schon ein langes Match in den Beinen. Ich freu mich auf jeden Fall, wenn ich wieder auf den Platz komme.
Frage: Wie hast du dich auf die kommenden Wochen vorbereitet?
Thiem: Ich habe in Wien gut und viel trainiert. Jetzt habe ich in Madrid mit vielen guten Spielern einige sehr gute Sparring-Einheiten absolviert. Es war wichtig, dass ich wieder vermehrt Punkte spiele, weil mir das durch die Knöchelverletzung doch abgegangen ist. Deshalb hab ich extrem viele Sätze gespielt.
Frage: Ist der Knöchel jetzt wirklich absolut schmerzfrei?
Thiem: Ja, der ist komplett schmerzfrei. In Monte Carlo habe ich ihn nach den Matches schon ein bisschen gespürt, aber jetzt denke ich eigentlich nicht mehr darüber nach. Er ist komplett ausgeheilt.
Frage: In Madrid ist es auf der Anlage extrem laut. Bekommst du das noch mit oder ist das mittlerweile ganz normal für dich?
Thiem: Es ist wirklich extrem laut, weil oben die ganzen Leuten herumgehen. Das ist aber überhaupt kein Problem, auch wenn das Grundrauschen sehr hoch ist. Das ist irgendwie immer da, man gewöhnt sich aber daran.
Frage: In den letzten Wochen hast du viel mit deiner Konstanz zu kämpfen gehabt. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Thiem: Ich habe in Indian Wells richtig, richtig gut gespielt und davor auch schon in Acapulco. Genau zu diesem Zeitpunkt ist mir das dann mit dem Knöchel passiert und ich habe drei Wochen nicht Tennis spielen können. Danach war die Vorbereitungszeit auf Monte Carlo nur mehr ein bis zwei Wochen und da habe ich nicht mehr alles reinpacken können. Der Fuß hat noch etwas geschmerzt und die Zeit ist knapp geworden. Das Aufschlagtraining habe ich deshalb etwas vernachlässigt und die Service-Leistung war dann auch dementsprechend schwach. Zudem habe ich mich sowohl im Match als auch im Training schlecht bewegt, weil ich eben immer etwas gespürt habe. Diesen Trainingsrückstand habe ich jetzt aber aufgeholt.
Frage: In den nächsten Wochen stehen bei dir sehr viel auf dem Spiel. Dein Coach Günter Bresnik sagt, dass das Ranking nicht so wichtig ist. Wie siehst du das?
Thiem: Naja, es ist schon wichtig. Die Rangliste hat man doch immer im Kopf. Ich weiß, dass ich zurückfallen kann in den nächsten Wochen. Auf der anderen Seite denkt man sich auch: Was soll so schlimm daran sein, wenn ich nur mehr 15. oder 20. bin? Wenn ich wieder gut spiele, komme ich zurück in die Top 10. Ich bin seit fast zwei Jahren in den ersten 10, wenn ich da mal rausfalle, ist es auch nicht so schlimm. Das Ziel ist es natürlich, drin zu bleiben.
Frage: Wie sieht deine Zielsetzung sonst aus?
"Ich war die Nummer vier der Welt und bin im Masters-Finale dabei gewesen. Wenn ich das wieder erreiche, ist das nicht mehr zufriedenstellend für mich. Dementsprechend interessieren mich nur mehr die ganz großen Titel."
Thiem: Meine Ziele sind es, einmal einen 1000er- und einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen und die Nummer 1 der Welt zu werden. Ich war die Nummer vier der Welt und bin im Masters-Finale dabei gewesen. Wenn ich das wieder erreiche, ist das nicht mehr zufriedenstellend für mich. Dementsprechend interessieren mich nur mehr die ganz großen Titel. Ob ich im Ranking die Nummer 2, 3 oder 4 bin, ist im Endeffekt wurscht.
Frage: Wie nah siehst du dich derzeit diesen Zielen? Warst du schon einmal näher dran?
Thiem: Ich glaube, dass das ziemlich gleich geblieben ist. Ergebnismäßig war ich nah dran, grundsätzlich war ich aber auch bei den French-Open-Halbfinali jeweils noch weit vom Grand-Slam-Titel entfernt, weil die Hürden Djokovic und Nadal viel zu hoch in den jeweiligen Jahren waren. Solche Turniere zu gewinnen, ist einfach extrem schwer, weil man nicht nur einen Top-Spieler schlagen muss, sondern zwei oder drei. Ich glaube aber, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich muss vielleicht wieder etwas befreiter aufspielen. In den Matches spiele ich besseres Tennis als vor zwei Jahren, ich muss das nur wieder mehr umsetzen.
Frage: Wird es in Zukunft deiner Meinung nach leichter oder schwieriger, einen großen Titel zu holen?
Thiem: Wenn Nadal und Federer fit sind, ist es natürlich extrem schwierig. Ich glaube aber, dass es jetzt und in den nächsten Jahren leichter als in der Vergangenheit ist, die ganz großen Titel zu holen.
Frage: Mit Tsitsipas, Shapovalov und Co. kommen immer mehr junge Spieler auf der Tour nach. Spürst du da mittlerweile einen erhöhten Druck?
Thiem: Nein, das ist doch ganz normal. Es war klar, dass nach mir auch jüngere Spieler nachkommen werden. Coric, Chung, Zverev – die sind teilweise um einiges jünger und schon in der Weltspitze. Irgendwann werden die Nadals und Federers aufhören und dann bin ich mit ein paar anderen die jetzige Generation. Ich weiß, wie das für diese jungen Spieler ist. Für die ist alles neu und alles leiwand. Die können locker drauflos spielen. Früher oder später werden sie nicht mehr so frei aufspielen.
Frage: Du hast dich in deiner Karriere bislang immer kontinuierlich gesteigert. Siehst du diese Steigerung trotz des kleinen Rückschlags weiterhin in deinem Spiel?
Thiem: Die Steigerungen werden immer kleiner und sind kaum mehr sichtbar. Das ist für mich selbst auch schwieriger, als es noch vor ein paar Jahren war, weil ich da selbst die Verbesserungen extrem gespürt habe. Die Luft da oben ist nun deutlich dünner und der Raum für Verbesserungen viel kleiner. Auch in der Rangliste, bei der ich mich nicht ewig verbessern kann. Ich habe das vergangene Jahr als Nummer 5 der Welt abgeschlossen. Das ist richtig schwer, das noch zu steigern.