Einmal noch raubt Dominic Thiem in Kitzbühel allen anderen Österreichern die Show.
Der 30-jährige Ex-US-Open-Sieger verabschiedet sich bei seinem zwölften Antreten in der Gamsstadt von seinen Fans in Tirol, in Wien im Herbst in der Stadthalle folgt der tatsächliche Showdown.
Thiem trifft bei seinem letzten Sandplatzturnier am Dienstag (19.30 Uhr) beim Generali Open auf Thiago Agustin Tirante aus Argentinien (ATP-101.) und ist leichter Außenseiter.
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Dennoch will Thiem alles daran setzen, mit einem Sieg im ersten Duell mit dem Båstad-Halbfinalisten der Vorwoche seinen Kitz-Abschied zu verlängern. Große Wehmut sucht man bei Thiem aber vergebens.
"Ich freue mich extrem auf die Woche. Ich bin auch schon seit Dienstag da, so früh bin ich noch nie angereist. Dementsprechend habe ich eine Top-Vorbereitung gehabt." Er werde am Dienstag alles geben. "Ich will eine gute Show bieten und mich auch noch einmal gescheit bei den Zuschauern mit einem richtig guten Match bedanken. Ich hoffe, wenn alles gut läuft, dass es noch nicht das letzte Match sein wird."
Da, wo Besonderes passiert
In der Woche vor Gstaad, wo er in der Vorwoche nach einem fast dreistündigen Match in Runde eins ausgeschieden ist, hat er wieder intensiver mit dem Training begonnen. Den Auftritt in der Schweiz sah er als Vorbereitung für Kitzbühel, wo er 2019 den Titel geholt und 2014 sowie im Vorjahr im Endspiel gestanden ist.
In Kitzbühel sei für ihn jedes Jahr (außer 2017, 2020 und 2021, wo er nicht gespielt hat, Anm.) etwas Besonderes passiert.
"Im ersten Jahr waren es die ersten ATP-Punkte. Das ist für jeden Tennisspieler was Besonderes, ein Tag, an den ich mich immer erinnern werde. Das erste Finale, das Doppel-Finale 2016, natürlich 2019 der Sieg und die große Erleichterung, das war sensationell. Letztes Jahr war die Kirsche auf der Sahnetorte, unerwartet noch einmal ein Finale zu spielen."
Noch nicht endgültig fix ist für Thiem, ob das Generali Open sein dritt- oder doch viertletztes Turnier seiner Karriere ist. Denn falls Andy Murray für Olympia passen muss, könnte noch ein Fenster für ihn aufgehen.
"Ich glaube, dass es noch eine ganz minimale Chance auf Olympia gibt. Wenn, wird man es in den nächsten Tagen erfahren. Wenn ich nicht Olympia spiele, dann ist US Open das nächste." Auch da werde er in den nächsten Wochen erfahren, ob es Hauptbewerb wird oder Qualifikation. "Dann ist Wien das letzte (Turnier). Stand jetzt ist Kitzbühel das drittletzte Turnier."
Noch kullern die Tränen nicht
Tränen des Abschieds wird es bei ihm wohl kaum geben. "Ich weiß nicht, wie es in Wien sein wird. Es werden sicher viele Emotionen kommen", sagt der 17-fache ATP-Turniersieger. Aber: "Die letzten zwei Jahre waren doch ein langer Prozess. Von voll reinfighten, wieder zurückzukommen bis zu einer leichten Stagnation bis hin zur Akzeptanz, dass es wahrscheinlich nicht mehr reichen wird."
Als zweiten Punkt nannte Thiem auch eine große Zufriedenheit mit seiner Karriere. "Wenn ich zurückdenke, als kleines Kind, habe ich mir das, was ich erreicht habe, nie erwartet. Mehr zu erreichen, als ich mir erträumt habe, macht es einfacher und ich kann gut damit abschließen."
Thiem will dem Tennis nicht komplett den Rücken kehren. Von der APA auf eine Aussage von Roger Federer nach dessen Rücktritt angesprochen, stimmte Thiem dem Schweizer Superstar zu.
"Das ist eine richtig gute Aussage von Roger Federer, er will kein Geist sein. Dem stimme ich hundertprozentig zu. Natürlich will ich mich vielen anderen Projekten widmen, aber Tennis hat mir so viel gegeben, so viele schöne Momente und wichtige Erfahrungen, dass es dumm wäre, die nicht weiterzugeben und zu versuchen, zu helfen, dass das Tennis in Österreich in einer guten Position bleibt."
In welcher Form wisse er noch nicht. "Tennis wird auf jeden Fall ein großer Bestandteil meines Lebens bleiben."
Ofner ist zuversichtlich
Bereits zuvor hatte die österreichische Nummer eins den Medien Rede und Antwort gestanden. Auch Sebastian Ofner steigt am Dienstag ins Turniergeschehen ein, und hat mit Lukas Neumayer einen Österreicher zum Gegner.
"Es geht mir definitiv schon besser. Mit den Fersen noch nicht hundertprozentig, aber ich bin guter Dinge, dass ich voll spielen kann", sagte Ofner, der kürzlich wegen Problemen an beiden Fersen in Hamburg nicht angetreten ist. Er schätzt sich körperlich "bei 85 bis 90 Prozent" ein. "Wenn es nur ein bisserl weh tut, kann ich damit schon ganz gut umgehen."
Der Kitz-Halbfinalist von 2017 war im Vorjahr nach Matchbällen und klarer Führung in Runde eins ausgeschieden, das will er freilich vergessen machen. Obwohl es für Ofner die Olympia-Generalprobe ist, ist der Turnierauftritt in Kitz für ihn "vielleicht sogar noch eine Spur wichtiger". "Wenn ich gut spiele, und punkte, komme ich meinem Ziel (Erhalt der Top 50 per Jahresende, Anm.) wieder näher. Und natürlich ist Olympia was ganz Neues. Ich bin megahappy, dass ich es geschafft habe, und es ist nur alle vier Jahre. Das ist das größte Sportevent überhaupt und da einmal dabeizusein, ist sicher ein Erlebnis."
Gegen Neumayer erwartete Ofner "sicher kein einfaches Match" als Favorit. "Das ist nie so einfach vor allem bei einem Heimturnier, aber ich bin guter Dinge, wenn ich meine Leistung abrufe, dass ich eine gute Chance habe."