Thomas Muster, die ehemalige Nummer eins der Tennis-Welt, ist kein Mann der leisen Töne. Zu Beginn der Erste Bank Open äußert sich der als Botschafter des Turniers fungierende 50-Jährige zur Lage des österreichischen Tennis.
Die Entwicklung des Turniers erachtet er als positiv. Ein Dorn im Auge ist ihm die Infrakstruktur und Förderung österreichischer Tennisspieler. Die Sponsoren-Suche gestaltet sich laut Muster aus Compliance-Gründen schwierig. Er hat einen klaren Auftrag an die Politik.
Stadthallen-Umbau? "Wir sind nur Mieter"
"Das Turnier ist dort angekommen, wo es hingehört. Ich bin der Meinung, dass eine Stadt wie Wien das braucht, wobei ich das als Tennisfan sage", erklärt Muster. "Dieses Turnier ist für Wien sozusagen das Rolling-Stones-Konzert für Tennisfans", meint der 44-fache Turniersieger.
Die Stadthalle selbst ist freilich nicht mehr auf dem letzten Stand. "So schlecht wäre ein Umbau nicht, man könnte sie auf modernen Standard bringen, aber das ist nicht unsere Geschichte, weil wir nur Mieter sind", so Muster.
Kritik übt Muster hingegen an den gesetzlichen Richtlinien in Sachen Compliance, die die Sponsorensuche nicht gerade erleichtern.
"Ich halte das für einen politischen Wahnsinn. Es kann heute niemand mehr ein Geschenk annehmen, aber wenn ich heute Firmenchef bin oder einen Konzern leite und ich kann nicht mehr Kunden einladen, weil das ein Anbahnungsgeschäft sein könnte, ist das für mich lächerlich", sagt Muster zur APA.
"Sponsoren trauen sich oft auch nicht mehr, Entscheidungen zu treffen, weil sie um ihren Sessel Angst haben", glaubt der ehemalige Weltranglisten-Erste und fügt hinzu: "Am Geld würde es nicht scheitern."
"Manchmal glaube ich, mein Hund hat ein besseres Leben, als manche, die in der Südstadt trainieren müssen"
Unabhängig von Geldgebern aus der Wirtschaft wundert sich Muster darüber, dass der zweitgrößte Sport in Österreich so wenige Finanzmittel aus der öffentlichen Hand erhält. Und kritisiert u.a. auch den Zustand des Leistungszentrums in der Südstadt.
"Manchmal glaube ich, mein Hund hat ein besseres Leben, als manche, die in der Südstadt trainieren müssen", so Muster.
Muster mit Auftrag an Politik
Wer immer der nächste Sportminister sein werde, dieser solle sich mit der Sportinfrastruktur in Österreich beschäftigen - und dabei eben auch auf das Tennis nicht vergessen. "Was Österreich in den letzten 20 Jahren im Tennis produziert hat, ist für diesen Weltsport nicht unbedeutend."
Im Sportstättenbau würde sich Muster überhaupt eine Entpolitisierung wünschen. "Warum kann man in Österreich nicht unpolitisch und gemeinsam Dinge bauen? Nicht lauter Retorten, die man wieder rückbaut. Ein Land wie Österreich kann sich auf ein paar Sportstätten und Trainingszentren einigen und das reicht auch."
Ob Armin Assinger als vor kurzem bestimmter Aufsichtsratsvorsitzender der neu geschaffenen Bundes-Sport GmbH da Abhilfe schaffen kann? Muster: "Man versucht die Sportförderung zu erleichtern, indem man das mit einer GmbH umgeht." Man werde sehen, wie sich das auswirkt. Dennoch kritisiert er, was im Vergleich für den Skiverband oder den Fußball ausgegeben wird.