Tirante, Thiago Agustin TIR
Thiem, Dominic THI
Endstand
2:0
6:2 , 6:4
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Thiem: "Es hat sich in mir drinnen der Film abgespielt"

Emotionaler Abschied von Dominic Thiem aus Kitzbühel - Ein Ort, der für den Lichtenwörther "immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird".

Thiem: Foto: © GEPA

Dominic Thiem und Kitzbühel - Es war eine Liebesbeziehung, die am Dienstag emotional endet.

Der 30-Jährige verliert sein letztes Einzel in der Gamsstadt deutlich in der ersten Runde gegen Thiago Agustín Tirante (ATP-101.) mit 2:6, 4:6 (Spielbericht>>>). Das Ergebnis bei seinem zwölften und letzten Auftritt in Kitzbühel ist Nebensache, die Erinnerungen stehen im Vordergrund.

"Für mich ist das Match auch leider in den Hintergrund gerückt. Es hat sich in mir drinnen schon während des Matches der Film abgespielt, von den ganzen wunderschönen Auftritten, die ich hier in Kitzbühel gehabt habe", erklärt Thiem. 

Nach dem Spiel, welches vor ausverkauftem Haus mit insgesamt 5.800 Zusehern unter Flutlicht vonstatten geht, wird es emotional. 

"Ich kann nur Danke sagen an euch alle. Danke an das Turnier, das mir von Tag eins meiner Profikarriere an alle Möglichkeiten beschert hat. Was wir gemeinsam für einen Weg gegangen sind", beginnt ein gefasster Thiem seine Abschiedsrede.

"Kitzbühel wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben"

"Jeder einzelne Auftritt bleibt unvergesslich. Ich habe so viel erlebt in meiner Tennis-Karriere, aber Kitzbühel wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben", blickt die ehemalige Nummer drei der Welt nochmal zurück.

Von diesen wunderschönen Momenten gibt es eine Menge. Insgesamt schlug der Lichtenwörther zwölf Mal in der Gamsstadt auf. Den Anfang machte 2010 sein Debüt auf der Challenger Tour. Nur ein Jahr später folgte der erste Auftritt in einem Hauptbewerb auf der ATP-Tour, der dann auch die ersten Punkte einbrachte. Eine Erinnerung, die - wie Thiem später im "ServusTV"-Interview erzählt -, bei den letzten Punkten gegen Tirante nochmal hochgekommen ist.

2013 gewann der spätere US-Open-Sieger in Kitzbühel erstmals ein Viertelfinale und das ausgerechnet gegen Jürgen Melzer, der nun der Trainer von Österreichs-Nachwuchshoffnung Joel Schwärzler ist. Wiederum nur zwölf Monate danach schlug der Rechtshänder in seinem ersten ATP-Finale in der Gamsstadt gegen David Goffin auf.

2019 folgte die Krönung, der Titel in Kitzbühel, der dann auch beim Matchball im Kopf von Thiem auftauchte: "Es sind viele Erinnerungen von den ganzen Jahren hochgekommen und da waren ganz besondere dabei. Die ersten ATP-Punkte und der Titel 2019, wie schön das war. Diese ganzen Gefühle sind dann bei den letzten Punkten und beim Matchball nochmal hochgekommen."

Missglückte Thiem-Show zum Abschied: "Nochmal meine besten Schläge zeigen"

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Die Niederlage in seinem Abschiedsspiel gegen Tirante sei, anders als bei den zehn Antreten in Kitzbühel zuvor, "keine absolute Katastrophe mehr" gewesen. Dem 30-Jährigen war es viel mehr wichtig, "dass ich das ganze nochmal richtig genieße". 

"Ich glaube, das Match heute ist etwas in den Hintergrund gerückt, mit den zwölf Auftritten, die ich da hatte, mit den ganzen wunderschönen Erlebnissen", so der langjährige Top-Ten-Spieler.

"Natürlich wollte ich nochmal ein gutes Match spielen, aber das ist mir nur sehr sporadisch gelungen. Ich hab nochmal versucht, ein paar Mal mein bestes Tennis zu zeigen. Ich wollte schon ein paar Rüchand-Longline-Winner spielen, weil das schon auch der Schlag war, der mich ausgezeichnet hat. Ich habe gewusst, dass es spielerisch schwer wird. Ich habe versucht, dem Publikum eine gute Show zu bieten", weiß auch Thiem, dass der heutige Auftritt nicht mehr an jene von alten Tagen herankommt.

Doch dies stand an diesem Dienstag nie im Vordergrund. Thiem wollte sich noch einmal verabschieden, auch vor den Augen seiner gesamten Familie. Denn Familie "ist auch das, was auch über die Karriere hinaus bleibt". 

Antonitsch adelt Thiem: "Erfolgreichster Tennis-Spieler, den wir je hatten"

Die Abschiedsparty ist den Turnier-Veranstaltern und den Fans auf jeden Fall gelungen. Nach dem Spiel gab es eine Ehrung, bei der zunächst in Video-Sequenzen Thiems größte Momente gezeigt wurden, danach erhielt er eine wertvolle, neu designte Kitzbühel-Gams, die mit Diamanten und Swarovski-Steinen besetzt ist.

"Es war nochmal ein wunderschöner Abend, den mir die Fans heute geschenkt haben", bedankt sich Thiem wiederholt bei den treuen Zuschauern.

Das weiß auch ein sichtlich emotionaler Turnier-Direktor Alex Antonitsch, der Thiem anschließend sogar eine Stufe über Thomas Muster stellt: "Ich möchte Danke sagen, Dominic. Wir sind gemeinsam gewachsen. Für mich der erfolgreichste Tennis-Spieler, den wir je hatten. Für mich auch einer der größten Sportler, die wir gehabt haben."

Die Wünsche des Dominic Thiem und die ewige Kitz-Wildcard

Und wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages ja ein überraschendes Comeback, der ehemaligen Nummer drei der Welt. Die Tür dafür stößt der Turnier-Direktor dann selbst auf: "Solltest du es dir irgendwann überlegen, nochmal Bock auf Tennis spielen zu haben, wir werden immer eine Wildcard für dich haben", gibt Antonitsch ein Versprechen an Thiem ab.

Die schönsten Momente in der Karriere von Dominic Thiem


Zum Abschluss äußert Thiem, der als "nette Person in Erinnerung behalten" werden will, noch einen Wunsch in Richtung Fans: "Dass es so weitergeht, dass diese Euphorie so weitergeht. Dass wenn ich 2034 als Fan wieder herkomme, wir bis dahin weiter immer volles Haus hatten, denke ich, dass ich einen guten Job gemacht habe, was meine Legacy betrifft. Das ist mein großer Wunsch, dass dieser Sport in so einem guten Zustand bleibt, wie er jetzt ist."

Im Doppel geht es noch weiter

Und damit endet nicht nur eine einzigartige Kitzbühel-Laufbahn, sondern auch die gesamte Sandplatz-Karriere von Thiem. Das Turnier in der Gamsstadt war der letzte Auftritt der ehemaligen Nummer drei auf der roten Asche. Thiem, der mit sechs Jahren mit dem Tennis begonnen hat, gewann zehn seiner 17 Titel auf Sand.

Wobei der letzte Punkt in Kitzbühel noch nicht gespielt ist. Am Mittwoch setzt der Lichtenwörther an der Seite von Daniel Altmaier sein am Montag abgebrochenes Doppel fort. Zum Zeitpunkt des Abbruches führte die Paarung gegen Alexander Erler und Andreas Mies mit 7:6, 3:5.

Karriere-Ende in Wien: "Es war mein großer Traum, wie ich jung war"

Anschließend neigt sich die außergewöhnliche Karriere des ehemaligen Davis-Cuppers dem Ende zu. Ende August wird Thiem nochmal an den Ort seines größten Erfolges zurückkehren, den US Open. Bezüglich einer Wildcard hat das Thiem-Team bereits angefragt, aber "noch keine Info" erhalten. Bei einer Absage wird sich der große Fußball-Fan in der Qualifikation versuchen.

Ende Oktober wartet der große Abschied bei den Erste Bank Open in Wien. Dort will er mit einem Kindheitstraum den finalen Schlussstrich setzen: "In Wien will ich noch einmal alles geben. Es war mein großer Traum, wie ich ganz jung war, dass ich meine Karriere eines Tages in Wien beenden werde."

Für die Zeit danach hat Thiem noch keine genauen Pläne, er will aber "ohne Jubel und Trubel in ein normales Leben finden und ein bisserl Abstand von dem Ganzen gewinnen". 

Dem Tennis-Sport will einer der größten Tennis-Spieler Österreichs aber erhalten bleiben.

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