Während Dominic Thiem in Paris bei den French Open gerade um seinen ersten Grand-Slam-Triumph kämpft, spricht sein langjähriger Trainer Günter Bresnik bei "Sport am Sonntag" im "ORF" über die Trennung und Situation danach.
Der 58-Jährige gesteht ein, dass seine Art und Weise des Coachings nicht mehr das Richtige für den mittlerweile gereiften ÖTV-Star war:
"Dieses Oberlehrerhafte ist etwas, von dem er sich emanzipieren musste. Die Kritik gegen Serena Williams hätte vor zwei bis drei Jahren wahrscheinlich ich angebracht, jetzt macht er es selbst. Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt."
Sein Anspruch sei immer schon gewesen, sich als Trainer unnötig zu machen. Technisch sei Thiem für ihn der beste Spieler auf der Tour. Auch an der Erfahrung könne es mittlerweile nicht mehr scheitern.
Jetzt liege es nur mehr am Lichtenwörther selbst. „Die restlichen Schritte bis zum ganz großen Ziel kann ihm eigentlich keiner mehr helfen - die muss er selbst machen“, meint Bresnik, für den der Grand-Slam-Sieg seines ehemaligen Schützlings jetzt "die natürliche Folge" sei.
Zverev-Schicksal blieb ihnen erspart
Ganz ohne Trainer kommt Thiem aber freilich auch nach der Zusammenarbeit mit Bresnik nicht aus. Nicolas Massu ist der neue starke Mann an der Seite der Nummer vier der Welt. Ein letzter Schachzug Bresniks, der dieses Faktum bei all der Diskussion um die Trennung auch hervorhebt.
"Die Tatsache, dass er immer noch mit dem Trainer zusammenarbeitet, den ich ausgesucht habe, zeigt, dass da auch noch etwas richtig gemacht wurde", erklärt Bresnik.
Ich werde ihn in Ruhe lassen. Ich stelle mich nicht zu ihm auf den Tennisplatz oder schaue, dass ich mit ihm in der Umkleide plaudere. Das würde ich als störend empfinden.
Dennoch war während des Prozesses der Trennung nach 17 Jahren für den Wiener "nicht alles angenehm. Die Art und Weise wie das abgelaufen ist, war nicht optimal - die mangelnde Kommunikation. Diese Sachen bespreche ich aber nicht über die Medien".
Im Vergleich mit anderen Trennungen lief die Auflösung der Zusammenarbeit von Thiem und Bresnik aber glimpflich ab. Der Deutsche Youngster Alex Zverev landete mit seinem Ex-Manager Patricio Apey beispielsweise vor Gericht.
Ein Szenario, das Bresnik mit allen Mitteln verhindern wollte: "Eines der wichtigsten Dinge für mich war, dass für Dominic alles sauber und möglichst friktionsfrei über die Bühne geht. Er hat andere Dinge, auf die er sich konzentrieren muss."
"Ich werde ihn in Ruhe lassen"
Momentan sind das die French Open, bei denen Bresnik bei Thiems Erstrundensieg gegen Tommy Paul sogar anwesend war. Aber Bresnik versichert: "Ich werde ihn in Ruhe lassen. Ich stelle mich nicht zu ihm auf den Tennisplatz oder schaue, dass ich mit ihm in der Umkleide plaudere. Das würde ich als störend empfinden."
Zudem habe er Vertrauen in das jetzige Umfeld des Niederösterreichers: Herwig Straka als neuen Manager und eben Nicolas Massu als neuen Coach. "Das steht alles auf sehr soliden Beinen. Den Erfolgen von Dominic sollte in den nächsten Jahren nichts im Wege stehen", betont Bresnik.
Bresnik braucht Abstand
Er selbst verspüre nicht das Verlangen, mit einem neuen Spieler sofort wieder zurück auf die Tour zu kommen. "So frisch nach einer Trennung halte ich das für komplett absurd. Ich möchte einmal Abstand gewinnen", stellt Bresnik klar, der momentan neben seiner Trainertätigkeit in der Südstadt auch Mira Antonitsch, die Tochter von Alexander Antonitsch, betreut.
Allerdings: "Ich bin Trainer mit Leib und Seele. Solange ich gehen kann und Spaß habe, werde ich den Trainerjob ausüben."
Thiem kämpft am Montag bei den French Open um den Einzug in das Viertelfinale. Gegner ist der Franzose Gael Monfils. Die Partie findet als dritte Partie nach 11 Uhr auf dem Court Philippe-Chatrier statt (LIVE-Ticker >>>).