So stellt sich wohl niemand ein Viertelfinale auf Masters-Ebene vor.
Nicht einmal eine Stunde nach Spielbeginn fand sich Dominic Thiem erneut in den Katakomben des Center Courts in Montreal wieder. Nur 56 Minuten benötigte sein Gegner - der zurzeit stark aufspielende Russe Daniil Medvedev - um seinen zweiten Masters-Halbfinal-Einzug zu fixieren.
Bereits nach dem ersten Game war klar ersichtlich: Österreichs Nr. 1 wirkt müde. Immer wieder schnaufte der Lichtenwörther tief durch, in Ballwechseln fehlte jegliche Spritzigkeit, sowie das für Thiems Spielweise so essenzielle Tempo.
Grund für diese schwache Leistung sei eine Verkühlung, die sich Thiem bereits kurz nach seiner Ankunft in Montreal zuzog, wie der 25-Jährige bei der Pressekonferenz nach dem Spiel erklärt: "Gestern und vorgestern war es noch okay, ich bin auch relativ locker in die Matches reingegangen. Das hat gut funktioniert. Heute war es am Platz ein bisschen schlechter."
Jetlag kostete Kraft
Nach nur 30 Minuten fixierte Medvedev den ersten Satz, Gegenwehr vom Österreicher kam keine. Bereits zu diesem Zeitpunkt schien praktisch fix, dass Thiem dieses Aufeinandertreffen nicht mehr gewinnen würde. Die Leistung Medvedevs nicht schmälern wollend erklärt die Nummer vier der Welt: "Am dritten, vierten Tag ist die Verkühlung immer am Höhepunkt. Außerdem hat das Ganze mit dem Herreisen und mit dem Jetlag rein in die Verkühlung Kraft gekostet. Heute war ich einfach komplett hin", gesteht Thiem.
Medvedev gelang damit gleichzeitig die perfekte Revanche für die klare Final-Niederlage beim ATP-Turnier von Barcelona im April. Generell zählt der Russe wohl zurzeit zu den besten Hardplatz-Spielern der Welt - auch für einen fitten Dominic Thiem wäre es am Freitag wohl schwer geworden. Auch Manager Herwig Straka wollte die Verkühlung nicht als Ausrede hernehmen. Dennoch war es laut Straka "schwer zu übersehen, dass er nicht fit war. Wir sind auf einem guten Weg und er ist eigentlich sehr gut in Form."
Thiem wollte nicht w.o. geben
Im Netz fragten sich kurz nach der Niederlage bereits viele Tennis-Fans, weshalb Thiem nicht einfach aufgab. Wie der 25-Jährige erklärt, wollte er nicht w.o. geben, es wenigstens versuchen.
Immerhin konnte der Lichtenwörther mit einer amüsanten Szene das Publikum für sich gewinnen. Nach einem Aufschlag-Netzroller Thiems spielte Medvedev den Ball zurück, der Österreicher kontrollierte den heranfliegenden Ball artistisch mit seinem Fuß. Kurz nach seiner Niederlage meldet sich der 25-Jährige bereits mit dieser Szene zu Wort und zeigt sich humorvoll: "Manche Dinge haben heute dann doch geklappt".
Die Szene im VIDEO:
Some things still worked out today ⚽️ https://t.co/jehyZwhymE
— Dominic Thiem (@ThiemDomi) August 9, 2019
Am Ende kann der Österreicher dennoch zufrieden sein. Zum ersten Mal in seiner Karriere gelang Thiem ein Sieg in Montreal, mit dem Viertelfinal-Einzug kommen 170 Punkte im ATP-Ranking dazu.
Nun gilt der volle Fokus auf das nächste Masters-Turnier, das bereits in der kommenden Woche stattfindet - sofern die Verkühlung bis dahin wieder Geschichte ist. "Jetzt werde ich schauen, dass ich bis Cincinnati wieder voll fit werde", zeigt sich Thiem kämpferisch.