Seit dem Fall von Dominic Thiem aus den Top 100 hat Österreichs Tennis sowohl bei den Herren als auch bei den Damen keinen einzigen Vertreter mehr in diesem elitären Kreis.
Ein Umstand, der natürlich auch dem ehemaligen Weltranglisten-Dritten selbst bewusst ist. Große Sorgen macht sich Thiem deshalb aber nicht.
Schließlich will nicht nur er selbst wieder zurück in die Top 100, auch einigen seiner Landsleute traut er den Sprung in den zweistelligen Bereich der Weltrangliste zu.
"Das ist schon bitter, aber es gibt auch einige Kandidaten die in die Top 100 kommen können. Das ist hoffentlich auch bald wieder der Fall", so Thiem im Gespräch mit LAOLA1.
Thiem: "Mein Herz hängt an der Akademie"
Einen Beitrag dazu soll auch die ATC-Akademie in Traiskirchen leisten. In der von Wolfgang Thiem geführten Ausbildungsstätte sind unter anderem die Profis Sebastian Ofner, Lucas Miedler und Alexander Erler vertreten. Zudem wollen dort auch um die 30 Kinder und Jugendliche den Weg zum Tennis-Profi schaffen.
"Deshalb gibt es ja auch die Akademie in Traiskirchen, damit wir bald wieder Top 100-Spieler haben. Einige haben sicherlich das Potenzial dazu. Ich hoffe, dass das klappt", so Thiem, der selbst in Traiskirchen trainiert, wenn er sich gerade in Österreich befindet, und den Standort damit quasi als seine "Homebase" fixiert hat.
Zuletzt legte er einen mehrwöchigen Trainingsblock in der ATC-Akademie ein, um sich nach seiner langen Verletzungspause wieder in Schwung zu bringen und zurück zu alter Stärke zu finden.
"Mein Herz hängt natürlich ein bisschen an der Akademie und es würde mich richtig freuen, wenn ein Spieler, der mit 12 Jahren hier angefangen hat, es nach vorne schafft. Das wäre schon sensationell. Manche Spieler können es schaffen, aber es ist ein taffer Weg. Sie haben hier alles da, was nötig ist. In erster Linie hängt es von ihnen selbst ab."
Neben einem brandneuen Outdoor-Hartplatz wurden auch die beiden Sandplätze im Freien generalsaniert. Alle Außenplätze verfügen nun über LED-Fluter, die für perfekte Trainingsbedingungen sorgen sollen.
350.000 Euro in Umbauarbeiten investiert
Der Hardcourt verfügt zudem über eine erweiterte multipel nutzbare Sportfläche für beispielsweise Konditionstraining für die Athleten. Auch eine Tribüne könnte auf dieser Fläche aufgestellt werden, um eine etwaige Exhibition zu veranstalten. Insgesamt wurden 350.000 Euro investiert. Der ATC wird unter der Führung von Präsidentin Barbara Muhr von Sponsoren und Gönnern finanziert - ohne öffentliche Gelder. "Alles, was nun (an Geldern) reinfließt, kommt nun direkt den Spielern zugute", so Muhr.
"Ohne diese Unterstützer wäre das nicht möglich gewesen", weiß Wolfgang Thiem. "Da sind mehrere 100.000 Euro reingeflossen. Die Anlage ist mit jener von vor zwei Jahren kaum zu vergleichen. Die Anlage bietet gemeinsam mit dem Fitnesscenter alles, was man für die nächsten Jahre benötigt, damit wir uns auf die sportlichen Leistungen konzentrieren können."
Das sieht auch Sohn Dominic so: "Ich finde die Anlage sehr, sehr cool. Bis auf die Beschwerden mancher Anrainer ist alles perfekt", schmunzelt Thiem bezüglich eines durch ihn ausgelösten Polizei-Einsatzes am Donnerstag.
"Auch die Flutlichtanlage ist perfekt und kaum zu toppen. Man kann dadurch auch im Oktober oder November um 18 Uhr noch draußen spielen. Es ist alles da, was ich brauche und noch wichtiger, was die jungen Spieler brauchen. Immer wenn ich in Österreich bin, wird man mich hier sehen."
Traiskirchen braucht Vergleiche nicht scheuen
Als weitgereister Tennis-Profi hat Thiem schon einige Erfahrungen sammeln können. Dementsprechend aussagekräftig ist die Bewertung des 28-jährigen Niederösterreichers:
"Nur beim Rafa war ich noch nie (Anm.: Rafael-Nadal-Akademie auf Mallorca). Vor zwei Jahren war ich in Nizza in der Akademie von Patrick Mouratoglou (langjähriger Serena-Williams-Coach und aktueller Simona-Halep-Trainer). Es gibt gewisse Sachen, die passen müssen in einer Akademie. In erster Linie geht es um die Plätze und dann sollte es auch ein gescheites Fitness-Center geben. Das gibt es hier in Traiskirchen ebenfalls", so Thiem, der bezüglich ausländischer Spieler auch eine gute Anbindung an den Flughafen als "wichtig" erachtet.
Für die Zukunft ist Wolfgang Thiem auf jeden Fall sehr zuversichtlich: "Wir haben mit der Akademie etwas geschaffen, wo wir vom kleinsten Tennis-Kindergarten bis zum Profi alles abdecken können. Das war immer meine Vision, die ich in den letzten 15 bis 20 Jahren hatte, dass ich jedem mit gutem Gewissen eine gute Ausbildung ermöglichen kann."
Ab September kann die Anlage voll in Betrieb genommen werden. "Dann können wir hoffentlich abliefern und gute Spieler entwickeln", so Thiem.