Der Stachel der Enttäuschung saß bei Dominic Thiem nach der bitteren Auftaktniederlage gegen Martin Klizan beim Generali Open Kitzbühel richtig tief.
"Ich bin nach jeder Niederlage enttäuscht, aber heute war es richtig bitter mit dem vollen Haus und den vielen Fans. Eigentlich war es ein lässiges Match mit einer unfassbaren Atmosphäre. Dass ich das verliere, ist für mich natürlich ein Wahnsinn. Die Enttäuschung ist extrem groß", gab der Niederösterreicher nach dem unerwarteten Achtelfinal-Aus zu.
Wobei Thiem versuchte, die Niederlage auch ein bisschen zu relativieren: "Die Niederlage ist sehr, sehr bitter und sie tut auch weh, das ist aber kein Weltuntergang. Ich habe ein tolles Match vor vollem Haus und schönem Wetter gespielt."
Mit ein Grund für das Achtelfinal-Aus war die mangelhafte Chancenverwertung im dritten Satz. Vier Breakbälle konnte Thiem nicht nützen - das sollte sich am Ende rächen.
Schwächen beim Return
"Bei den Breakbällen habe ich zwei Returnfehler gemacht. Das muss ich mir auf jeden Fall vorwerfen lassen. Da waren schon einige Chancen dabei, die ich normalerweise machen muss", zeigte sich der French-Open-Finalist gewohnt selbstkritisch.
Vater Wolfgang sprach altbekannte Schwächen an: "Es geht um den Return, die Spieleröffnung. Da muss er gleich in eine Position kommen, aus der er sein Spiel aufziehen kann."
Spätstarter Thiem
Auch ein anderes Problem ist altbekannt: Wie schon so oft in seiner Karriere, hatte Thiem Schwierigkeiten ins Spiel zu finden, was in dem deutlichen Verlust des ersten Satzes mündete. "Die Partie war irgendwie typisch für mich, weil ich wieder einmal sehr langsam gestartet bin. Wenn man sich das ganze Jahr anschaut, ist schon ein Schema zu erkennen, dass ich mir am Anfang eines Turniers immer recht schwer tue."
So verwies Thiem unter anderem auf das ATP-1000-Turnier in Madrid, wo er erst im Endspiel gegen Alexander Zverev verlor. "Das war im Nachhinein ein super Turnier von mir. Aber auch dort hätte ich locker in der ersten oder zweiten Runde rausfliegen können. Genauso eine Partie habe ich heute auch gespielt."
Derartige Probleme habe freilich nicht nur Thiem. "Es gibt zur Zeit nur ein oder zwei Spieler, die von Beginn weg die Gegner vom Platz schießen können", so Thiem. Alle anderen Spieler hätten ähnliche Ergebnis-Schwankungen wie er selbst zu verzeichnen. Die Lösung des Problems klingt simpel: "Ich muss generell mein Spiel verbessern."
Setzt sich Thiem zu stark unter Druck?
Angesichts der zuletzt wenig erfolgreichen Vorstellungen vor heimischem Publikum, stellt sich auch die Frage, ob sich Thiem vor den Heim-Events nichts selbst zu stark unter Druck setzen würde. Vater Wolfgang hält dies für "wahrscheinlich. Er will natürlich unbedingt gewinnen, wenn er vor eigenem Publikum spielt. Aber das ist eine Herausforderung, die ein Sportler annehmen muss und der muss er sich stellen."
Dementsprechend will Dominic auch in Zukunft keine Tiefstapelei betreiben. Vor Kitzbühel strich er klar heraus, dass für ihn der Turniersieg das Ziel sei. "Ich habe einfach nur die Wahrheit gesagt, deshalb wird der Druck nicht größer."
US-Tournee steht auf dem Programm
Thiem wird am Donnerstagabend noch im Doppel-Viertelfinale an der Seite von Dennis Novak gegen Jürgen Melzer und Philipp Petzschner spielen. Danach geht es zu den ATP-1000-Turnieren in Kanada und Cincinnatti, wo es in den vergangenen Jahren meist nicht viel zu holen gab. Nach einer Trainingswoche in New York stehen dann die US Open auf dem Programm.
"Das ist das Schöne am Tennis. Wenn es nächste Woche wieder gut läuft, ist das alles wieder relativ schnell vergessen", hofft Thiem, bald wieder für positive Schlagzeilen sorgen zu können.