Erster Masters-1000-Titel nach Finalsieg über Superstar Roger Federer - das läuft österreichischen Tennis-Fans wie Öl die Kehle runter.
Ausgerechnet in der Oase inmitten der Wüste hat sich der Sand im Getriebe von Dominic Thiem in Luft aufgelöst. Der 25-jährige Niederösterreicher hat sich nach schwachem Saisonstart in Kalifornien von der Krise zur Sternstunde gespielt.
"Großer Sport! Und es gibt wenige, die sich das mehr verdienen als er. Wie das zuletzt krumm gelaufen ist und was er die letzten zehn, 15 Jahre hackelt, das ist eigentlich nur gerecht", sagt sein Trainer Günter Bresnik, der den bisher größten Triumph seines Schützlings als TV-Co-Kommentator in Österreich verfolgte.
Nach dem Finalsieg über Federer ist Thiem seit Montag wieder Nummer 4 der Tennis-Welt.
Thiem: "Das macht mich am glücklichsten"
Noch einmal auf den dritten Sieg über den 20-fachen Grand-Slam-Sieger Federer zurückblickend, sah Thiem den Beginn des zweiten Satzes als Schlüssel. Da hatte er zwei Breakbälle abgewehrt und dann selbst dem Schweizer das Service zum 3:1 abgenommen.
"Es ist ein Riesenunterschied, ob es 3:6,2:3 mit einem Break gegen mich steht, als wenn es 3:6,4:1 steht. Von dem Moment an war es ein sehr offenes Match auf Augenhöhe mit glücklicherem Ende für mich", sagte Thiem.
Die Glücksgefühle nach dem Sieg waren auch eine Stunde nach dem Matchball noch nicht abgeklungen. "Was mich am glücklichsten macht, ist, dass ich den ersten Masters-Titel geholt habe. Den kann mir keiner mehr wegnehmen. Nachdem ich zwei Finali in Madrid verloren habe, ist das eine Riesensache für mich", erklärte Thiem.
Ein "besserer" vierter Platz
Dass es gegen Federer gelungen ist, macht dies auch speziell. "Es ist für uns alle eine Riesen-Ehre, gegen ihn zu spielen, weil er einfach so viel gewonnen hat", streute Thiem dem Schweizer Superstar Rosen.
Der Aufstieg zurück auf Platz 4 im ATP-Ranking ist freilich auch eine erfreuliche Randerscheinung des zwölften Turniersiegs von Thiem. "Es ist sehr, sehr schön, weil ich finde, es ist jetzt ein 'besserer' vierter Platz als damals vor zwei Jahren. Ich habe mehr Punkte, habe ihn mir selbst erarbeitet und habe eine super Ausgangsposition für die kommende Saison."
Lob für Massu
Der schon angesprochene chilenische, zweifache Olympiasieger Massu im Team hat für Thiem auch einigen Anteil am Erfolg. "Es war sehr gut. Er hat mich gut auf die Matches eingestellt. Er ist ein super Motivator von draußen. Die Basis, dass ich den Titel gewonnen habe, haben wir in den Tagen zuvor hier in Indian Wells gelegt", erzählte der French-Open-Finalist 2018. "Da haben wir wirklich sehr gute Trainingseinheiten gehabt. Das war sehr intensiv und wir haben mich zurück auf körperlich und spielerisch gutes Niveau gebracht. Das waren super drei Wochen."
Für ihn und Österreichs Tennis war es eine Sternstunde. Noch nie zuvor hat ein Österreicher in Indian Wells gewonnen, Thiem ist nach Thomas Muster (8 Triumphe) erst der zweite ÖTV-Spieler überhaupt, der in dieser Kategorie (früher Super 9 genannt) einen Titel geholt hat.
Nicht nur beim 3:6,6:3,7:5-Erfolg gegen den großen Federer, auch schon im Halbfinale gegen Milos Raonic zeigte sich Thiem wieder von seiner besten Seite: Großartige Aufschlagleistungen, krachende Vorhandschläge, wieder mehr Varianten und auch seine Rückhand longline. Thiem hat sein Spiel wiedergefunden und erinnerte an sein wohl bisher bestes Match. Im US-Open-Viertelfinale gegen Rafael Nadal hatte er im September 2018 zwar verloren, aber erst nach fünf Sätzen und einem echten "Klassiker".
Thiem will Momentum nutzen
Man darf gespannt sein, wie die Reise für Thiem nun weitergeht. Gerade bei den Masters-1000-Turnieren hatte er ja in den vergangenen Jahren immer wieder einige Events wegen Verletzungen oder Verkühlungen versäumt oder eben auch nicht die nötige Form gezeigt. Nun hat er gleich das erste der neun Events, die von der Wertigkeit her gleich nach den vier Grand-Slam-Turnieren kommen, gewonnen.
Schon ab dieser Woche steht das zweite 1000er des Jahres auf der neuen Anlage in Miami (man ist von Key Biscayne übersiedelt) auf dem Programm. "Ich freue mich. Es kommt nicht oft vor, dass wir einen neuen Club entdecken dürfen auf Masters-1000-Ebene. Ich habe schon gehört, dass der Belag gut ist, dass die Anlage riesengroß und schön ist."
Erste Stimmen aus Miami sagen, dass der Belag eher langsam ist, das wäre für Thiem keinesfalls ein Nachteil. "Ich werde heute und morgen den heutigen Sieg genießen und mich dann auf Miami vorbereiten." Und Thiem, dem Ähnliches nach dem tollen Match gegen Nadal in New York auch gelungen war, versprach: "Ich werde natürlich alles versuchen, dass ich das gute Momentum weiterbringe."