Im Oktober 2024 ging die beeindruckende Karriere von Dominic Thiem zu Ende.
Als US-Open-Gewinner von 2020 hat der 31-jährige Niederösterreicher einen fixen Platz in der Tennis-Geschichte, den ihm keiner mehr streitig wird machen können.
Der größte Triumph des Tennis-Stars erwies sich im Nachhinein aber auch als großer Wendepunkt in seiner Karriere: Auch aufgrund seiner folgenschweren Handgelenkverletzung ein paar Monate später konnte er danach keinen einzigen ATP-Titel mehr gewinnen.
Nun gab er in der Sky-Sendung "RIESENrad - Sportgrößen im Waggon 28" erstmals tiefere Einblick in seine Gefühlswelt in dieser Zeit.
Thiem: "War emotional und körperlich ausgelaugt"
Nach dem US-Open-Sieg sei laut dem Lichtenwörther nichts mehr wie zuvor gewesen. Thiem hörte kurzzeitig auf, sich ehrgeizige Ziele zu setzen – eine Entscheidung, die er heute als Fehler betrachtet.
"Im Spitzensport darf man nicht stehen bleiben, während alle anderen weitermachen“, resümierte er. Er hatte angenommen, dass mit dem Titelgewinn der Druck nachlassen würde, doch letztlich erkannte er, dass er genau diesen Druck brauchte, um weiterhin erfolgreich zu sein.
Rückblickend beschreibt Thiem seine Karriere als eine Art abgeschottete Welt, in der sich alles nur um den großen Traum drehte, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.
Als er dieses Ziel erreicht hatte, verspürte er das Bedürfnis, für eine gewisse Zeit aus dem Tenniszirkus auszubrechen und ein normales Leben zu führen. Doch die Erwartungen von außen blieben hoch. "Das Letzte, was ich damals wollte, war sofort zum nächsten Turnier zu reisen – ich war emotional und körperlich vollkommen ausgelaugt“, erinnerte er sich.
Zufrieden mit Karriereende
Nach einer intensiven Vorbereitungsphase und dem Turnier in Zadar wurde ihm endgültig klar, dass seine Zeit als Profi-Tennisspieler sich dem Ende zuneigte. Trotzdem wollte er noch in Kitzbühel und Wien aufschlagen, da er zu diesen Turnieren eine besondere Verbindung hatte. Im Mai 2024 machte er dann offiziell Schluss.
"Ich bin rundum zufrieden. Es war eine fantastische Zeit. Ich bin froh, dass ich dieses Kapitel gut abschließen konnte und jetzt glücklich bin“, sagte er zum Abschied von seiner Tennis-Karriere.
Erinnerungen an die Anfangszeiten
Thiem sprach im Interview auch über seine Anfangsjahre: Seine Begeisterung für Tennis entdeckte er früh, da seine Eltern eine Tennisschule führten. "So kam ich zum Sport“, erzählte Thiem und erinnerte sich an seine ersten Turniere. Den Weg zum Grand-Slam-Sieg beschreibt er im Vergleich zu jungen Stars wie Alcaraz oder Sinner als "schrittweise".
Als Kind machte es ihm vor allem Spaß, auf dem Platz zu stehen, doch mit der Zeit wurde dieser Spaß zur Leidenschaft und schließlich zum unermüdlichen Streben nach Höchstleistungen. "Es fühlt sich an wie ein Rausch“, so Thiem.
Bereits mit zwölf Jahren begann er, intensiv zu trainieren, und stellte sein gesamtes Leben in den Dienst des Tennissports. Oft hatte er das Gefühl, dass seine persönliche Entwicklung dabei auf der Strecke blieb – er empfand sich innerlich als Kind, während er äußerlich als reifer Spitzensportler wahrgenommen wurde.
Nach seinem großen Erfolg in New York beschäftigte er sich zunehmend mit anderen Themen, was seine Leistung auf dem Platz beeinträchtigte. Dennoch sieht er diese Zeit als wertvoll für seine persönliche Weiterentwicklung.