Nach einer über achtmonatigen Verletzungspause hätte Dominic Thiem in dieser Woche beim ATP-Turnier in Cordoba (LAOLA1 überträgt 12 Matches im LIVE-Stream und im linearen TV-Kanal) sein Comeback feiern sollen.
Doch daraus wurde nichts. Wegen einer schmerzhaften Bänderzerrung zwischen den Fingern muss Österreichs Tennis-Superstar seine Rückkehr auf die Tour noch ein paar Tage oder vielleicht sogar Wochen aufschieben.
Wenige Minuten nach der Bekanntgabe seiner verletzungsbedingten Absage auf der Instagram-Seite des Cordoba-Turniers, stand Thiem am Montagabend in einer Online-Pressekonferenz einigen österreichischen Journalisten über seinen aktuellen Gesundheitszustand und seine Pläne für die kommenden Wochen Rede und Antwort.
Hier erfahrt ihr, wie es überhaupt zur Verletzung gekommen ist, wie sehr es seinen Comeback-Plan beeinflusst und wann er damit rechnet, voll konkurrenzfähig wieder auf die ATP-Tour zurückkehren zu können.
Frage: Wo und wann hast du dir die Verletzung zugezogen?
Thiem: Bevor ich in der letzten Woche nach Südamerika gekommen bin, habe ich voll trainiert. Da hat es damit begonnen, dass mir die Hand weh tut. Es ist eine Zerrung von einem Band zwischen den Fingern. Es ist ziemlich schmerzhaft.
Frage: Dein Handgelenk ist nach der Verletzung wieder in Ordnung?
Thiem: Das Gute ist, dass das verletzte Handgelenk wirklich perfekt hält. Ich will aber natürlich schmerzfrei auf den Platz zurückkehren und das ist im Moment einfach nicht der Fall. Ich habe starke Schmerzen in der Hand und durch die lange Pause auch noch einen Trainingsrückstand. Deshalb habe ich entschieden, dass das in Cordoba so keinen Sinn macht.
Frage: Was für einen Trainingsrückstand hast du speziell?
Thiem: Körperlich bin ich topfit. Es ist eine schlagtechnische Geschichte. Ich habe sechs bis sieben Monate keine Vorhand gespielt, ehe ich in Dubai ein bisschen krank geworden bin. Dann habe ich ganz gut trainiert, aber dann ist das neue Problem aufgetaucht. Dementsprechend groß ist mein Rückstand, speziell bei der Vorhand. Es ist bitter, aber im Endeffekt ist so etwas nach einer so schwerwiegenden Verletzung relativ normal, wenn man so lange inaktiv ist, dass dann etwas weh tut, wenn man wieder beginnt.
Frage: Ein großes Problem bei einer derartigen Handgelenksverletzung ist, dass man lange Zeit Angst verspürt, dass bei einem Schlag wieder alles von vorne beginnt. Hast du diese Angst mittlerweile abgelegt?
Thiem: Ja, diesen Punkt habe ich schon erreicht. Es hat natürlich ein bisschen gedauert, weil am Anfang die Angst immer ein bisschen im Hinterkopf mitgespielt hat, aber ich würde sagen, dass der Klick etwa eine Woche vor meiner Abreise nach Südamerika passiert ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann immer voll durchgezogen. Leider hat’s dann an einer anderen Stelle weh getan.
Frage: Hast du schon ein paar Sparrings oder Trainingsmatches absolvieren können?
Thiem: Nein, ich habe noch keine Sparrings gespielt. Das ist auch der Trainingsrückstand, den ich vorher gemeint habe. Ich habe noch keine Trainings-Sätze, noch nicht einmal Punkte gespielt. Das wollte ich eigentlich in Santiago machen. (Anm.: Thiem flog vor Cordoba zu seinem Trainer Nicolas Massu nach Chile). Dann hat mir aber eben diese kleine Verletzung einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Frage: Hast du wegen dieser Verletzung auch dein Training in der vergangenen Woche abbrechen müssen?
Thiem: Ja, das abgebrochene Training war genau wegen dieser Verletzung. Das war aber nicht nur bei diesem Training. Das hatte ich schon ein paar Tage davor und ein paar Tage danach genauso. Ich habe die letzten paar Tage einfach nicht gescheit trainieren können.
Es ist natürlich ein Geduldsspiel. Ich bin jetzt 90-95 Prozent des Weges gegangen und habe den schwierigsten Teil hinter mir, aber jetzt werden die letzten fünf Prozent auch noch hart werden.
Frage: Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf deines Comebacks?
Thiem: Grundsätzlich verläuft mein Comeback nach Plan. In Dubai habe ich mir zwar eine Verkühlung eingefangen, nach dem vielen Training war es aber klar, dass das Immunsystem auch einmal zusammenbrechen muss. Der kleine Rückschlag mit der Hand ist nach einer so schwerwiegenden Verletzung auch normal. Es ist natürlich ein Geduldsspiel. Ich bin jetzt 90-95 Prozent des Weges gegangen und habe den schwierigsten Teil hinter mir, aber jetzt werden die letzten fünf Prozent auch noch hart werden. Ich bin mir sicher, dass ich sehr bald wieder voll zurückkommen kann. Ich muss einfach noch ein bisschen Geduld haben.
Frage: Dein Vater hat in der vergangenen Woche gesagt, dass du beim ATP-1000-Turnier in Indian Wells (Start am 7. März) wieder konkurrenzfähig sein könntest. Hältst du diesen Plan noch für realistisch?
Thiem: Indian Wells ist schon noch realistisch. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis ich wirklich konkurrenzfähig bin, aber Indian Wells könnte ein guter Zeitpunkt sein. Ein Comeback geht immer nur Schritt für Schritt. Ich bin schon viele Schritte gegangen, aber ein paar Schritte fehlen mir eben noch. Punkte spielen, Sätze spielen und dann das erste Match. Selbst wenn ich jetzt Turniere spiele, sehe ich mich noch nicht so konkurrenzfähig, dass ich um Turniersiege mitspielen könnte. Das braucht alles seine Zeit. Bis Indian Wells sind es noch fünf bis sechs Wochen. Wenn alles nach Plan läuft, kann es sein, dass ich dort wieder voll da bin.
Frage: Warum hast du in den letzten Wochen keinerlei Sparrings gespielt? Dieser Kampf um Punkte muss dir doch extrem fehlen, oder?
Thiem: Im Endeffekt geht’s nur um das: Punkte, Sätze und Matches spielen. Es war aber davor einfach zu früh. Ich kann nur dann Punkte spielen, wenn ich im Training voll durchziehen kann – anders macht das keinen Sinn. Diese letzten Prozent Angst in meinem Kopf sind eben erst seit eineinhalb bis zwei Wochen weg. Der Plan war, dass ich in Chile die ersten Punkte spiele. Es war alles angerichtet und dann ist diese Verletzung gekommen.
Frage: Wie viele Sparring-Tage benötigst du, um wieder bereit für die Tour zu sein?
Thiem: Ich brauche sicher vier bis fünf Tage, an denen ich Sätze spiele. Wenn das gut geht, der Körper alles gut verträgt, dann kann ich auch rausgehen und Matches spielen. Das ist kein überlanger Zeitraum, aber diese paar Tage benötige ich. Ich habe in den letzten vier bis fünf Monaten fast jeden Tag geschuftet und deshalb ist es klar, dass ich endlich rausgehen und wettkampfmäßig spielen will. Ewig trainieren ohne irgendeinen Anreiz, ist auch nicht das Wahre.
Frage: Wie geht es jetzt bei dir weiter?
Thiem: Das habe ich noch nicht entschieden. Entweder bleibe ich noch ein paar Tage in Cordoba oder ich fliege morgen nach Buenos Aires. Die Hand gehört behandelt – das kann ich aber hier wie dort machen. Das Problem ist, dass man nicht sagen kann, wie lange diese Zerrung dauern wird. Es kann in ein paar Tagen weg sein, dann schaut’s gut aus. Es kann aber auch noch zwei Wochen dauern. Jetzt muss ich mal abwarten, ob die Schmerzen weniger werden. Erst dann kann ich neue Infos geben.
Frage: Was sagst du zum Australian-Open-Sieg von Rafael Nadal? War das auch eine Inspiration für dich?
Thiem: Natürlich war das auf der einen Seite eine Riesen-Inspiration. Auf der anderen Seite hat es mir auch gezeigt, dass ich ready sein muss, wenn ich zurückkomme – denn das war Nadal definitiv. Er hat vorher das 250er Turnier in Melbourne gewonnen und danach die Australian Open. Er war von der ersten Partie an voll da. Nach der ganzen Verletzungsgeschichte von ihm ist das natürlich für mich auch eine Riesen-Inspiration. Ich habe aber auch gesehen, dass es keinen Sinn macht, wenn ich zu früh zurückkomme.
Frage: Hast du Nadal dieses Husarenstück zugetraut?
Thiem: Wenn Nadal zu einem Turnier fliegt, dann muss man mit ihm rechnen, denn dann ist er zu 100 Prozent da. Die Geschichte mit Djokovic hat dann auch noch dazu beigetragen. Nadal hat gegen Djokovic schließlich seit Jahren keinen Satz mehr auf Hartplatz gewonnen. Da Djokovic dann nicht dabei war, war für Nadal klar, dass er das Turnier auf jeden Fall gewinnen kann. Es war einfach ein Wahnsinn, wie er gespielt und seinen 21 Grand-Slam-Titel geholt hat. Im Endeffekt geht es immer um die Grand-Slams und da ist er jetzt die Nummer eins. Aber er war natürlich auch schon davor definitiv einer der größten Sportler aller Zeiten.